Preisfrage: Was haben AC/DC, die Doors, INXS, Led Zeppelin, die Manic Street Preachers, Queen oder auch T.Rex gemeinsam?
Antwort: Sie spielen handgemachten Rock. Handgemacht - richtig und klar, auch die Bezeichnung 'Rock' ist in Ordnung, wenn man diese Stilrichtung als Oberbegriff nimmt, denn die musikalische Ausrichtung o.g. Bands ist doch recht unterschiedlich.
Aber, und nun kommen wir zu des Pudels Kern der Gemeinsamkeiten: Sie haben alle auf tragische Weise ein wichtiges Bandmitglied verloren. Ja, auch die Manics haben diese Phase leider durchleben müssen. Im Jahr 1995 verschwand der sensible und seit seiner Kindheit unter Depressionen leidende Gitarrist und Songwriter Richard James Edwards, der die Band nicht nur musikalisch maßgeblich prägte sondern seinen Mitstreitern als sogenanntes i-Tüpfelchen das etwas außergewöhnliche Outfit verpasste, auf mysteriöse Weise aus seinem Hotelzimmer und ward nie mehr gesehen.
Bis dahin hatten die Manic Street Preachers drei wichtige Alben veröffentlicht: "Generation Terrorists" (1992), "Gold Against The Soul" (1993, in dem Jahr erlag übrigens auch ihr Manager und Freund Phil Hall seinem Krebsleiden) und "The Holy Bible" (1994), die Sony nun in der Reihe "Original Classic Albums" als Box Set das Licht der Welt neu erblicken lässt. Alle drei Platten werden in so genannten 'Cardboard-Sleeves' als Mini Vinyl Replicas mit den Originalcovern angeboten.
Diese Scheiben waren damals ein wichtiger Schritt für die vier Rebellen, die mit ihrer Mischung aus Punk der Marke Clash und Ramones, Glam Rock im Stil von Cheap Trick, Britpop ( The Jam) und Stadionrock à la Guns N'Roses eine eigene musikalische Nische gefunden zu haben schienen. Rich verfasste die Lyrics, in denen man sich nicht nur gesellschaftskritisch äußerte, auch gegen die aktuelle Musikszene wurde recht selbstbewusst und ausgiebig angestunken. So erspielten sie sich eine stetig wachsende, treue Anhängerschaft.
Dies sollte sich jedoch im Laufe ihrer weiteren musikalischen Karriere, speziell nach dem Verschwinden von Rich, grundlegend ändern. Der Sound der Waliser wurde radiotauglicher, ja man kann diesen ohne weiteres als Mainstream bezeichnen, was den Fans der ersten Stunde nicht sonderlich zusagte. Somit änderte sich natürlich auch das Fanlager, aber das soll hier nicht das grundlegende Thema sein.
Mit ihrer selbst finanzierten Single, "Suicide Alley" (1989), bekam die Band hervorragende Kritiken und konnte so die Aufmerksamkeit der Plattenbosse auf sich lenken. Man merkte recht schnell, dass hier ein 'musikalisches Pflänzchen' heran wuchs, um dass zu mühen es sich lohnte. Columbia machte am Ende das Rennen um die Waliser.
Das kraftvolle Debütalbum "Generation Terrorists" brachte auch gleich den ersten größeren Erfolg. Die Platte verkaufte sich nicht nur auf der Insel hervorragend, in Japan konnte man ebenfalls Fuß fassen. Mit der Ballade "Motorcycle Emptiness" gelang ihnen sogar ein Stück, das noch heute nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat und zum Standard eines jeden Live-Konzertes gehört. Auch der Opener "Slash N'Burn" und You Love Us" sind nach wie vor Band-Klassiker.
Gern werden in der Medienlandschaft hinsichtlich des musikalischen Stils der Platte Vergleiche mit Guns N' Roses gezogen, diese sind auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Gespickt ist das Teil mit engagierten Texten und genießt sowohl bei Fans als auch Kritikern einen gleichermaßen hohen Stellenwert.
"Gold Against The Soul" wird von den Manics-Fans als das schwächste Album bezeichnet weil es ihrer Meinung nach fast schon mainstreamhafte Züge angenommen hatte, dennoch konnte man der Platte eine gewisse Sperrigkeit nicht absprechen. Kompetente Beispiele dafür sind "Yourself", "Symphony Of Tourette" und der Titelsong. Diese wirken wie dazwischengestreute Fremdkörper. Dazu kam, dass Rich eine völlig neue Seite seines 'Ichs' beim Schreiben der Songtexte offenbarte - die eines Poeten. Wo blieb die ursprüngliche Wut und Aggression?
Die Platte verschaffte ihnen sogar einen Auftritt als Support für Bon Jovi, das allein sagt ja schon einiges aus. Da passten das radiotaugliche "La Tristesse Durera (Scream To A Sigh)" und das die Ohrmuscheln wunderbar schmeichelnde "Roses In The Hospital" wie die berühmte Faust aufs Auge, was nicht heißen soll, dass die Nummern schlecht sind, im Gegenteil. Offensichtlich hat die Band (auch heute noch) ein Händchen für schöne Melodien. Klar, dass mit dieser Stiländerung viele Fans der ersten Stunde vergrault wurden. Und doch warne ich davor, der Scheibe vollends den Mainstream-Stempel aufzudrücken, dafür hat sie immer noch viel zu viele Ecken und Kanten. Gibt man ihr eine Chance und gönnt man ihr einige Hördurchgänge, wird man sie am Ende genau so lieben, wie ihre beiden 'Geschwister'.
Auch wenn "The Holy Bible" mit dem locker-flockigen "Yes" eröffnet wird, so kann es nicht darüber hinwegtäuschen, dass die folgenden Songs einen sehr düsteren, teilweise sogar richtig selbstzerstörerischen Gesamteindruck hinterlassen, was nicht nur an den Texten liegt, die vordergründig von Hass, Zerstörung, Tod und Depressionen handeln. Auch die Musik ist weniger eingängig, eher sperrig. Man hat unweigerlich das Gefühl, alle Stücke zusammengenommen sind kleine Vorahnungen auf das, was da 1995 kommen sollte (siehe oben). Wenn man sich den Text von "Die In The Summertime" zu Gemüte führt, dann ist diese Vermutung, im Nachhinein betrachtet, nicht ganz abwegig:
»Scratch my leg with a rusty nail, sadly it heals
Colour my hair but the dye grows out
I can't seem to stay a fixed ideal
Childhood pictures redeem, clean and so serene
See myself without ruining lines
Whole days throwing sticks into streams
I have crawled so far sideways
I recognise dim traces of creation
I wanna die, die in the summertime, I wanna die
The hole in my life even stains the soil
My heart shrinks to barely a pulse
A tiny animal curled into a quarter circle
If you really care wash the feet of a beggar
I have crawled so far sideways
I recognise dim traces of creation
I wanna die, die in the summertime, I wanna die
I have crawled so far sideways
I recognise dim traces of creation
I wanna die, die in the summertime, I wanna die«
"The Holy Bible", hochgelobt von den englischen Medien, sollte als Referenzwerk in die Analen der Manics eingehen und war am Ende - man kann es kaum glauben - für die Truppe ein finanzieller Flop.
Eingängige Melodien sind auf diesem Werk wenige zu finden. "Revol" und "Faster" (letzteres ist eins ihrer bekanntesten Werke) könnte man noch unter Vorbehalt - denn dazu sind sie am Ende doch zu komplex - in die Reihe der 'Ohrwürmer' einordnen.
Etwas fröhlicher ist lediglich die Ballade "This Is Yesterday" und mit dem ein bisschen leichter verdaulichen Punksong "P.C.P." beschließt man eine Scheibe, die es wirklich mächtig gewaltig in sich hat.
Alle drei Alben zusammengenommen sind ein einziges Wechselbad der Gefühle und offenbaren frappierend die Stimmungslage ihres 'Hauptverantwortlichen', Richard James Edwards.
Eine schöne Sache, dass die drei Erstveröffentlichungen der Manic Street Preachers neu aufgelegt worden sind. Nur schade, dass diese Box doch sehr spartanisch ist. Ein hübsches Booklet mit ein paar Informationen, ein paar Fotos o.ä. hätte das ganze Paket doch noch etwas mehr aufgewertet. Ansonsten eine preiswerte Gelegenheit für alle diejenigen, die die Band näher kennenlernen möchten.
Line-up:
James Dean Bradfield (lead vocals, guitar)
Richey Edward (guitar)
Sean Moore (drums, percussion, backing vocals)
Nicky Wire (bass, piano)
Tracklist |
Generation Terrorists:
01:Slash'N'Burn (3:59)
02:Nat West - Barclays - Midlands - Lloyds (4:32)
03:Born To End (3:55)
04:Motorcycle Emptiness (6:08)
05:You Love Us (4:18)
06:Love's Sweet Exile (3:29 )
07:Little Baby Nothing (4:59 )
08:Repeat (Stars And Stripes) (4:09)
09:Tennessee (3:06)
10:Another Invented Disease (3:24)
11:Stay Beautiful (3:10)
12:So Dead (4:28)
13:Repeat (UK) (3:09)
14:Spectators Of Suicide (4:40)
15:Damn Dog (1:52)
16:Crucifix Kiss (3:39)
17:Methadone Pretty (3:57)
18:Condemned To Rock 'N' Roll (6:06 )
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Gold Against The Soul:
01:Sleepflower (4:51)
02:From Despair To Where (3:34)
03:La Tristesse Durera (Scream To A Sigh) (4:13)
04:Yourself (4:11)
05:Life Becoming A Landslide (4:14)
06:Drug Drug Druggy (3:26)
07:Roses In The Hospital (5:02)
08:Nostalgic Pushead (4:14)
09:Symphony Of Tourette (3:31)
10:Gold Against The Soul (5:34 )
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The Holy Bible:
Yes (4:59)
Ifwhiteamericatoldthetruthforonedayit'sworldwouldfallapart (3:39)
Of Walking Abortion (4:01)
She Is Suffering (4:43)
Archives Of Pain (5:29)
Revol (3:04)
4st 7lb (5:05)
Mausoleum (4:12)
Faster (3:55)
This Is Yesterday (3:58)
Die In The Summertime (3:05)
The Intense Humming Of Evil (6:12)
P.C.P. (3:55)
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Externe Links:
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