Ein krasses Cover-Artwork mit Herzen, die an Haken hängen und ein Bandname, der Angst macht: Manimal - halb Mensch, halb Tier. So macht man Schwermetaller neugierig; in diesem Fall auf das Debütalbum von vier Schweden aus Göteborg, die ihrem Namen alle Ehre machen, mit einem vor Energie nur so strotzenden, zeitlosen Power Metal mit Prog-Einschlag, der sich einen feuchten Dreck um Zeitgeist und moderne Metal-Moden schert.
Manimal spielen einen sehr traditionsbewussten Heavy Metal ( Judas Priest, Iron Maiden und und und...) in zeitlosem, da soundtechnisch gar nicht altbackenem Gewand - und mit einer gewissen Extravaganz. "The Darkest Room" steht im Zeichen der frühen Pionierzeiten des Progressive Metal und bietet angespitzte Rhythmen, technische Kabinettstückchen, coole Breaks und abrupte Wechsel an der Schwelle von Genie zu Wahnsinn.
Man kann in dieser Musik lesen wie in einem offenen Buch. Und da stehen Namen wie Queensrÿche (zu EP- und "The Warning"-Zeiten), Fates Warning (die John Arch-Ära) oder Lethal. Aber auch jüngere Referenzen kommen einem in den Sinn - vor allem Circus Maximus, wegen dieser spannungsgeladenen Harmonien, die in bester Queensrÿche-Tradition, detailbewusst statt overplayed, schon jede Strophe zum Erlebnis machen.
Ganz zu schweigen von den Refrains! Hier hinterlässt insbesondere Gesangs-Untier Samuel Nyman seine Spuren. Diese abartig hohen, Kristallglas-gefährdenden Vocals erinnern an David Taylor von Jacobs Dream, der ja seinerseits zum Beispiel auf "Theater Of War" schon streckenweise wie ein Klon des jungen Geoff Tate rüberkam.
Mit diesem Pfund können Manimal schon mal ordentlich wuchern - so einen Überflieger findet man nicht einfach bei Metalsänger24.de! In besonders abgefahrenen Momenten erinnern Songwriting und Gesang an Crimson Glory mit ihren grenzschizophrenen Ex-Frontsirenen Midnight oder Wade Black (bei "Human Nature" muss ich unweigerlich an "Astronomica" denken).
Doch auch, wenn Sänger Samuel Nyman den Endorphin-durchströmten Metal-Maniac dauerhypnotisiert - man kann den Anteil der Instrumentalisten am großartigen Gesamteindruck nicht hoch genug bewerten. Sie liefern ein ums andere Mal mit supertighten Technik-Spirenzchen gespickte Metal-Stücke, die über die erwähnten Einflüsse hinaus auch noch einen leichten Psycho-Faktor aufweisen.
Besonders die Refrains sind absolute Weltklasse und lassen im Glückszentrum des klassisch veranlagten Metaller-Hirns reihenweise die Synapsen tanzen. Als einziges Manko mache ich auf dem Album "Dreamers And Fools" aus - eine viel zu glatte Double-Bass-Hymne, der genau das Extravagante fehlt, was die restlichen Songs zu etwas Besonderem macht.
Ein bisschen schade ist das - den Gesamteindruck kann diese Qualitätsdelle aber nur unwesentlich schmälern. Ich glaube zwar kaum, dass Manimal kommerziell irgendwelche Bäume ausreißen werden; bin aber heilfroh, dass es noch Menschen gibt, die an diese Musik glauben. Daumen hoch für eine unheimlich talentierte und inspirierte Progressive Power Metal-Kapelle!
Line-up:
Samuel Nyman (vocals)
Henrik Stenroos (guitar)
Richard Mentzer (drums)
Pether Mentzer (bass)
Tracklist |
01:Shadows (4:31)
02:The Darkest Room (4:56)
03:Living Dead (3:42)
04:I Am (4:37)
05:Ordinary Man (4:09)
06:Human Nature (4:29)
07:Spinegrinder (4:19)
08:Dreamers And Fools (3:36)
09:The Life We Lived (4:45)
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