Marceese / Young At Heart
Young At Heart Spielzeit: 44:30
Medium: CD
Label: Timezone Records, 2013
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 24.10.2013


Markus Kerren
Der Berliner Marceese hat bereits so einige Stationen in seiner jahrzehntelangen Reise durchs Musikland hinter sich. Ob in den Neunzigern in der Thrash-Band Gate, als Ace Frehley in einer Kiss-Coverband, in den Bereichen Deutschpop, Glam- oder Funk Rock. Was ihn aber wohl in den letzten Jahren am meisten antrieb, war seine Lust, sich zu seiner akustischen oder auch elektrischen Gitarre mit seinem rauen Gesang zu begleiten. Seit kurzem ist nun sein viertes Soloalbum mit dem Namen "Young At Heart" in den Regalen der Plattenläden zu finden.
Und der Titel ist Programm! Denn auf dieser Scheibe ist alles andere als ein müde gewordener Veteran zu hören, der nur noch Platten macht, damit etwas mehr Kohle reinkommt. Marceese ist auch bei den elf neuen Tracks mit sehr viel Herzblut am Werk. Dargeboten werden diese hauptsächlich durch eine Sechssaitige und seine Vocals, während hier und da auch mal Percussion (oder ein Drum-Computer?) zur Unterstützung der Stücke eingesetzt werden.
Die Songs bewegen sich in den Bereichen Singer/Songwriter, Americana oder auch mal an Westcoast erinnernd ("Have You Seen Them"?) und was wie ein roter Faden durchscheint, ist die pure Leidenschaft der Darbietung. Das alleine wäre natürlich etwas dünn für die Gesamtdarbietung, aber Marceese erweist sich auf "Young At Heart" darüber hinaus noch als sehr versierter Komponist, der sich dazu auch richtig coole Gesangslinien aus den Ärmeln schüttelt. Neben dem sehr starken "Have You Seen Them?" überzeugt auch das abschließende "Ain't Got A Clue How To Take You Under My Wings" mit sehr coolen amerikanischen Einflüssen.
Getrieben dagegen "With One Hand Waving Free", das durch die flotte Gitarre erstmal Betriebstemperatur aufnimmt und bei dem der starke Gesang dann auch noch durch eine Mundharmonika angestachelt wird. Sehr geil auch "First Yer Blues", das mit seinem leicht verfremdeten Gesang ein gewisses Vintage-Feeling vermittelt. Klasse Stück, übrigens ebenso wie beispielsweise "Your Beatin' Heart", das sowohl von den Melodien als auch von den Lyrics regelrecht unter die Haut geht.
Eine Nummer, die aus der Scheibe heraussticht, ist das knapp 16-minütige Instrumental "The Good Ol' Doctor", das einem kleinen Höllenritt gleichkommt. Marceese fährt hier mit mehreren Gitarrenspuren verschiedenste Klangfarben vor, die zunächst vielleicht im Zusammenhang unverträglich erscheinen, nach kurzem Einhören jedoch durchaus Sinn machen. Psychedelischer Blues Rock bezeichnet dieses Stück wohl am treffendsten. Nach zehn Minuten zieht das Tempo dann plötzlich an und es wird richtig abgefahren. Hammer!
Marceese, der sich auf seiner letzten Scheibe Kiss-Stücke einverleibt und auf seine so ganz eigene, richtig coole Weise, gebracht hatte, kann also durchaus auch mit seinen selbstkomponierten Songs überzeugen. Der Hauptstädter ist kein 'Schönspieler', sondern lässt seine Songs das pure Leben atmen. Hier sind Siege, Niederlagen, Freude, Schmerz und Verzweiflung zu teilweise rauen Gitarrensounds versammelt, die der Scheibe eine erfreuliche Authentizität und Straßenfeeling verleihen. Der Berliner hat ganz sicher schon so einiges in seinem Musikerleben gesehen und erfahren. Und einen Teil davon hat er auch in den elf Tracks von "Young At Heart" glaubhaft verarbeitet.
Sehr feines Teil!
Line-up:
Marceese (all instruments and vocals)
Tracklist
01:With One Hand Waving Free
02:Kind Of A Nothing
03:First Yer Blues
04:Delighted Girl
05:King And Queen
06:Have You Seen Them?
07:The Good Ol' Doctor
08:Your Beatin' Heart
09:Life In The Brown Stones
10:Blue Lights
11:Ain't Got A Clue How To Take You Under My Wings
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