Marcello-Vestry / Same
Marcello-Vestry Spielzeit: 43:38
Medium: CD
Label: NL Distribution GbR, 2008
Stil: Melodic Hard Rock

Review vom 06.06.2008


Moritz Alves
Heute liegt mir ein Album zum Besprechen vor, dessen Titel schon alles über die beiden Protagonisten verrät. "Marcello-Vestry" heißt die Scheibe, auf der sich die Herren Robert Marcello und Frank Vestry zusammengefunden haben, um gemeinsam zu musizieren.
Robert Marcello, seit 2003 Gitarrist bei Danger Danger, ist in einschlägigen Kreisen kein Unbekannter: Nachdem der gebürtige Schwede im Alter von 20 Jahren in die USA ging, erspielte er sich schnell einen Namen in Bands wie Iron Horse (mit Ron Keel), Twenty 4 Seven (mit Bobby Blotzer (Ratt)) und John Corabi (Ex-Mötley Crüe)) oder M.V.P. (mit Mike Vescera
(Ex-Yngwie Malmsteen, Ex-Loudness)).
Der Gitarrist, der außerdem für die Firma Roland Gitarrenpräsentationen durchführt, hat sich für den Posten am Mikrophon Frank Vestry ausgesucht. Und auch dieser ist in Hardrock-Kreisen bekannt. So spielte er z.B. mit Ross The Boss (Ex-Manowar) bei der Formation The Pack oder trug zum Album "Burning Starr" von Jack Starr bei. Darüber hinaus durfte Vestry schon mit Gruppen wie Bon Jovi, Van Halen oder Poison auf der Bühne stehen.
Soviel also zu den beiden Protagonisten dieser Scheibe. Zehn Songs haben die Zwei mit ihrer Band aufgenommen, zu der mit dem Tieftöner Bruno Ravel übrigens noch ein weiterer Musiker aus dem Danger Danger-Umfeld gehört. "Marcello-Vestry" ist laut Infozettel aber als das Soloalbum von Robert Marcello anzusehen, auch wenn Frank Vestry mit im Namen erwähnt ist und, neben Bruno Ravel, entscheidend zum Songwriting beigetragen hat.
Musikalisch hat man es hier mit melodischem Hardrock zu tun, der mit AOR-Zitaten gespickt ist. Im Allgemeinen ist das Liedgut also nicht sonderlich hart, sondern durch die dominanten Keyboard-Klänge ziemlich weichgespült - um es mal drastisch auszudrücken. Zwar kommen auch Marcellos Gitarrenkünste nicht zu kurz, dennoch stehen seine Riffs oftmals auf einer Stufe mit den Keyboards, so dass man leider nicht von einem echten Gitarrenalbum sprechen kann. Dem Mann scheinen seine Fähigkeiten an den Tasten fast ebenso wichtig zu sein, wie die an der Sechssaitigen. Und so bekommt man hier 43 Minuten lang eine glattgebügelte, moderne Mainstream-Produktion geboten. Das ist auf Dauer nichts für mich, denn bedauerlicherweise fehlen sowohl die nötigen Ecken und Kanten als auch der entscheidende Wumms. Gewisse i-Tüpfelchen im Sound vermisse ich also.
Klar, die Scheibe macht für eine gewisse Zeit lang Spaß, geht mir danach aber ein wenig auf den Keks, einfach weil alles irgendwie sehr ähnlich und irgendwie zahnlos klingt. Das liegt, wie gesagt, zum einen in der Produktion begründet, zum anderen im für meinen Geschmack übermäßigen Tasteneinsatz. Zum Teil hat man die Songs hier dermaßen mit Keyboards zugekleistert, dass es schon fast ekelhaft ist (übertrieben ausgedrückt, versteht sich). An Stelle von Robert Marcello hätte ich dafür gesorgt, die Gitarrenriffs deutlich mehr in den Vordergrund zu rücken und die Keyboards im Hintergrund zur Dichte des Sounds beitragen zu lassen. Aber vielleicht zielt der Mann ja gerade auf ein Mainstream-Publikum ab, wer weiß das schon... . Wie auch immer: Wer an Scheiben wie dem Debüt von Danger Danger (erschienen 1989) klangtechnisch Gefallen findet, der wird auch an "Marcello-Vestry" seine Freude haben.
Die Fähigkeiten der beteiligten Musiker, allen voran natürlich Robert Marcello und Frank Vestry, sind natürlich über jeden Zweifel erhaben. Hier sind Vollblutmusiker am Werk, denen man ihre Erfahrung und ihr Können zu jeder Sekunde anmerkt.
Marcellos tolles Solo-Spiel und Vestrys hohe, klare Stimme machen schon Spaß und stehen ganz in der Tradition des 1980er Hardrocks. Für eine Weile funktioniert das Album also ganz wunderbar, sofern man 1980er-Jahre-Klängen nicht ohnehin abgeneigt ist. Dann jedoch beginnt es zu nerven: Die Refrains sind für meinen Geschmack eine Spur zu opulent arrangiert, die permanenten Keyboards verkleben mir auf Dauer die Gehörgänge.
Wer mit glattgebügeltem Hardrock bzw. AOR was anfangen kann, dem empfehle ich, das Album hier mal anzutesten. Alle anderen dürfen getrost einen weiten Bogen um "Marcello-Vestry" machen. Mir als Fan des 1980er Hardrocks bzw. Poser Rocks fehlt hier jedenfalls die nötige Portion Sleaze im Sound.
Line-up:
Rob Marcello (all guitars, keyboards, sequencing)
Frank Vestry (lead and backing vocals)
Bruno Ravel (bass guitar, vocals, sequencing)
Lynn D. Ruhms (drums)
Mike Pont (backing vocals)
Kory Young (1st guitar solo on #10)
Tracklist
01:Fireworks (4:04)
02:Ready Or Not (3:59)
03:All I Wanna Do Is U (4:27)
04:Gone (3:58)
05:Without You (4:38)
06:Live Life (4:14)
07:What You Mean (5:03)
08:Love Injection (4:39)
09:Gangster Of Love (4:14)
10:One More Night (4:22)
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