Aha, ein Namensvetter... kommt ja auch nicht so oft vor! Im Falle des Franzosen Marcus Linon fällt mir zur Feier des Tages bzw. dieses Fakts doch glatt noch ein (Vorsicht: Klischee!) Spruch ein, nämlich: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Wobei der Stamm hier selbstverständlich nicht yours truly, sondern die Mutter des Protagonisten, nämlich Stella Vander, ist, ihres Zeichens Musikerin bei der legendären Kraut-/Progressive-Combo Magma. Der Sohnemann arbeitete übrigens auch schon mit dieser Band zusammen, u. a. als Regisseur für die "Epok"-DVD-Serie des flüssigen Gesteins.
Mit "Catch 22" legt Marcus nun seine zweite Soloscheibe vor, für die er neben dem Gesang fast auch noch alle Instrumente im Alleingang einspielte. Lediglich ein paar Leute für die Background Vocals und Emeric Chevalier (der den Bass für die Hälfte der Nummern aufs Band brachte) lud er sich ins Studio ein. Das Haupt- und Lieblingsinstrument Linons ist übrigens das Schlagzeug, und so verwundert es nicht, dass auch bei den neuen Songs trotz aller Eingängigkeit das Hauptaugenmerk auf Rhythmen und Grooves gelegt wurde, was sich übrigens sehr positiv bemerkbar macht.
Aber nicht nur deshalb ist das Album sehr interessant und ungewöhnlich, denn Linon kann hier seine ganz eigene Handschrift bezüglich des Songwritings vorweisen. Ein Umstand, der sich laut dem Protagonisten unter anderem daraus ergab, dass er die Songs um die Schlagzeug-Spuren 'herum' komponiert hat, ohne ein wirklicher Spezialist hinsichtlich des Songwritings zu sein. Umso spannender ist nachzuvollziehen, welche Kurven, Biegungen und Wendungen die einzelnen Tracks einschlagen. Sehr viel variiert wird mit den Tempi, was alleine schon mal für Kurzweiligkeit sorgt.
Davon abgesehen lässt der Franzose die Gitarren des Öfteren ganz schön krachen, ohne jedoch zu sehr in irgendwelche Extreme abzudriften. Ein sehr atmosphärischer sowie guter Titel ist zum Beispiel "Song For Apologies", selbst wenn hier Pearl Jam als Referenz-Band vor dem geistigen Auge auftaucht. Trotzdem eine klasse Nummer! Der Titelsong wirkt zunächst wie ein aus vollkommen unzusammenhängenden Teilen zusammen gebasteltes Stück (das es sicher auch ist), das aber letztendlich doch wieder Sinn macht und ein Ganzes ergibt.
Ebenfalls sehr gelungen ist "Willing And Able", bei dem das Piano größere Anteile einfahren kann und erneut durch vielfache Tempowechsel stark an der Spannungsschraube dreht. Die Stimme von Marcus Linon ist darüber hinaus vielleicht nicht gerade zu den etwa 150 besten der Welt zu zählen, aber sie hat dennoch ihre ganz eigene Couleur, was sich ja auch nicht gerade jeder, der sich zufällig mal ins Aufnahmestudio verirrt hat, auf die Fahnen schreiben kann.
Irgendwie ist "Catch 22" Mainstream, ohne dabei tatsächlich Mainstream zu sein. Liest sich ganz sicher etwas seltsam, aber dennoch ist das Album damit bestens definiert. Die Besonderheit schwelt ungeduldig unter dem ersten Höreindruck, oder um es ganz deutlich zu sagen: Es ist wesentlich mehr hinter den Songs, als man zunächst annimmt. Die Stücke sind eingänging, die Strukturen teilweise erstaunlich und verblüffend, aber immer hochinteressant. Anspieltipps kann ich nicht vergeben, weil diese zehn Tracks ihre eigentliche Wirkung sowieso erst nach dem vierten oder fünften Durchlauf richtig entfalten.
Ein Album für Leute, die noch in der Lage sind, sich die Zeit dafür zu nehmen und sich damit zu beschäftigen!
Line-up:
Marcus Linon (guitars, bass - #4-8, keyboards, drums & percussion, lead vocals)
Emeric Chevalier (bass - #1-3,9,10)
Baz Zahnka (background vocals - #3)
Stella (background vocals - #3)
R.V.AKN1 (background vocals - #3)
Tracklist |
01:We Are Life & Love
02:No Evil
03:Song For Apologies
04:Catch 22
05:Boxful Of Eyes
06:A Man Like Me
07:Willing & Able
08:Third Eye
09:Skyzophrenia
10:One Color, One Sound
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