Frischer Wind aus Skandinavien, das wäre hier an dieser Stelle wohl etwas daneben gegriffen. MarysCreek kommen zwar aus Schweden, aber zum einen wissen wir inzwischen, dass aus dem nördlichen Europa in schöner Regelmäßigkeit gute bis sehr gute Outputs auf dem Gebiet des harten Rocks kommen, zum anderen kann ich gleich vorweg nehmen, dass diese Scheibe stilistisch nichts Besonderes darstellt. Muss sie ja auch nicht. Es ist vollkommen legitim, sich auf die erkannten Stärken anderer zu besinnen und zu versuchen, diese für sich selbst zu benutzen.
Die Band hat bereits von sich Reden gemacht, als sie im Vorprogramm von Uriah Heep und From Behind aufgetreten ist. Für den Final Mix zeichnet der schwedische Produzent Fredrik Nordstrom verantwortlich. Und der Sound ist wirklich knackig. Bereits der Eröffnungstrack "A Little Bit Of Everything" kommt mit satten Gitarrenriffs daher, der Bass nimmt einen unaufhaltsamen Groove auf und das Schlagzeug schießt aus allen Rohren. Das ist dann auch eine Art von Melodic Hard Rock, die nicht in den üblichen Einheitsbrei verfällt. Hinzu kommt, dass Sänger Mats Nilsson ganz ausgezeichnet passt. Das alles zusammen klingt wie aus einem Guss.
Hier haben sich offensichtlich vier Jungs zusammen getan, die seit ihrer Gründung im Jahr 2004 Einigkeit darüber erzielt haben, wohin die Reise gehen soll. Der zweite Song, "Down", pflügt dann auch wie eine Walze über das Feld, immer mit viel Druck und einer angenehmen Melodie. Es scheint eine Stärke von MarysCreek zu sein, nicht in Kitsch zu verfallen, sondern eine gelungene Kombination von ehrlichem Hard Rock, der an vielen Stellen auch richtig dreckig klingen kann, und einem Schuss an Kommerz miteinander zu verbinden.
Die Stimmung wird hin und wieder gewechselt. So klingt "She" ein bisschen depressiv, ohne dabei weniger Power aufzubieten, während "There Is No God" schon an der Tür des klassischen Metals anklopft. Stampfend und im Stile einer Hymne werden die Rhythmen präsentiert.
Nach so viel Lob sei mir auch ein wenig Kritik erlaubt. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass MarysCreek ihr Pulver etwas zu schnell verschießen. Denn besonders auffällig ist, dass das eingeschlagene Niveau einfach nicht gehalten werden kann. Damit möchte ich ausdrücken: Wenn die Formation über das gesamte Album, meinetwegen auch mit ein bis zwei Ausnahmen, die Qualität halten würde, dann hätten wir aus diesem musikalischen Bereich endlich mal wieder eine Art von Referenz. Dem ist aber leider nicht so. Denn schon "Things That You Do" versprüht nichts von den vier Vorgängern. Vollkommen abgenudelt und auf tausenden von ähnlichen Produktion bereits zu hören, verpufft die Nummer in der Tiefe des Raumes. Zwar erwacht das Quartett mit "I Don't Believe" noch einmal, bringt auch ein gutes Stück an Innovation an den Hörer, aber dann wird es schwierig, nach objektiven Gesichtspunkten die überschwängliche Lobhudelei fortzuführen. Gut die Hälfte der Stücke zündet nicht so richtig und steht stellenweise im krassen Gegensatz zur ersten Hälfte des Albums.
Deswegen ist eigentlich nur ein Fazit möglich. Hier steckt eine Menge an Potenzial drin, das sich zu einem richtig starken Act entwickeln kann. Was jetzt noch fehlt, ist ein Album, das fast durchgehend an die Messlatte heranreicht, welche MarysCreek zu Beginn von "Some Kind Of Hate" selbst angelegt haben. Reinhören lohnt sich jedoch definitiv!
Line-up:
Stefan Halldin (drums)
Robert Möller (bass)
Mats Nilsson (vocals)
Bobby Ho (guitars)
Tracklist |
01:A Little Bit Of Everything (4:34)
02:Down (4:21)
03:She (3:37)
04:There Is No God (4:04)
05:Things That You Do (3:27)
06:I Don't Believe (5:01)
07:I Can Feel It (4:47)
08:New Religion (4:09)
09:Hold On (3:26)
10:State Of Mind (4:08)
11:Some Kind Of Hate (4:17)
12:Dying For A New Day (4:21)
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