Masters Of Disguise? Moment mal, hieß so nicht das 85er
Debütalbum der US-Speed/Power Metal-Legende
Savage Grace? Tatsache! Gut, der Titel wurde damals im Singular geschrieben, doch wer hier irgendwo eine Parallele vermutet, legt einen absoluten Volltreffer hin. Die südhessisch-rheinhessische Vereinigung besteht nämlich aus der kompletten Backing-Band des letzten
Savage Grace-Line-ups (bzw. der Instrumentalfraktion von
Roxxcalibur) abzüglich
Chris Logue, der vor dem geplanten Comeback-Album schlichtweg wieder einmal unauffindbar war. An den Gesangsposten hat man dann folglich
Alexx Stahl von besagter NWoBHM-Coverband gestellt.
"Back With A Vengeance" hat neben dem gelungenen Cover "Scepters Of Deceit" (enthalten auf "Metal Massacre II" von 1982) und dem von Mr.
Logue himself komponierten Rausschmeißer "The Templar's Gold" sieben eigene Songs zu bieten, die zwar die Tradition des
Grace-Sounds würdevoll fortführen, bei denen jedoch keinesfalls schablonenartig das Original kopiert wird. Eingängiges, packendes Songwriting, eine kraftvolle Produktion ohne jegliche moderne Anleihen, höllisch straightes, speediges Drumming des echtmetallischen Tausendsassas
Neudi (der ganz nebenbei auch noch seit einigen Jahren bei
Manilla Road die Felle verdrischt) sowie die hochmelodischen und dennoch äußerst starken Vocals von
Alexx machen aus dem Album ein wahres Manifest für jeden
Keep It True-Dauergast.
Doch die Anspielungen an die großen Vorbilder finden sich nicht nur durch die bereits genannten Eckpunkte - das Intro "Back With A Vengeance" klingt mehr oder weniger identisch nach "Lion's Roar" - auch in den Songtiteln tauchen diese haufenweise auf: So ist in "For Now And All Time (Knutson's Return)" die Rede von eben jenem lüsternen Sheriff, der auf dem Cover des Namenspaten zu sehen ist, der Titel "Sons Of The Doomed" weist eine erschreckende Ähnlichkeit zu "Sins Of The Damned" auf und "Into The Unknown" erinnert doch ein wenig an "Into The Fire". Wer übrigens Lust hat, die Band einmal live zu sehen - besonders in meiner Heimatregion tritt das Quintett momentan verdammt häufig auf, da sie ja sozusagen Lokalmatadoren im Rhein-Main-Gebiet sind - bekommt auch visuell die absolute Vollbedienung: Alle Mitglieder treten uniformiert mit Sheriff-Hemden auf und der besagte Herr Knutson kommt natürlich dort auch nicht zu kurz. Aber mehr soll nicht verraten werden, für das Ende der (äußerst unterhaltsamen) Storyline sollte man einfach auf einem ihrer Gigs erscheinen!
Durch dieses Debüt ist den
Masters Of Disguise ein echter Hammer gelungen, mit dem zum Ende des vergangenen Jahres noch einmal ein großes Highlight in unserer kleinen, konservativen und stolzen Metal-Szene hervorgebracht wurde.
8,5 von 10 RockTimes-Uhren