Vor gut zweieinhalb Jahren kamen die Belgier von
Max Pie mit ihrem Debütalbum "Initial Process" um die Ecke und spielten sich damit auf dem europäischen Markt mehr als nur ein paar Achtungserfolge ein. Nun legen sie mit "Eight Pieces – One World" ihr zweites Werk vor, welches in wenigen Tagen die Regale der einschlägigen Läden füllen wird. Und, um mal ein wenig vorzugreifen, ich denke nicht, dass es dort lange verweilen wird. Aber der Reihe nach:
Bereits seit 2005 existiert die Band der aus dem Raum Mons/Bergen kommenden Mitglieder von
Max Pie und wie das oft so der Fall ist, musste man sich im Laufe der Jahre einer gewissen Fluktuation in der Besetzung unterwerfen. Vom vorgenannten "Initial Process" sind noch Sänger
Tony Carlino und der Basser
Olivier Lemiere an Bord, während Drummer
Sylvain Godenne und Saitenhexer
Damien Di Fresco die beiden 'Neuen' sind. Die acht Songs des frischen Albums haben sie allerdings gemeinsam eingespielt und als versierten Fachmann für das Mixing/Mastering den italienischen Gitarristen
Simone Mularoni (u. a.
DGM) für sich gewonnen.
Mir hat diese Mischung aus Prog und Power Metal schon immer gut gefallen; schon immer heißt im Falle von von
Max Pie, seit ich sie vor einigen Jahren das erste
Mal live gesehen habe. Ohne die Leistungen der früheren Mitglieder schwächen zu wollen, das jetzige Line-up ist sicherlich das stärkste mir bis dato bekannte. Neben dem durchweg variablen Stimmvermögen des Sängers
Tony und dem punktgenau hämmernden Bass von
Olivier kommen ja nun die beiden jüngeren Bandmitglieder dazu. Die Ergänzung der Rhythmusabteilung durch
Sylvains satte Schlagzeugsounds und die kernige Riff-Arbeit des Gitarristen
Damien sorgen für einen mächtigen Sprung nach vorne. Stichwort Riffing, das ist natürlich nicht alles, was Flinkefinger
Di Fresco kann: Seine Soloausflüge (z. B. bei "Earth Rules") sind ein Wohlklang für die Ohren und auch seine Fingerfertigkeit an den Tasten sorgt für fast schon epische Segmente.
Die Songs wechseln zwischen mal mehr proggigen Elementen und stellenweise eher Power Metal-Fokus hin und her und sorgen somit für ein abwechslungsreiches Soundgeschehen. Auffällig ist dabei, dass trotz der vermeintlichen Länge der einzelnen Tracks nicht die Spur von Langeweile aufkommt.
Max Pie verstehen es fraglos, die Spannung durch diverse Tempo- und Rhythmuswechsel auf der Höhe zu halten. Generell ist die Melodieführung äußerst interessant angelegt – und zwar durch die Bank weg. Folgt man den Aussagen der Band nach Einflüssen, so landet man bei
Symphony X,
Dream Theater,
Vanden Plas,
Pagan's Mind oder auch
Queensrÿche und
Crimson Glory. Aber Obacht, man darf jetzt nicht denken, hier wäre ohne Sinn und Verstand adaptiert worden.
Max Pies Art und Weise, ihre Stücke zu komponieren, ist eine vollkommen eigene. Dominiert von Gitarre und Keyboarduntermalungen treibt uns der Frontmann mit mal rauer Stimme, fast schon in den Hardcore-Bereich gehend, mal fein modelliert (z. B. "I'm In Love") durch die Scheibe. Fette Bassläufe und satte Double Bass-Passagen aus den Trommeln werden von besagtem Keyboardteppich aus der harten Knüppelei in fast epische Höhen transportiert. Und dann gibt es immer wieder den Aufmerksamkeit verlangenden Gitarristen, der mal 'einfach nur' die Riffs raushaut, mal in filigrane Fingerarbeit verfällt. Lediglich bei zwei Songs ("Earth's Rules", "Don't Tell Me Lies") bekommt er etwas Unterstützung (nicht, dass er sie nötig hätte) vom Gitarristen aus der 'Italian Connection', dem bereits angesprochenen
Simone Mularoni, der hiermit noch einen gewissen Akzent setzt.
Ohne das übliche Sezieren, das Song für Song aufdröselt, möchte ich einen Rundumschlag loswerden: Max Pie haben mit geschickten Kompositionen und Arrangements eine kurzweilige Platte kreiert, die trotz und wegen des Hin- und Herschwenkens zwischen stilistischen Elementen zu einem feinen Hörerlebnis führt. Der erste Durchlauf zeigt zwar direkt die Fertigkeit der vier Musiker auf und man könnte sich damit zufrieden geben, den eingängigen Melodieführungen zu lauschen. Wer aber danach tiefer und tiefer in die teils komplexen acht Stücke einsteigt, dem offenbaren sich viele interessante Aspekte. Betrachtet mal nur den Wechsel zwischen dem epischen Ende von "I'm In Love' und dem Anfang vom unmittelbar darauffolgenden "Vendetta", wo es voll aufs Maul gibt. Echt cool gemacht. Am Ende, und so sollte es ja auch sein, kommt dann ein wahrlich hörenswertes Gesamtwerk dabei heraus – eight pieces, one world.
Obwohl mir die Band ja seit einigen Jahren mit guten Stücken durchaus bekannt ist, bin ich von diesem sauber produzierten Silberling sehr angenehm überrascht. Anspieltipp? Auf jeden Fall "I'm In Love". Grazie mille, merci beaucoup!