Der im Iran geborene und als Kind vor etwa dreißig Jahren mit seinen Eltern nach Portugal ausgewanderte Sänger Shahryar Mazgani fand die Passion, seine Stimmbänder in Wallungen zu bringen, erst im Jahr 2004. Von da an startete er allerdings granatenmäßig und ohne Kompromisse zu machen voll durch. Bereits vor dem Erscheinen seines Debütalbums "Song Of The New Heart" wurde ihm und seiner Band von einem französischen Magazin bescheinigt, zu den besten zwanzig Truppen Europas zu gehören. Im Anschluss an die erste Scheibe war erstmal ausgiebiges Touren angesagt, bevor 2009 die EP "Tell The People" erschien, von der später noch die Rede sein wird.
Nun liegt mit "Song Of Distance" Album Numero zwei vor, das gleichzeitig die erste Scheibe des Vokal-Akrobaten ist, die auch international auf den Markt kommt. Und um gleich Nägel mit Köpfen zu machen, wurden den neuen Songs auch die oben genannte EP zuzüglich zwei Live-Tracks angehängt, was den vorliegenden Silberling auf die Laufzeit von einer knappen Stunde bringt. Genügend Material ist also erstmal vorhanden, was mich auch direkt zur Musik kommen lässt.
Grundsätzlich kann man wohl ohne Zweifel feststellen, dass die Musik von Mazgani einen ganz deutlichen Tom Waits-Einfluß (ab den Achtzigern) aufweist. 'Schwerer' Blues ist angesagt, tiefe und sehr betrübte Gefühlslagen werden hier voluminös in Szene gesetzt. Dies allerdings auf hohem Niveau und ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich beim Lesen des Booklets herausfand, dass Mazgani im Prinzip ein Zwei-Mann-Projekt ist. Da gibt es den Protagonisten, der natürlich den Gesang und ein paar weitere Instrumente übernommen hat, der musikalische Leiter dieses Unternehmens ist aber wohl Pedro Goncalves, der den Löwenanteil der Instrumente im Alleingang aufs Band gebracht hat.
Nicht nur in dem langsamen Blues "Slaughterhouse Of Love" kommen sowohl die Gitarre wie auch der Stand-up-Bass stark verhallt bzw. mit Delay versehen rüber, was grundsätzlich schon mal für viel Atmosphäre sorgt, über die dann die Gesangsmelodien mit inbrünstiger und ausdrucksstarker Stimme gelegt werden können. Und ein beeindruckender Sänger ist der Wahl-Portugiese allemal, wie er Nummer für Nummer unter Beweis stellt. Das Material bewegt sich durchgehend im bluesigen Singer/Songwriter-Bereich, wobei auch - mal mehr, mal weniger - eine beherzte Dosis Jazz mit einfließt. Aber auch in albtraumhafte Psychedelic-Gefilde ("Mercy") wird der Hörer entführt.
So gut wie diese Platte ist, so stark muss es auch sein, Mazgani auf einer kleinen Bühne erleben zu dürfen, da diese Songs geradezu dafür gemacht zu sein scheinen. Und wie der Protagonist dort abgeht, wird noch mal eindrucksvoll auf den letzten beiden Tracks dieser Scheibe zur Schau gestellt. Beim davor schon in der Studio-Version vorliegenden "Beggar's Hands" tritt die Band wesentlich kraftvoller auf und auch der Gesang lässt nur noch verbrannte Erde zurück. Hammer! Da will sich auch das abschließende "Strike Your Drum" nicht lumpen lassen und kommt, vielleicht nicht ganz so intensiv, aber dafür mit hoher Geschwindigkeit daher.
Zwischen den beiden Live-Songs und dem neuen Album liegt die 2009er EP (die zeitgleich mit "Song Of Distance" aufgenommen wurde, nur halt zwei Jahre früher erschien). Hier wird bereits angedeutet, wohin es auf dem Album gehen wird. Allerdings sind auch Spuren zu finden, die auf intensives Hören von Bob Dylan-Scheiben schließen lassen. Trotzdem ebenfalls richtig gut und es würde mich nicht wundern, wenn Mazgani in kurzer Zeit so richtig in ganz Europa durchstarten und großen Erfolg haben würden.
Insgesamt also ein starkes, intensives Album mit deutlichem Tom Waits-Einschlag (aber gemäßigterer Stimme), viel Desert Blues und vielen Emotionen. Nicht unbedingt Party-Mucke, sondern eher zum stillen Genießen bei einem Gläschen Wein. Aber richtig gut!
Line-up:
Shahryar Mazgani (lead & background vocals, percussion, guitars, handclaps, footstomping)
Pedro Goncalves (acoustic & electric guitars, double bass, drums & percussion, organ, lap steel, baritone guitars, background vocals)
Helder Nelson (percussion - #4, handclaps & stomping - #10,11)
Joao Cardoso (piano - #8)
Duncan Fox (violine - #9)
Hugo Monteiro (snare drum - #12)
Fabio Veiga (snare drum - #12)
Nuno Almeida (kick drum - #12)
Tracklist |
01:Song Of Distance
02:Moonless Garden
03:Beggar's Hands
04:Nomad
05:Slaughterhouse Of Love
06:Winter Is Over
07:Mercy
08:The River Of Lions
09:Last Words
Bonus-Tracks:
10:Thirst
11:Rebel Sword
12:Loving Guide
13:Broken Tree
14:Dust In The Sun
15:Beggar's Hands (Live)
16:Strike Your Drum (Live)
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Externe Links:
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