Es ist schon erstaunlich, wie viele Rocksängerinnen Thomas Ruf in den letzten Jahren 'entdeckt' und, vor allem durch seine diversen Blues Caravan-Touren, einem großen Publikum bekannt gemacht hat. Erja Lyytinen, Joanne Shaw Taylor, Dani Wilde, Deborah Coleman und Sue Foley sind nur einige der Damen, die er so auf den richtigen Weg zu einem größeren Bekanntheitsgrad gebracht hat. Außerdem ermöglichte er ihnen die Veröffentlichungen der jeweiligen Debüt-Alben bei seinem Label Ruf Records. Hut ab, Thomas. Well Done!
Und sein nächster Streich steht auch schon in den Startlöchern, hört auf den Namen Meena und wurde im Jahr 1977 in einem kleinen katholischen Dorf in Oberösterreich geboren. Liest man die Angaben zu ihrer Kindheit, so fällt einem unweigerlich die Heidi-Saga aus der benachbarten Schweiz ein. Barfuß zwischen Kühen auf Wiesen und in den Wäldern unterwegs und Sonntags in der Kirche, dazu Hausmusik mit der ganzen Familie - ländliche Bergidylle pur.
Und genau dieses Musizieren hinterließ frühzeitig seine Spuren. Harmonielehre, mehrstimmiger Gesang und verschiedene Instrumente gehörten bald zu Meenas herausragenden Fähigkeiten, sodass sie bereits im zarten Alter von sieben Jahren ihre ersten Lieder komponierte.
Nachdem sie von ihrem Bruder eine Kassette mit Musik aus den Siebzigern geschenkt bekommen hatte, auf der auch Jimis "Voodoo Chile" enthalten war, stand fest, dass die junge Alpenländerin Sängerin werden wollte. Die Rockmusik hatte sie endgültig in ihren Bann gezogen.
Doch zunächst bereiste sie die Welt, arbeitete in Mosambik in einem Frauenhaus und sah sich in Europa und dem Norden der USA gründlich um, wobei es ihr Chicago mit seinem besonderen Menschenschlag und seiner sehr speziellen Musik angetan hatte.
Hier traf sie auf den Gitarristen Jim Gaines - und eben Thomas Ruf. Die unmittelbare Folge dieser Bekanntschaft dreht sich jetzt in meinem CD-Player, hört auf den Namen "Try Me" und ist das erste komplette Album der Shouterin aus Österreich.
Neben Meenas Stammband wirkten auf diesem Longplayer noch einige weitere hochkarätige Gitarristen mit, allen voran der Ex- Bluesbreaker Coco Montoya, der zusammen mit Meena auf der Blues Caravan-Tour 2010, die am 21. Januar beginnt, auftreten wird, sowie Eric Sardinas und Joanne Shaw Taylor und Erja Lyytinen, beide ebenfalls bei Ruf unter Vertrag.
Neben neun Eigenkompositionen sind auch drei sehr sorgsam ausgewählte Coverversionen zu hören. Es beginnt gleich mit dem gefühlvollen Titelsong aus der Feder von James Brown. Hier kommt sofort die ganze Intensität von Meenas Stimme voll zur Geltung. Absolutes Gänsehautfeeling vom ersten Ton an, und dann auch noch das starke Solo von Joanne Shaw Taylor im Mittelteil…! Schon gleich am Anfang ein absoluter Hinhörer.
Die zweite Fremdkomposition ist das fantastische "I'd Rather Go Blind" von Jordan Ellington und Billy Foster. Obwohl ich ein eingefleischter Fan der Version von Chicken Shack bin, muss ich neidlos anerkennen, dass Meena durchaus auf einer Stufe mit der legendären Christine Perfect anzusiedeln ist. Hier ist die mir bisher gänzlich unbekannte Donna Grantis die Gastgitarristin. Und die macht ebenfalls einen klasse Job. Schon wieder ein ruhigerer Song, der die Hühnerpelle sprießen lässt.
Luther Allisons "Just As I Am" ist der dritte und letzte Coversong, der dieses Album auch beschließt. Hier unterstützt Sandy Carroll Meena bei den Leadvocals und Coco Montoya bringt sein Instrument zum Weinen. Noch so ein Titel, der die Gefühlslage des Rezensenten völlig durcheinander bringt. Ich möchte fast sagen, das ist DER Anspieltipp auf diesem Silberling.
Doch auch die Eigenkompositionen fallen keinesfalls ab. Nachdem "Nothing Left" in funkige Gefilde abdriftet und damit etwas mehr aufs Tempo drückt (übrigens glänzt auch hier die enorm starke Joanne Shaw Taylor wieder mit einem brillanten Solo), folgt mit "Send Me A Doctor" mein persönlicher Lieblingssong. Hier groovt und stampft es so richtig schön vor sich hin. Erinnerungen an Maggie Bell mit Stone The Crows kommen unweigerlich in mir hoch. Dieser Titel strotzt nur so vor Kraft.
"Put Your Hands Out Of My Pocket", diesmal ohne Gastgitarristen eingespielt, ist ein Slow-Blues erster Kajüte. Auch Chris Fillmore hat den Blues, gar keine Frage. Dieses Solo lässt mich förmlich abheben, und inzwischen bin ich längst zum absoluten Fan dieser Röhre aus den Bergen geworden.
Mit "Sorry" ist auch eine wunderschöne Ballade auf der CD, die selbst in den heimischen vier Wänden den unwiderstehlichen Drang erzeugt, das Feuerzeug zu entzünden. Zartes Piano, eine etwas druckvollere Orgel und ein schnell zu erlernender Refrain tun ein Übriges, um diese Nummer wirken zu lassen.
Obwohl ich jetzt noch nicht einmal alle Songs angesprochen habe, ist mit Sicherheit klar geworden, dass "Try Me" ein wirklich starkes Album geworden ist. Jeder einzelne Titel ist eine Perle für sich. Sieht man mal von "Let Your Sweet Love Shine On Me" ab, das ich mit seiner simplen Akkordeon-Begleitung als 'reine Spaßnummer' ohne größeren Tiefgang bezeichnen würde, besteht diese Debüt-CD ausnahmslos aus ganz starker Musik, getragen und dominiert von einer unglaublichen Stimme.
Ich freue mich schon sehr darauf, Meena live auf der Bühne erleben zu dürfen. Von dieser Frau werden wir noch so Einiges hören!
Line-up:
Meena (vocals)
Dave Smith (bass)
Steve Potts (drums)
Rick Steff (keyboards)
Chris Fillmore (guitar)
Vickie Atkins (backing vocals)
Sandy Carroll (backing vocals)
Amyee Bragg (backing vocals)
featured guitarists:
Coco Montoya
Eric Sardinas
Joanne Shaw Taylor
Erja Lyytinen
Donna Grantis
Tracklist |
01:Try Me
02:Nothing Left
03:Send Me A Doctor
04:Put Your Hands Out Of My Pocket
05:Sorry
06:I'm Leaving You
07:This Song Is For You
08:I'd Rather Go Blind
09:Love Won't Fall Apart
10:Let Your Sweet Love Shine On Me
11:I Shot You Down
12:Just As I Am
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Externe Links:
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