Men's Kitchen / Acoustic Blues
Acoustic Blues Spielzeit: 43:53
Medium: CD
Label: Woodstone Records, 2013
Stil: Acoustic Blues

Review vom 05.01.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Hinter Men's Kitchen stecken der Harpspieler Christian Hönniger sowie Gitarrist und Sänger Volker Skroch. Die insgesamt vierzehn Titel auf "Acoustic Blues" sind so etwas wie eine genüssliche Zeitreise durch die Geschichte des Blues. Von Skip James oder Robert Johnson über J.J. Cale, Ray Charles bis hin zu Keb' Mo' sind viele Künstler mit ihren Kompositionen vertreten. Unter einer Art historischen Betrachtung bei der Auswahl der Songs gibt es ja immer Anlass zu Diskussionen. Dem einen Genre-Anhänger fehlt dieser oder jener Track, dem anderen Fan sind vielleicht drei Lieder von Robert Johnson bezüglich der Ausgewogenheit zu viel.
Allerdings zählen solche reinen, vom Papier her geführten Gedanken kaum, wenn man sich die einzelnen Nummern in Ruhe zu Gemüte führt. Dann wird relativ schnell deutlich, dass mit Christian Hönniger sowie Volker Skroch zwei sehr kompetente Bluesmusiker am Start sind. Auf den Bandnamen bezogen und etwas flapsig ausgedrückt, gefällt einem diese Männerwirtschaft sehr gut.
Da passt ein Teil des Booklet-Textes gut: »[...] Das Interessante ist der grau-blaue Bereich zwischen Schwarz und Weiß, diesen gefühlten Raum der Zwischentöne zu vergrößern, beide Seiten und die Mitte zu zeigen, und den Besucher der Küche entscheiden zu lassen, was er von unserem Song nehmen will.«
Da die Auswahl der Speisen sehr reichhaltig ist, kann man sich aus dem Angebot ziemlich viele Kostproben bestellen und man wird nicht enttäuscht werden. Volker Skroch ist ein gefühlvoller Gitarrist, der über einen feinen Fingerpickingstil verfügt und mit seiner prägnanten Stimme individuelle Duftmarken hinterlässt. Zusammen mit dem stets emotionalen Harpspiel von Christian Hönniger bringen die beiden Musiker eine bemerkenswerte Ausgewogenheit in ihre Interpretationen.
Über die Gesamtspielzeit von knapp vierundvierzig Minuten wird Langeweile zu einem Fremdwort und weil weiter oben im Zitat schon von Farben die Rede war, kann man ganz beruhigt davon ausgehen, dass das Duo mit "Acoustic Blues" ins Schwarze trifft.
Volker Skroch belässt es nicht nur beim Fingerpicking. Zeitweise zeigt er auch, wie gut der Mann sein akustisches Arbeitsgerät mit dem Bottleneck zum Klingen bringen kann. Die Traditional-Nummer "Girl Of My Own" ist nur ein Beleg dafür. Darüber hinaus ist Volker Skroch in diesem Stück auch solo zu hören. Mit dem dann folgenden Instrumental "Vastapol", geschrieben von Stefan Grossman setzt der Gitarrist noch einen obendrauf. Wenn es möglich wäre, würde man sich diesen Track einrahmen wollen. Die Repeattaste ist der dazugehörige, imaginäre Nagel in der Wand.
Die Sonny Terry & Brownie McGhee-Nummer "Walk On" hat einen infizierenden Groove, dem man sich kaum entziehen kann und wenn sich Men's Kitchen Ray Charles' "Come Back Baby" widmet, dann zieht sich bis zu diesem exquisiten Schlusspunkt wie ein roter Faden Hingabe durch das Album. Authentizität wird hier in großen Buchstaben geschrieben.
Die 2004 eingespielten Lieder sind rundum eine Freude für den Blues-Fan. Die Songs strahlen eine nicht von der Hand zu weisende Gelassenheit aus und werden so zu einer Vielzahl von Perlen des Zwölftakters. Mit einem weiteren Satz aus dem Booklet kann man "Acoustic Blues" zusammenfassen: »Intimität ist das Wichtigste an der Musik, insbesondere im Blues.«
Line-up:
Christian Hönniger (harmonica)
Volker Skroch (guitar, vocals)
Tracklist
01:You Can Love Yourself [Keb' Mo'] (3:12)
02:Come On In My Kitchen [Robert Johnson] (2:44)
03:Walking Blues [Robert Johnson] (3:42)
04:Rambling On My Mind [Robert Johnson] (3:58)
05:Walk On [Sonny Terry & Brownie McGhee] (3:05)
06:Crow Jane [Skip James] (2:19)
07:Traveling Men Blues [Roy Book Binder] (3:00)
08:Perpetual Blues Machine [Keb' Mo'] (3:19)
09:Flip, Flop And Fly [Big Joe Turner] (3:09)
10:Shake That Thing [Traditional] (2:07)
11:Girl Of My Own [Traditional] (2:53)
12:Vastapol [Stefan Grossman] (3:19)
13:Same Old Blues [J.J. Cale] (3:28)
14:Come Back Baby [Ray Charles] (3:38)
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