Wer mal wieder Lust auf eine richtig fette Breitseite Sleaze Rock und achtziger Jahre-Hard Rock hat, der ist bei der Münchener Band Meroe an der richtigen Adresse. Diese Truppe hat mittlerweile auch schon mehr als zehn Jahre auf dem Buckel, beherrscht ihr Handwerk bestens und schiebt nach dem Debütalbum "Zero" nun mit "Midnight Kisses" ihr Zweitwerk hinterher.
Die Besetzung ist klassisch: Ein Frontmann, zwei Axt schwingende Solisten, der Mann am Langholz, die Schießbude und natürlich darf bei dieser Stilrichtung auch ein Keyboard nicht fehlen. Und ja, Meroe sind tief und fest in der Musik der achtziger Jahre verwurzelt und von ihr inspiriert. Ist aber ja auch gar nichts Schlimmes, wenn man seine Karten richtig auszuspielen weiß. Und wie so was funktioniert, davon kann das bajuwarische Sextett im wahrsten Sinne des Wortes Lieder singen.
Meroe sind in der sehr melodischen Ecke des harten Rocks zu Hause, machen aber von Anfang an und über das gesamte Album hinweg auch keinen Hehl daraus, was für eine Power in dieser Band steckt. 'Take No Prisoners' sozusagen, wie der gute Lou Reed mal eine seiner Live-Scheiben nannte. Gut so! Leider haben die Süddeutschen nach wie vor kein Platten-Label hinter sich, was dann zwangsläufig zu dieser Eigenproduktion führte. Aber selbst, wenn der Demo-Sound dann doch der Musik etwas hinterher hinkt, so sind die Tracks von "Midnight Kisses" durchaus erwähnenswert und reißen einiges wieder raus.
Nehmen wir zum Beispiel den Opener "2 Years In A Hole": Ein klassisches Gitarren-Riff, ruhigere und vom Keyboard akzentuierte Strophen, dann der um mindestens einen Gang höher geschaltete Refrain. Das mit den Melodien haben Meroe im übrigen raus! Da bleibt nicht nur vom Gesang so einiges im Ohr hängen, sondern auch die Riffs sind durchaus catchy und gut. Beim Titelsong tritt danach erstmal wieder etwas Ernüchterung ein. Da ist der Pop-Anteil für meinen Geschmack doch deutlich zu hoch ausgefallen und die Power (die man unabhängig von der Geschwindigkeit einer Nummer haben kann) des ersten Tracks ist hier schlicht und ergreifend nicht vorhanden. Ob man an dieser Stelle sein kommerzielles Potenzial zur Schau stellen wollte, um doch endlich gesignt zu werden?
Zum Glück geht es bei "Black Spot" dann aber wieder wesentlich lebendiger zu. Die Hintermannschaft macht richtig schön Druck, die Gitarren knallen und auch der Gesang kann wieder überzeugen. Dazu ein schönes Rock'n'Roll-Gitarren-Solo und schon ist man wieder im positiven Bereich. Auch "Do You Love Me" und "If I Only Could" gehen als gute und groovige Rocker durch, gefolgt von dem Herman's Hermits-Hit "No Milk Today", den Meroe zwar durchaus fetzig bringen, dem Track an sich aber nicht unbedingt etwas Neues abgewinnen können.
"Kissin' A Dream Goodbye" ist eine mit Piano versehene Ballade in bester Achtziger-Manier, Richtung Bon Jovi oder Dokken, inklusive dramatischem wie coolen Gitarren-Solo. Irgendwie alles bekannt, aber dennoch eindrucksvoll gemacht und eingespielt. Sowohl "Love/Hate" als auch "Only One Reason" sind dann wieder Hard Rock-Perlen in Reinkultur, bevor "Painful Day" das zweite Album von Meroe wieder etwas ruhiger ausklingen lässt. Meine Anspieltipps sind "2 Years In A Hole", "Do You Love Me", "Kissin' A Dream Goodbye" und "Only One Reason".
Man kann es dieser Band nur wünschen, dass sie bald einen Plattenvertrag an Land zieht, denn mit einem richtig professionellen Sound könnten die Münchener sicherlich einiges reißen. Die Voraussetzungen (starkes, wenn auch etwas altbackenes Songwriting, gute Arrangements, die Power der Einspielung und die Güte der Musiker) sind durchaus gegeben. "Midnight Kisses" erwerben und Kontakt zur Band herstellen kann man über deren Homepage (siehe Link unterhalb), bzw. über deren E-mail-Adresse meroe-live@web.de.
Line-up:
Oliver Monroe (vocals)
B. C. Sleaze (guitars)
Ales K. (guitars)
Prinzz B. (keyboards)
Uli Smith (bass)
Rank Peralta (drums)
Tracklist |
01:2 Years In A Hole
02:Midnight Kiss
03:Black Spot
04:Do You Love Me
05:If I Only Could
06:No Milk Today
07:Kissin' A Dream Goodbye
08:Love/Hate
09:Only One Reason
10:Painful Day
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Externe Links:
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