Spielzeit: 47:08 Medium: CD Label: Record Jet, 2012 Stil: Hard Rock Review vom 05.07.2012 Holger Ott

Kerniger Rock wird mir auf dem Begleitzettel angekündigt, und wie wahr, die CD "Sick Society" der Münchener Combo Meroe hat es in sich. Geradliniger und schnörkelloser geht es kaum. Bei der ersten Hörprobe fühle ich mich sofort zwanzig Jahre jünger. Der schlichte Name der Band und die ganz in schwarz gehaltene Aufmachung der CD würden mich im Plattenladen nicht gerade neugierig machen. Hätte mich der Beipackzettel nicht im Vorfeld informiert, käme ich nicht im Mindesten auf die Idee, was sich dahinter verstecken könnte. Es offenbart sich mir Musik, die leicht in Richtung der Scorpions tendiert. Musikalisch von langsam bis schnell, und von weich bis hart. Stimmlich manchmal etwas flach und leise, aber durchweg sehr hörenswert. Warum kenne ich diese Band eigentlich nicht, die nun ihr drittes Werk vorlegt? Immerhin sind sie schon seit zwölf Jahren recht rege in Deutschland, der Schweiz und Österreich unterwegs. Mit ihrer ausgewogenen Musik hätten Meroe locker das Zeug, einen sehr guten Supporter für einen der Großen in der Branche abzugeben.

Den Anfang dieser Hard Rock-Scheibe macht "Wild Temptations", welches mich allerdings noch nicht so richtig wild macht. Der Song ist mir noch nicht ausdrucksstark genug. Die Stimme von Sänger Oliver Monroe klingt mir zu harmlos, um in einer Rock-Band die Rampensau zu sein und beim Publikum zu punkten. Zwar steigert sich das Stück gegen Ende durch die schöne Gitarre, aber noch ist meine Freude verhalten. "Children Of The Innocence" weckt dagegen schon mehr mein Interesse. Das Intro klingt sehr gut und die Stimme steigt ebenfalls etwas an. Der Song klingt deutlich runder und kräftiger. Bei "Let It Rock" legt die Band auch endlich einen Zahn zu. Schneller, lauter, und noch besser, somit erneut eine deutliche Steigerung. Den ersten Höhepunkt bildet "Last Days In Paradise", mit seinem treibenden Groove und den klasse Gitarren.

Wie bereits erwähnt, geht es jetzt deutlich in Richtung unserer deutschen Vorzeigerocker aus Hannover. Leider fährt Meroe danach wieder zurück. "Here In My Heart" ist nur dem gewöhnlichen Mainstream zuzuordnen. Schade, wie ich finde, denn jetzt hätte noch mal so ein richtig cooles Stück daran anknüpfen sollen. Noch ruhiger, und schon fast Stillstand für eine Rock-Band, klingt das fast nur aus Piano und Gesang bestehende "Kissin' A Dream Goodbye". Würde nicht zum Schluss die Gitarre eingreifen, und dem traurigen Geklimper ein Ende setzen, könnte man dem Stück rein gar nichts abgewinnen. Aber so kommt wenigstens noch etwas positive Stimmung auf. Glücklicherweise besinnt sich das Quartett schnell wieder auf seine wahre Qualität und geht mit den beiden folgenden Nummern "Never Let You Go" und "Show Your Love" wieder in Angriffsstellung. Die Vocals könnten etwas lauter sein, aber sonst geht endlich wieder die Post ab, und Meroe rocken, was das Zeug hält. Die darauf folgende Ballade "Sweet Sister" passt nun auch besser ins Gesamtbild, und zieht nicht so runter wie das Pianostück. Eingeleitet wird das Ganze durch ein schönes Gitarrenintro und getragen durch den zu diesem Stück passenden, ruhigen Gesang. "Let The Eyes Do The Talking" zieht kurz vor Ende von "Sick Society" noch einmal kräftig an, bevor der Rausschmeißer "Canadian Lady" das Werk beendet. Rausschmeißer deshalb, weil der Song auch hätte eingespart werden können. Damit wird kein Fisch mehr vom Teller gezogen, er ist einfach zu lasch.

Im Ganzen ist die CD zu empfehlen. Natürlich kann nicht jeder Track der Renner sein. Betrachtet man aber "Sick Society" während eines kompletten Durchlaufes, ist der Band um Sänger Oliver Monroe ein guter Wurf gelungen. Wer den guten alten achtziger Jahre-Rock mag, sollte sie sich zulegen, und da wir Midnight Kisses von 2009 ebenfalls gut bewertet haben, diese, sowie "Zero" aus dem Jahre 2002 gleich mit.

Line-up:
Oliver Monroe (vocals)
Alex K. (guitar)
Peter (bass)
Andy Lorenz (drums)