The Meters / Fire On The Bayou
Fire On The Bayou Spielzeit: 17:16 (side 1), 17:18 (side 2), 15:28 (side 3), 11:41 (side 4)
Medium: Do-LP
Label: Music On Vinyl (Warner Bros), 2014 (1975)
Stil: Funk, Fusion


Review vom 29.04.2014


Markus Kerren
Bei der aus New Orleans stammenden Band The Meters wird ganz sicher der eine oder andere mit fragendem Blick die Schultern zucken. Die Chancen diese hocheinflussreiche Band zu kennen, stehen jedoch deutlich höher, als man zunächst vielleicht annehmen mag. Gegründet wurde das anfängliche Quartett 1965, das erste Album (dem noch sieben weitere folgen sollten) erschien im Jahr 1969 und aufgelöst wurde die Combo bereits 1977. In den USA konnten zwar kleinere bis mittlere Erfolge eingefahren werden, aber in Europa klappte es nie so richtig, obwohl sie für die Rolling Stones auf deren 1976er 'Tour of Europe' den Abend vor konstant großem Publikum eröffneten.
Und dennoch waren The Meters neben ihren eigenen Platten auf sehr vielen anderer Musiker (z. B. Dr. John oder Robert Palmer) zu hören. Und ganz nebenbei war die Truppe auch noch die Hausband in Allen Toussaints Studio im heimatlichen New Orleans. In den ersten Jahren gab es ein paar kleinere Hits in den USA und eines der erfolgreichsten Alben der Band war "Fire On The Bayou" von 1975, das jetzt mit Bonustracks auch auf feinstem 180 Gramm-Vinyl wieder aufgelegt wurde. Relativ kurz vor den Aufnahmen war Cyril Neville (heute mit der Royal Southern Brotherhood aktiv) Bandmitglied geworden und verfeinerte die Musik der Band mit seinen Congas noch zusätzlich.
Was The Meters am Start hatten, war allerfeinster Funk aus dem tiefen Süden der Vereinigten Staaten. Die Songs swingen und grooven, dass es nicht nur eine wahre Freude ist, sondern dass man auch kaum noch Herr seiner Gliedmaßen bleiben kann. Da greift alleine schon bei der Rhythmusabteilung ein Rädchen blind in das andere, der sehr 'schwarze' Gesang kommt losgelöst sowie von den Rhythmen getrieben daher und die im Vordergrund stehenden Keyboards sowie die Gitarre setzen dann die Spitzen bzw. die Verzierung dieser Funk-Vollbedienung.
Etwas anders, eher im Dr. John-Stil gehalten, kommt dann "They All Ask'd For You". Hier sind die Strukturen etwas klarer festgelegt, wenn dieses ganz spezielle New Orleans-Lebensgefühl ebenfalls zu keiner Sekunde fehlt. Das ist so geil und mitreißend, dass mir vollkommen schleierhaft ist, wieso diese Band keine größeren Erfolge aufweisen konnte. Ein dominierender Bass und ein spritziges E-Piano bestimmen "Can You Do Without?", eine sehr kritische Hinterfragung des Sinns und Unsinns bezüglich der Einnahme von stimmungsverändernden bzw. stimulierenden Pülverchen. Der Groove ist zwar bei jedem Song ein anderer, was aber bleibt, ist die Unwiderstehlichkeit dieser Band, die zum Zeitpunkt der Aufnahmen (1974/75) offensichtlich voll im Saft stand.
Die Songs der Meters pulsieren, sind lebendig, atmen, strampeln, treten, verteilen Kinnhaken und ziehen sich auch mal ganz verletzt in eine kleine Ecke zurück, um dort zu schmollen und sich wieder zu erholen. Aber wie sie es auch machen, es geschieht gekonnt, durchdacht und (sehr wichtig bei diesem Stil) mit tonnenweise Feeling versehen. Das Original-Album bestand aus elf Tracks, denen hier noch fünf Bonusstücke angehängt wurden. Woher diese genau kommen, ist leider nirgends vermerkt. Was aber auch nicht schlimm ist, da sie sich hinsichtlich des Sounds (doch nicht ganz so brillant) und der Qualität (wenn der Stil auch erneut variiert wurde, aber WIE geil ist denn die Soul-Ballade "Mother's Love", bitte?) kaum vom Rest unterscheiden.
Diese Vinyl-Ausgabe hat einen unmittelbaren und sehr warmen, glasklaren Sound, sodass der Hörspaß wieder einmal jede CD um Längen aussticht. Für Funk-Freunde sollte dieses Doppelalbum ein absoluter Pflichtkauf sein, aber auch wer sich bisher mit diesem Stil eher schwer getan hat, kann hier überhaupt keinen Fehler machen. Und ich kann wieder einmal nur jedem wärmstens empfehlen, die Vinyl- der CD-Form vorzuziehen. Mich hat diese Platte so dermaßen umgehauen, dass mir für geraume Zeit erstmal nichts anderes auf den Plattenteller kommen wird. Fo' sho', fellas!!!
Line-up:
Joseph Modeliste (drums)
Arthur Neville (keyboards, vocals)
Leo Nocentelli (guitars)
George Porter Jr. (bass)
Cyril Neville (congas)
Tracklist
Seite 1:
01:Out In The Country
02:Fire On The Bayou
03:Love Slip Upon Ya
04:Talkin' 'bout New Orleans
Seite 2:
01:They All Ask'd For You
02:Can You Do Without?
03:Liar
04:You're A Friend Of Mine
Seite 3:
01:Middle Of The Road
02:Running Fast
03:Mardi Gras Mambo
04:Running Fast (bonus track)
Seite 4:
01:Keep On Marching (bonus track)
02:He Bite Me (bonus track)
03:Mother's Love (bonus track)
04:Jambalaya (bonus track)
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