»Das Land, darinnen Milch und Honig fließen« heißt es im alten Testament und gemeint ist das »verheißene Land«. Verheißungsvoll also, der Bandname und er suggeriert mir unterschwellig schöne Musik. So ist es auch, denn bereits der Opener, "Just For You" aktiviert per Ausnahmestimme mein Wohlfühlzentrum. Irgendwie verloren klingt er, der Robert White und ich verfluche meine Promo-Ausgabe, da dies Musik ist, deren Lyrics man 'braucht'.
Mit "Incredible Visions" geht's flotter und rockiger zur Sache und die 1994 gegründete Band zeigt, dass sie auch instrumental gut im Futter steht. Robert White dürfte einigen von den Psychedelikern Levitation bekannt sein. Ich gestehe, den Namen das erste Mal (bewusst) zu hören.
"Waste Of Time" möchte ich als eines von vielen Highlights dieses Albums bezeichnen. Eine Platte, deren Zeiger mal ins Singer/Songwriter-Lager, dann in eine (musikalisch, nicht stimmlich) Pop/Rock-Mischung aus Bob Welch und Warren Zevon weisen. Kaum geschrieben, meint man eine unbekannte Simon & Garfunkel-Nummer zu vernehmen. Ebenfalls nicht der Stimme, sondern der Ausstrahlung wegen. Höchst intelligentes Songwriting mit auch unkonventionellen Wendungen und Akkordfolgen lassen die Ohren immer am Ball: Das ist Wellness für Ohr und Seele.
Ein dezent eingesetztes Keyboard untermalt die zupfende und schlagende Akustische und klingt mal wie 'ne Harfe oder Flöte. Kann aber sein, dass Harfe und Flöte per mir nicht ersichtlichen Gästen beigesteuert werden. Vokalistisch auch vom Allerfeinsten die Momente, wenn die backing vocals 'zuschlagen'. Ansatzweise jazzig und mit dem berühmt berüchtigten Easy Listening-Feeling grooven sich die Stücke ins Ohr.
"No Word At All" bietet leichten Country-Touch mit einer wimmernden Steel-Gitarre. Der ich-weiß-nicht-wievielte-Höhepunkt. Ja, das ist das Land, wo Milch und Honig fließen. Der Albumname "Dog Eared Moonlight" bedeutet übersetzt 'abgewetztes Mondlicht'. Zumindest ist mir kein anderer Term bekannt. Auf jeden Fall passt das, denn wenn ich das Klischee vom trauten Musikhören unterm Mond in lauer Sommernacht heranziehe, dann muss bei dieser Scheibe der Mond gewaltig Federn lassen. Man sitzt vor den Lautsprechern und wartet förmlich auf ein schlechtes Stück. Aber es gibt keines - zu perfekt und vorsichtig agieren die Instrumente. Ja keine Stimmung zerstören und den Sänger agieren lassen.
Unsensible Menschen könnten "Cut The Line", mit diesen traumhaften Harmonies, der süßlichen Pedal Steel und dem irren Refrain mit einem leckeren Schmalztöpfchen verwechseln. Das ist die Übernummer und wenn gegen Ende das Keyboard wie eine kastrierte Schweineorgel klingt, ist das der Überhöhepunkt, quasi der Big Draw.
Der Milk & Honey Band, deren fünf Vorgängeralben ich nicht kenne, ist mit "Dog Eared Moonlight" eine tolle und stimmungsgeladene Scheibe gelungen. Selbst gibt die Band an, in der Rock/Alternativ/Psychedelic-Schublade zu wohnen. Für den neuen Output mag ich das nur bedingt unterschreiben - in Ansätzen ja, aber es überwiegen die Singer/Songwriter-Momente. Die jedoch mit einer scharfen Prise Rock und Gänsehaut. Daumen hoch für die Briten. Aufgenommen wurde "Dog Eared Moonlight" übrigens auf einem 8-Spur Tonband und das klingt richtig gut.
Line-up:
Robert White (guitar, vocals)
Michael Tubb (guitar)
Richard Yale (bass, backing vocals)
Dan Burke (keyboards, guitar, backing vocals)
Christian Parsons (drums, backing vocals)
Tracklist |
01:Just You
02:Incredible Visions
03:Waste Of Time
04:Maryfaith Autumn
05:Absolutely Wrong
06:No Word At All
07:What You Really Need
08:Disappear
09:Cut The Line
10:Flowers
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