Spielzeit: 85:22 (DVD), 62:15 (CD 1), 61:05 (CD 2) Technische Daten: keine Angaben Medium: DVD + 2 CDs Label: UDR/Wacken Records, 2014 Stil: Industrial Metal Review vom 04.07.2014 Jens Groh

Was ist nur los mit Uncle Al??? Ist es sein leeres Konto, sein leeres Matschhirn oder einfach nur endlose Langeweile, die ihn und seine früher wirklich relevante Truppe dazu veranlasst, wirklich jedes Konzert in Bild und Ton einzufangen???
Sicher, es ist ein Tribut an den verstorbenen Mike Scaccia und ja, dieser Gitarrist war verdammt wichtig für diese Band. Und nochmal ja, die DVD ist schon nicht schlecht, aber braucht man sowas? Denn dieses Bildscheibchen ist recht mager aufgemacht. Untertitel? Fehlanzeige. Bonusmaterial? Auch hier Fehlanzeige. Und über das fulminante (hüstel) Menü sag ich nur: LAAAAAAAAAANNNNNNNGWEILIIIIIIIG!

So kommt nach noch nicht mal zehn Monaten schon wieder eine neue Live-DVD/CD auf den sowieso schon hoffnungslos überfüllten Musikmarkt. Und Ministry müssen sich gefallen lassen, wenn der ein oder andere Fan fragt: Muss das sein???
Gut, Live-Dokumente sind an und für sich schon was Feines, aber wenn die Tracklist im Wesentlichen fast gleich ist mit der letzten und (zumindest auf der CD) die Performance tönt, als wenn man gleich beim Abmucken einschliefe und selbst Leute, die diese Band und ihre bis Mitte der Neunziger genialen und nervenaufreibenden Releases hassen, diese Scheibe sogar als unspektakulär bezeichnen, dann hat das Ganze soviel Biss wie Oma, wenn sie ihre Dritten im Coregaglas vergessen hätte. Sprich, an alte Großtaten wie "In Case You Didn't Feel Like Showing Up", das immerhin schon vierundzwanzig runzelige Jährchen aufm Buckel hat, kommt dieser Langweiler zu keiner Sekunde auch nur ansatzweise heran.

Mann, manchmal hab ich die Befürchtung, dass so mancher Rocker und einstmalige Legenden wie Al Jourgensen einfach nicht wahrhaben wollen, dass ihre Zeit vorbei ist. Gut, die Stones sind wahrscheinlich auch nur eine 3-D-Animation auf der Bühne und in Wirklichkeit sind Opa Jagger und Co. schon lange tot und nur das Label erfreut sich an den Einnahmen, wenn mal wieder zu völlig überzogenen Preisen zur Musi aufgespielt wird… aber das ist ein anderes Thema.
Bleiben wir bei Ministry.
Dass der Gute noch selbst auf der Bühne steht, stelle ich mal außer Frage, aber ob bei ihm noch alles live ist bezweifele ich doch sehr stark.

Es ist schlicht fast unerträglich wenn man Al über die Bühne schlurfen sieht. Vor allem wenn man bedenkt, welch Weltklassemucker der Herr um sich geschart hat, wirkt sein ganzes Agieren einfach nur noch lachhaft. Besonders die Momente, wenn der Mistkerl seine Gitarre umhängen hat und es nicht mal schafft, mehr als einige Sekunden die gottverdammte Axt zu bedienen, sondern nur damit rumpost. Mann, Al, wären da nicht mal ein paar Drogen weniger besser gewesen? Besonders schlimm ist es zu sehen, wie die Band bei der Probe zur Tour gezeigt wird (gut, das ist schon ganz geil, auch wenn es zwischen den Live-Sequenzen nervt, genauso wie die kurzen Interviews. Das wäre schöner in einem Extra gewesen) und hier der Mastermind nicht mal auftaucht, sondern sein Gesang vom Band kommt. Ehrlich? Ich glaube ja, dass das auch bei den Auftritten der Fall ist.

So bleibt am Ende des Tages eine weitere DVD/CD in den Regalen dieser und anderer Länder in den Regalen liegen. Gut, abgesehen von den Leuten, die auf diesem Konzert waren, wird es nicht wirklich viele Käufer geben.
Schade, man hätte Mike Scaccia wirklich ein schöneres Denkmal setzen können.

Line-up:
Al Jourgensen (Gesang, Gitarre)
Mike Scaccia (Gitarre)
Sin Quirin (Gitarre)
John Bechdel (Keyboards)
Casey Orr (Bass)
Aaron Rossi (Schlagzeug)