Mississippi Heat / Hattiesburg Blues
Hattiesburg Blues Spielzeit: 63:00
Medium: CD
Label: Delmark Records, 2008
Stil: Blues

Review vom 19.05.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Ganze drei Tage reichten Mississippi Heat, Anfang der Neunzigerjahre gegründet, um "Hattiesburg Blues" im Chicagoer Riverside Studio einzuspielen.
Von den Gründungsmitgliedern ist lediglich der charismatische Harper Pierre Lacocque übrig geblieben, hat sich allerdings mit dem aktuellen Line-up kompetente Musiker in die Band geholt.
Allen voran Sängerin Inetta Visor, die mit ihrer Etta James-ähnlichen Stimme Song um Song beeindrucken kann. Sie drückt seit 2001 vielen Stücken ihren persönlichen Stempel auf.
Mit einer ganzen Reihe von Gästen wird das Album noch interessanter. Einerseits greifen nicht nur Carl Weathersby sowie Lurrie Bell in die Saiten, sondern die Chicago Horns sorgen andererseits auch für mächtig Dampf unter dem Deckel.
In der Gästeliste findet sich auch Ruben Alvarez, der schon für John Mayall trommelte und bei Junior Wells oder Patricia Barber die Percussion spielte.
Tja, und bei dem Alvarez wird der Hörer neugierig, denn in den vier Songs, bei denen er aktiv ist, spielt er Latin Percussion!
Also werden direkt diese Tracks angesteuert: Das geht ja richtig gut ab, was einem "How Much Worse Can It Be?" an die Lauscher kommt! Echter Latin-Flair mit entsprechend eingestellter Bläser-Abteilung und der kontrastierenden Lacocque-Harp. Latin und Blues gehen eine beachtenswerte Symbiose ein.
Da muss unbedingt das nächste Lied mit dem Perkussionisten her und das ist der Titelsong "Hattiesburg Blues". Noch einen Schritt weiter gehen Mississippi Heat, denn jetzt verschmilzt der 12-Takter mit dem Tango. Auch wenn nicht so ganz 'my cup of tea'… hörenswert.
"Calypso In Blue", der Titel sagt schon, wo es lang geht. Beeindruckend ist das perfekte Zusammenspiel von Lacocque und dem Keyboarder Chris Cameron, der ebenfalls mit Mayall sowie James spielte. Er kann sich allerdings auch James Brown auf seine Visitenkarte schreiben. Die Nummer wird stets dynamischer und wenn sich Gitarrist Giles Corey einmischt, werden Erinnerungen an Carlos Santana geweckt.
Noch weiter geht die Combo mit "Nature Is Cryin'". Diesen Song sortieren wir unter Latin-Funk-Blues ein. Neben "Calypso In Blue" das stärkste Stück aus dieser "Hattiesburg Blues"-Rubrik.
Dass der Gitarrist Carl Weathersby auch ein toller Sänger ist, brauche ich unseren fachkundigen Lesern nicht zu sagen. Der begibt sich für "Hell And Back" ans Mikro und spielt auch das Gitarren-Solo. Weathersby ist nicht das erste Mal in der Mississippi Heat-Runde. Die Zusammenarbeit reicht zurück bis in das Jahr 1998. Durch seinen Gesang gibt er dem Mid-Tempo-Blues im Chicago-Style eine soulige Komponente.
Seine weiteren solistischen Einlagen auf der Gitarre stehen außerhalb jeder Kritik.
Ebenso steht es um einen weitern Gast: Lurrie Bell
Uh! "Chicago Is My Home" ist der Groover des Albums mit Cameron am honky Piano. Lurrie Bell ist eine wahre Quelle an Ideen und die Töne fließen mit atemberaubender Selbstverständlichkeit aus dem Verstärker. Mehr davon!
Gibt es doch, Leute: "Gone So Long", nicht groovend, aber sehr relaxt, ist ein weiterer Beleg dafür, welche Klasse Bell hat.
Es bluest, groovt und shuffelt an allen Ecken und Kanten und bereits der Opener "Tiger Man", mit einer hervorragend aufgelegten Inetta Visor hat Magnet-Charakter.
Intensität und Feeling pur ist der Slow-Blueser "Forgot You Had A Home" und "Light From Within" schließt sich da nahtlos an. Die Visor ist einfach klasse!
Genau so wie der gesamte "Hattiesburg Blues". Mississippi Heat decken ein weites Spektrum damit ab und das kompetent. Mit 7-8 von 10 RockTimes-Uhren würde man denen sogar einen Blues-Walzer abkaufen.
Line-up:
Pierre Lacocque (harmonica)
Inetta Visor (vocals)
Giles Corey (guitar, vocals)
Chris Cameron (piano, organ, Wurlitzer, clavinet)
Spurling Banks (bass)
Stephen Howard (bass - #4, 5, 8, 12, 13)
Kenny Smith (drums)
Dujuan Austin (drums - #4, 9, 10)
With Special Guests:
Carl Weathersby (guitar, vocals)
Lurrie Bell (vocals, lead guitar - #2, 7)
Ruben Alvarez (latin percussion -#4, 6, 9, 13)
Devin Thompson (vocals - #12)
Kenny Anderson (trumpet)
Hank Ford (tenor saxophone)
Bill McFarland (trombone)
Willie Henderson (baritone saxophone)
Tracklist
01:Tiger Man (4:05)
02:Chicago Is My Home (4:48)
03:Forgot You Had A Home (5:33)
04:How Much Worse Can It Be? (5:33)
05:Soft-Heared Woman (4:59)
06:Hattiesburg Blues (4:01)
07:Gone So Long (3:13)
08:Light From Within (5:57)
09:Calypso In Blue (5:33)
10:Hell And Back (5:30)
11:Say Something God (4:22)
12:Foolish Man (4:21)
13:Nature Is Cryin' (4:42)
Externe Links: