Ein neues Album der Jam-Veteranen moe. ist - wie Helge Schneider es auszudrücken pflegt - stets eine »Überraschungstüte für den Herrn.« Oder ins normale 'Spreching' übertragen: Man weiß nie, was einen erwartet, denn kein Tonträger gleicht dem anderen. Etwas anderes wäre einer Jam-Band ohnehin nicht standesgemäß! Das ist beim hier zu besprechenden (aktuellen) "What Happened To The La La's", dem zehnten Studioalbum seit der Bandgründung im Jahr 1989, nicht anders. Das Scheibchen ist - nebenbei bemerkt - in den US bereits vor gut eineinhalb Jahren erschienen und wird nun anlässlich der anstehenden Europatour (wir berichten aus dem Rex in Bensheim/Lorsch!) von moe. auch hierzulande promotet.
Immerhin vier lange Jahre hat sich moe. seit dem 2008er Sticks And Stones für "What Happened To The La La's" Zeit gelassen - und diese Zeitspanne für meinen Geschmack ausgezeichnet genutzt. Dominierten auf dem Vorgänger - bis auf wenige Ausnahmen - in relativ kompakten Songs zumeist die rockigeren Töne, so hat sich das Quintett aus Buffalo/New York für "...La La's" wieder vermehrt den freien, jammigeren Strukturen zugewandt, was auf "Sticks And Stones" - wie "Zed Nought Z" beispielhaft zeigt - eher Seltenheitswert besaß. Damit wir einander nicht falsch verstehen: Das Album war richtig stark und beinhaltete mit "Deep This Time", "Queen Of Everything" und vor allem "September" einige echte Perlen. Die hier zu besprechende Scheibe orientiert sich allerdings wieder stärker am jamrockigen "Warmwood" von 2003 und damit am (für mich) bislang stärksten moe.'schen Output.
Bezüglich der Vermarktung hat die Band die nächste Stufe erklommen und ist vom kleinen Indie-Label Fatboy Records zu den überwiegend für Rootsmusik bekannten Sugar Hill Records gewechselt.
Einige der zehn Songs (wie bspw. "...Lazarus") sind bereits auf der Bühne gereift - eine Praxis, wie man sie von moe. wie auch anderen Jambands kennt. Und während ich diese Zeilen schreibe, wird für den April - pünktlich zum Start der Deutschlandtermine der Europatour - bereits ein neuer Silberling angekündigt. Sicherlich wird man den Fans einige der neuen Songs live präsentieren wollen...
Los geht's mit "The Bones Of Lazarus", einem sehr rhythmischen Song, der in seiner treibenden, karibisch inspirierten Dynamik an Santana zu erinnern vermag und in gigantischen Double Leads-Duellen zwischen Al Schnier und Chuck Garvey gipfelt. "Haze" mäandert munter zwischen entspannten Strophen und bissig-zupackenden Refrains - "Downward Facing Dog" zwischen skurrilem Pop, flirrendem Prog und vertracktem Rock umher. Toll sticht bei Letzterem die reichlich experimentelle Gitarrenarbeit der beiden vorgenannten Axtschwinger hervor!
"Rainshine" ist für mich die vielleicht schönste Nummer, die ich bis dato von moe. zu hören bekam, frappierend an die derzeit ziemlich schwächelnden Phish (hier auch an Trey Anastacios Gesang) erinnernd. Herrlich schräg und abgefahren flippen "Smoke" und "Paper Dragon" völlig aus. Vor allem das mit seinem Walzertakt an Zirkusmusik (tolle Marimba- und Vibraphonpassagen) erinnernde "Chronomatic Nightmare" überschreitet und bricht sämtliche musikalischen Grenzen auf - ein Qualitätskriterium, das Jamrock zwingend erfüllen muss! Und weil das so sein muss, rocken dann auch die folgenden "One Way Traffic" und "Suck A Lemon" ziemlich 'Garagen- bzw. 'Indie-mäßig' neben der Spur.
Komme mir keiner mit der abgedroschenen These, wonach Jambands keine guten Studioalben machen könnten. Gequirlter Bullendung - "What Happened To The La La's" ist beileibe nicht der erste und garantiert nicht der letzte Beweis des Gegenteils!! Von moe.s Live-Qualitäten dürfen wir uns dann bei der Europatour im Frühling und einigen Sommerfestivals - unter anderem im deutschen Jam-Mekka, dem Burg Herzberg Festival - überzeugen.
Wem "Sticks And Stones" zu 'rootsig' war, es stattdessen eher "Warmwood"-mäßig und flippig mag, der bekommt mit "What Happened To The La La's" die volle Breitseite. Eine richtig starke Scheibe!!
Line-up:
Al Schnier (lead vocals, guitar, keyboards, mandolin, accordion)
Chuck Garvey (lead vocals, guitar)
Rob Derhak (lead vocals, bass guitar)
Jim Loughlin (percussion, marimba, vibraphone, vocals)
Vinnie Amico (drums, percussion, vocals)
Tracklist |
01:The Bones Of Lazarus (3:56)
02:Haze (5:12)
03:Downward Facing Dog (7:54)
04:Rainshine (4:39)
05:Smoke (3:39)
06:Paper Dragon (4:48)
07:Chromatic Nightmare (3:43)
08:Puebla (4:10)
09:One Way Traffic (2:54)
10:Suck A Lemon (4:30)
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