Mit "Sticks And Stones" bringen moe. binnen eines Jahres den Nachfolger ihres in den Staaten vieldekorierten Albums The Conch heraus. Er ist unter ganz anderen Voraussetzungen entstanden. Der Vorgänger wurde über einen langen Zeitraum gezeitigt, an verschiedenen Orten aufgenommen, die Studiotakes erhielten Mischungen mit Livemitschnitten und das Ganze wurde dann sehr ausgiebig nachbearbeitet, bis die Band mit dem Ergebnis zufrieden war. Für "Sticks And Stones" zog sich das Quintett in einen abgelegenen Ort in den Berkshire Mountains, Massachusetts, zurück. Dort mietete es sich für ein paar Wochen in einer alten säkularisierten und renovierten Kirche ("The Cathedral") ein, der ideale Platz, um in Ruhe kreativ sein zu können. Für das neue Album bestand laut Bandpage bis dato kein Konzept, keine Songs, nur ein paar vage Ansätze. Die Perfektionisten wollten bewusst ein Experiment eingehen und - es hat geklappt.
Das Resultat ist ein sehr organisches, aber auch gleichermaßen variables Album, das ohne große Ergänzungen ( »80 Prozent sind dort entstanden«) richtig rund klingt. Das einerseits mehr rootsig ist, aber weder die bisherige moe.-Raffinesse, noch die Jam-Passagen (die bei 40 Minuten Spielzeit naturgemäß knapp bemessen sind) vermissen lässt. Trotzdem hört sich das ganz anders als "The Conch" an. Was gleich mal positiv ankommt, ist der Wegfall der Falsett-Vocals, die auf Dauer doch sehr nervig waren. Auch die Keyboards spielen keine Rolle mehr. Aber nicht nur deshalb fehlt größtenteils die 'Prog-Note', es erfolgte bewusst eine Rückbesinnung auf die Musik der eigenen Jugend und da werden Led Zeppelin, Frank Zappa Steely Dan und Grateful Dead genannt. Nun, nicht alle Einflüsse sind so offensichtlich, jedoch schwebt über dem Ganzen unbestreitbar der Geist der Frisco-Kommune.
Schon bei den ersten Hördurchgängen wird klar, wie vielschichtig das Album ist, dass die vordergründige Relaxtheit nur der gemeinsame Nenner ist, aber dass sich dahinter eine Menge großartiger Arbeit verbirgt. Viele interessante Details, die diesen Songs Klasse verleihen. Der Schaukelstuhl zum Zurücklehnen ist musikmäßig ein High-Tech-Produkt!
"Cathedral", der Einsteiger - gleich so ein Hammer mit Verzögerungseffekt. Die fordernden Vocals im Chor sind nur der Earcatcher, aber der Song hat richtig Drive und wohl noch am ehestens 'proggige' Elemente. Durchaus interessant die Streicher, die durch das Geschehen wirbeln.
Der Titeltrack kommt mit Westcoast-Leichtigkeit daher, geringe Abstriche gibt es nur für den näselnden Gesang. "Darkness" ist ein perfekter Pop-Rock-Song im allerbesten Sinn, der durch das eingesetzte Vibraphon einen besonderen Effekt bekommt. Der "Conviction Song" hat mit seiner Geige genau die schleppende Melancholie, die mir in der Pink Floyd'schen Düsternis abgeht. Wenn ich schon die Götter zitiere, dann fallen mir beim instrumentalen "Zed Nought Z" gleich einige ein, vor allem die, die mit dem großen 'Worren Heinz' Nektar und Ambrosia schlürfen. Und da freut sich mein Southern Heart dann weiter: "Deep This Time" + "All Roads Lead To Home" (dicke Riffs, geschmeidige Slides, röhrende Lead-Vocals und geile Background-Miezen). "September" gehört in die intelligent-melancholische Kategorie, wieder mit dieser sinnlichen Geige von Alli Kral.
Blues Rock auch? Sicher. "Queen of Everything". Vom Feinsten. Und dermaßen dirty wie die Stones seinerzeit mit ihren klebrigen Pfoten. Aber was ist das - "Raise A Glass" - die Tossers auf diesem Album??? Keine Ahnung, also cheers folks!
Dass sich eine angesagte Jam-Band dieser Tage so variabel zeigt und dabei soviel komprimierte Klasse beweist, ist schon was Besonderes. Der Sound entspricht voll dem hohen Level. Daher in dieser momentan doch etwas unterrepräsentierten Kategorie (solange die Deads nicht wiedererwachen) ein klarer Tipp!
Line-up:
Rob Derhak (bass and lead vocals)
Al Schnier (guitar, lead vocals, keyboards, accordion and mandolin)
Chuck Garvey (guitar and lead vocals)
Vinnie Amico (drums, percussion and vocals)
Jim Loughlin (percussion, vibraphone and vocals)
Guests:
Alli Kral (strings)
Nadine LaFord (background vocals)
Umphrey's McGee (background vocals on "Raise A Glass")
Tracklist |
01:Cathedral
02:Sticks And Stones
03:Darkness
04:Conviction Song
05:Zed Nought Z
06:Deep This Time
07:All Roads Lead To Home
08:September
09:Queen Of Everything
10:Raise A Glass
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