Alleine schon das Cover der dritten CD des französischen Trios ist abgedreht. Genau so wie der Bandname, den man nach einigen Bieren aber so etwas von fließend aussprechen kann. Einfacher, ohne Bier oder anspruchvoller Gesichtsgymnastik, geht einem da schon der Albumtitel über die Lippen.
So ein Zufall: Mit der deutschen Band Trigon haben wir jetzt eine weitere Band, die bei der Zappanale 2007 im Line-up des Festivals auftauchte.
Die Musiker Christophe Godin (guitars, vocals), Ivan Rougny (bass, vocals) und Jean Pierre Frelezeau (drums, vocals) ziehen statt Hopfenkaltschale den Rebensaft vor, so zu sehen in ihrem "Tapas Nocturne"-Video und die scheren sich einen feuchten Kehricht um gourmethaftes Genießen des Weines. Der wird aus der Flasche getrunken.
Die bewegten Bilder zum Song sind ähnlich abgedreht, wie deren Musik und ihr Äußeres. Die drei Männer betreten, nur in Lackmäntel, Schuhwerk sowie tiefer gelegten Bowler-Hüten aus farblosen Plastik gekleidet, einen Probenraum in einer leer stehenden Fabrik und legen darauf los.
Frelezeau spielt seinen Bass auch wie eine Rhythmusgitarre und Godin zeigt uns, wie viele Vigier 6-Saiter er hat. Fetzig sind die mit kariertem Korpus.
Ihre Musik bezeichnet Mörglbl als »a funny power-jazz-metal instrumental music, with plenty of room for limitless experimentation and expression
«.
Diese explosive Mixtur ist tatsächlich abgefahren, innovativ, imposant, experimentierfreudig und spektakulär.
Auf ihren Instrumenten sind die Franzosen absolute Könner. Man muss sich nur den Opener "Tapas Nocturne" anhören, denn der wird mit seiner expressiven Mischung aus Jazz und Metal schon zum Knaller. Nochmals zurück zum Video: Irrsinnig, mit welcher Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit gespielt wird!
Der geslappte Bass und eine atonale Wah Wah-Gitarre eröffnen "L'ami Déglingo". Godin lässt eine Riff-Granate nach der anderen los und dann löst sich alles in psychedelischem Wohlgefühl auf, bis der Track in ein galaktisches Solo übergeht. Es wird nochmals an der Ekstase-Schraube gedreht und fertig ist die Nummer.
Cut! Das relaxte "Buffet Froid" startet zunächst herrlich verträumt, um kurz metalisch eruptiv auszubrechen. Dann improvisiert der Godin prächtig und liefert gegen Ende nochmals einige tolle Riffs. Bedächtig, geradezu ruhig endet das kalte Buffet.
"Le Projet Pied-De-Biche" ist ganz entspanntes jazziges Gefrickel mit einigen gut gesetzten Breaks und einem tollen Drumsolo. Danach ist Jean Pierre Frelezeau am Bass dran und der zaubert auf den dicken Saiten. Davon angetrieben, setzt Godin seine Ideen-Fabrik wieder in Gang.
Mit einer Metal Funk-Attacke beginnt "Lieutenant Colombin", immer wieder unterbrochen von sphärischen Zwischenteilen, die dann das Geschehen übernehmen.
Der Wechsel von Trance-artigen Parts hin zum Rock-/Metallager ist eines der Markenzeichen von Mörglbl. Deutlich wird das in einer Vielzahl von Stücken. "Le Petits Nous" mit seinen durchgängig fließenden Gitarrenlinien, die einen abermals träumen lassen, ist eine Ausnahme.
Selbst nach sechs Songs ist das Trio für Überraschungen gut: Im Marsch-Rhythmus kommt "The Toy Maker" daher und was Godin hier auf seinem Instrument zelebriert, ist großes schräges Programm-Kino und dient zur Erheiterung.
Unglaublich, das Mörglbl-Konzept mit der Verquickung unterschiedlicher Musikstile in jedem Song, geht voll auf und dient zum Teil als Hör-Futter für Leute, die meinen, am Ende der Fahnenstange angekommen zu sein.
"Grötesk" ist ein Instrumental-Album. Die kindlich klingenden 'La-la-las' in "Févier Afghan" sind songdienliches Beiwerk und ansonsten rockt das Stück dann ultimativ.
"Grötesk" ist ein Schmelztiegel der Musik, die zu keinem Moment langweilig wird und man kauft dem hier und da überdrehten Trio auch ihre nicht so ernst gemeinten klanglichen Statements ab.
Spanisch angehaucht ist "Il Bello Di Note". Da wechselt Godin dann auch zur akustischen Gitarre, obschon das Solo mit der Verstärkten gespielt wurde.
Für ihre Kreativität reicht das Projekt Mörglbl nicht aus.
Zusammen mit einem Geiger (!!!) gehen sie unter dem Namen Christophe Godin's Metal Kartoon an den Start und darüber hinaus gibt es mit G2 noch ein Gitarrenduo.
Die Musik macht süchtig und durch ihre bizzare, ulkige und besondere Art haben die Instrumental-Akrobaten 9 von 10 RockTimes-Uhren verdient.
Line-up:
Christophe Godin (guitars, vocals)
Ivan Rougny (bass, vocals)
Jean Pierre Frelezeau (drums, vocals)
Tracklist |
01:Tapas Nocturne (4:52)
02:L'ami Déglingo (5:19)
03:Buffet Froid (6:49)
04:Le Projet Pied-De-Biche (6:33)
05:Lieutenant Colombin (6:39)
06:Le Petits Nous (4:34)
07:The Toy Maker (4:31)
08:Haute Voltige En Haute-Volta (4:28)
09:Févier Afghan (5:17)
10:Totale Bricole (6:03)
Bonus:
11:Il Bello Di Note (5:36)
12:Studio Délirium (1:11)
13:Tapas Nocturne (Video)
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Externe Links:
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