Originell? Ist gar kein Ausdruck ... MoeTar spielen einen wirklich bemerkenswert eigensinnigen Musikmix. Glücklicherweise gibt's die Kategorie 'Prog' - da können wir die abgedrehten Amis reinstecken und alle sind zufrieden. MoeTar, dieser Kunstname ergibt sich aus den Hauptverantwortlichen dieser muskalischen Neuschöpfung, und das sind Songschreiber und Basser Tarik Ragab und Sängerin Moorea Dickason. Wie alle Mitglieder der Gruppe sind die beiden erfahrene Musikschaffende; wir haben es also nicht mit Neulingen zu tun, sondern mit umtriebigen, unausgelasteten Leuten, die sich zusammengefunden haben, um 'Genre-zerstörende Musik' zu machen. So zumindest sagt es die Allstar-Truppe aus West-Amiland gerne von sich selber.
Sofort springt eine urige Art Retro-Prog den Hörer an. Drollige Orgeln, organische E-Pianos spielen fluffig und fidel die Tonleitern zu angespitzten Rhythmen rauf und unter - komplex, aber trotzdem sehr relaxt. Es pulsiert der Bass, und die Gitarren lassen sich zum ein oder anderen spontanen Solo überreden, und alles klingt so herrlich unmodern ... eigentlich genau so, wie das CD-Cover aussieht: bunt, etwas durchgeknallt, leicht psychedelisch und sehr selbstbewusst. Fans von Bands wie den Flower Kings, Kaipa oder Unitopia brauchen nicht lange, um warm zu werden - aber auch die staunen schon bald über die abgedrehten Einlagen bei MoeTar.
Vor allem der Gesang Moorea Dickasons drückt der Musik einen exklusiven Stempel auf. Sie kann 'normal' und klingt dabei klasse, hat viel Ausdruck in der Stimme. Aber sie kann auch anders ... Es dauert nie lange, dann beginnt sie, sehr syllabisch säckeweise Text abzuarbeiten und pendelt in einem Affenzahn einigermaßen durchgeknallt rechts außen auf der Klaviatur in luftigen Höhen rum. Und man denkt nur, boah, hat die heute Morgen ihre Tabletten verwechselt?! Und dann denkt man - nach kurzer Eingewöhnungszeit - boah, das macht die gut! Mich erinnert das streckenweise an die große Ella Fitzgerald - die hatte solche quietschfidelen Solo-Trällereien in höchsten Tönen auch ab und an im Programm - hier sind sie aber mit Text.
Die Instrumentalabteilung lässt sich anstecken und streut teils Zappa'eske Avantgardismen aufs Notenblatt. Es fängt meist in Yes- oder Genesis-affinen Bereichen an; aber irgendwann gehen die Gefühle mit den Musikern Gassi. Es steckt auch viel Jazz drin - allein schon, was Bass und Schlagzeug zwischenzeitlich an Showeinlagen abliefern ... Ach ja und Psychedelic auch, zum Beispiel bei "New World Chaos". Und die Beatles beim coolen Groove von "Butchers Of Baghdad". Und Purple'esker Hard Rock, zum Beispiel bei "Ist Or An Ism", meinem persönlichen Favoriten. Es wird wild durchs Notensystem exerziert, und dann, urplötzlich, sortiert sich alles zu einem heavy Gitarrenriff und verhältnismäßig regelrecht eingängigem Refrain. Junge, das rockt!
Und hier zeigt Frau Dickason noch eine weitere wunderbare Facette ihrer Gesangskunst: Power pur! "Screed" - noch so ein klasse Stück mit Überraschungseffekt - ein Song, der im Mid-Tempo Mystery-like dahergestampft kommt. Großartige super heavy Spielereien inklusive - das geht schon fast Richtung Dream Theater - Metal-lastig! "Never Home" - noch so was Verrücktes. Es beginnt smooth-jazzig. Es endet in wilder Soliererei über relaxten wortlosen Vocals. Irreal, surreal ... irgendwie. So wie das ganze Album: anspruchsvoll, komplex und bisweilen hektisch, aber pickepackevoll mit extravaganten Melodien ... ein rhapsodischer Spaziergang im verwunschenen Wunderland.
Und wer ein Faible für diesen ausgefallenen Offensiv-Prog hat oder es hiermit entdeckt, freut sich auch alsbald an den skurril-metaphorischen Texten, die allen möglichen Wahnsinn in der Welt anprangern. Zum Beispiel in "Ist Or An Ism" ...
»These days theres such a malaise
crawling like rats in a maze to find there really
was no pot of gold more then what you hold.
Save for the grist of the schism. We are the same organism.
Down to the gist of the gism. Were all an ist or an ism.«
... oder "Screed":
»So led by noble fools whose books and man?made phony rules
attract the sheep to shepherds schools. Hypnotize the rubes with jewels.
[...]
And lo the righteous plague, their poisoned minds religious rage
have written their unholy page. Egos image in Gods name.
In gilded cage they spin their dogmatic reflexive gin
contending life itself a sin, begging heaven let them in.
Oh your kind, godless and agnostic your all going to find the reign of wrath from those divine.«
Line-up:
Moorea Dickason (vocals)
Tarik Ragab (bass)
Matt Lebofsky (keys)
Matthew Heulitt (guitar)
David M. Flores (drums)
With:
Bob Crawford (Wurlitzer - #3,7)
Tracklist |
Part One
01:Dichotomy (3:57)
02:Infinitesimal Sky (3:02)
03:Butchers Of Baghdad (4:19)
04:Random Tandem (4:12)
05:Ist Or An Ism (4:58)
06:Morning Person (2:54)
07:New World Chaos (5:40)
Part Two
08:Screed (4:40)
09:Never Home (4:50)
10:From These Small Seeds (5:20)
11:Friction (3:08)
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Externe Links:
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