Monokel Kraftblues/Johnny Mastro & The Mama's Boys
31.10.2013, Rainers Rockhaus, Algermissen
Monokel Kraftblues Monokel Kraftblues/Johnny Mastro & The Mama's Boys
Rainers Rockhaus, Algermissen
31. Oktober 2013
Konzertbericht
Stil: Rock, Blues Rock


Artikel vom 08.11.2013


Jürgen Bauerochse
Monokel Kraftblues Dieses Doppelkonzert in Rainers Rockhaus bot eine sehr interessante Konstellation. Neben Johnny Mastro & The Mama's Boys, die ja schon fast so etwas wie Stammgäste in Algermissen sind, war an diesem Donnerstagabend noch Monokel Kraftblues mit von der Partie. Die Band aus Berlin ist einer von zwei Ablegern der ehemaligen DDR-Kulttruppe Monokel, die schon in den siebziger Jahren gegründet wurde und neben Engerling und Freygang zu den bekanntesten Blues Rock-Bands des Arbeiter- und Bauernstaates gehörte. Dabei bilden die beiden Gitarristen Micha 'Lefty' Linke und Bernd 'Kühle' Kühnert, sowie Drummer Dicki Grimm (allesamt schon lange Jahre mit Monokel unterwegs), sowie Bassmann Pitti Pflüger die Besetzung des Quartetts.
Monokel Kraftblues Und da der Vierer meines Wissens zum ersten Mal in unseren Breitengraden unterwegs ist, waren wir schon gespannt, wie der Auftritt rüberkommen würde. Okay, der reine Blues fand in diesen eineinhalb Stunden nur ganz sporadisch statt, wurde dann aber richtig gut zelebriert. Hier sei nur das "Monster vom Schilkinsee" erwähnt, bei dem sich die beiden Gitarristen perfekt ergänzten. Überhaupt musste man feststellen, dass Linke und Kühnert ein ideales Klampfen-Paar abgaben. Egal ob Double-Leads oder Kombination von Lead- und Slidegitarre, da passte alles hundertprozentig. Trotzdem hätte ein Song wie "Nie wie Vater" dem Auftritt noch sehr gut getan.
Monokel Kraftblues Doch auch die rockigen Titel kamen sehr gut an, zumal Monokel Kraftblues mit Grimm und Pflüger eine Rhythmus-Sektion besitzen, die mühelos in der Lage ist, für richtig schönen Drive zu sorgen. So waren Stücke wie "Berlin", "Komm zu mir" oder auch "Schwarze Marie" richtig gut anzuhören. Und als dann auch noch "Kindertraum", der einzige Titel, bei dem selbst ich textsicher war, angestimmt wurde, war die Show für mich schon mal richtig gut gelungen. Dann und wann streuten die Jungs auch mal einen handfesten Boogie ein und auch einige Coverversionen fanden den Weg auf die Setlist. Hier möchte ich besonders
Peter Greens "Oh Well" erwähnen, das in einer tollen Fassung gespielt wurde, wobei auch "Part Two" Berücksichtigung fand, der ja sonst fast immer sehr gern weggelassen wird. Respekt, meine Herren!
Monokel Kraftblues Diese Einsprengsel in englischer Sprache waren eine willkommene Abwechslung des Sets, zumal der Gesang nie 'denglisch' klang, wie es ja häufig bei deutschen Bands der Fall ist. Hier waren die Vocals sehr angenehm anzuhören. So war auch das obligatorische "Going Down" (keine Ahnung, bei wie vielen Gigs ich diesen Song schon als Zugabe gehört habe) ein würdiger Abschluss dieses Konzertes, bei dem man seine Aufmerksamkeit nur auf die Musik beschränken konnte, ohne auf die Texte zu achten. Es bleibt auf jeden Fall festzuhalten, dass eine Live-Show von Monokel Kraftblues sehr viel Spaß macht. Dieser Vierer versteht sein Handwerk und ist sehr gut anzuhören.
Johnny Mastro Nach einer äußerst angenehm kurzen Umbaupause war es dann Zeit für Johnny Mastro & The Mama's Boys. Für einen Konzertbesuch bei diesem kleinen, sonnenbebrillten Kerl braucht man bekannterweise keinen besonderen Grund, wenn man auf die Sounds der Bluesharp steht. Dieser Mann ist wirklich ein Virtuose an dem kleinen Instrument, das er in allen Ausführungen aus dem EffEff beherrscht. Und da sich auch Gitarrist Smokehouse Brown immer wieder sehens- und hörenswert in Szene setzt, kann man sich Johnny Mastro & The Mama's Boys auch antun, wenn solche Lappalien wie ein neues Album oder ähnliches mal nicht gerade neu herausgekommen sind. Die Liveauftritte differieren immer wieder voneinander und bleiben deshalb sehr interessant.
Johnny Mastro Und diesmal schienen wir besonderes Glück zu haben, denn im Gegensatz zum Gig im letzten Jahr wirkte die Band wesentlich blueslastiger als gewohnt. Ob das an der hervorragenden Rhythmus-Arbeit des neuen Drummers Steve Kida lag, der im Jahr 2007 bei Canned Heat die Trommelstücke geschwungen hatte und dabei vom Kollegen Uwe Pabst beobachtet wurde, mag ich nicht beurteilen. Jedenfalls war es ein Genuss, ihm zuzusehen. Auf den Punkt präzise und mit perfektem Timing verlieh er jedem einzelnen Song genau das richtige Feeling. Man konnte die Augen einfach nicht von ihm lassen, zumal er auch von der Gestik her nicht zu toppen war. Ein absoluter Blickfang mit riesigem Können an der Schießbude.
Johnny Mastro Auch von der Songauswahl standen diesmal die nah am 12-Takter angelegten Titel auf dem Programm. Dabei waren auch einige ruhige Töne zu vernehmen, bei denen Johnny sein ganzes Bluesfeeling zum Ausdruck bringen konnte. Aber natürlich war es immer nur eine Frage der Zeit, wann Gitarrist Smokehouse Brown mal wieder einen seiner 'Ausbrüche' erleben würde. Und gerade das ist einer der Punkte, für den diese Band bekannt und berüchtigt ist. Smokey ist eine wahre Zeitbombe, die kaum zu stoppen ist, wenn sie erstmal ins Rollen gekommen ist. Allein seine Soli an der Slidegitarre kann man sehr schlecht in Worte fassen. Das muss man live auf der Bühne erlebt haben.
Johnny Mastro So zogen Johnny Mastro & The Mama's Boys über zwei Stunden alle Register ihres Könnens und spielten den kleinen Saal von Rainers Rockhaus wieder mal in Grund und Boden. Die Band scheint sich in diesem intimen Kreis augenscheinlich sehr wohl zu fühlen. Und auch das Publikum wurde perfekt unterhalten, zumal es auch noch etliche neue Songs auf die Ohren gab, die ihren Platz auf dem kommenden neuen Album finden werden. So bewahrheitete es sich wieder einmal, dass kein Konzert von Johnny Mastro & The Mama's Boys dem anderen gleicht. Und für mich als Liebhaber der blaublütigen Töne kam dieser Gig gerade recht. So darf es weitergehen.
Wie immer danken wir Rainer Pullwitt für die problemlose Akkreditierung und das nette Zusammensein.
Line-up Monokel Kraftblues:
Micha 'Lefty' Linke (guitar, vocals)
Bernd 'Kühle' Kühnert (guitar, vocals)
Dicki Grimm (drums)
Pitti Pflüger (bass, vocals)
Line-up Johnny Mastro & the Mama's Boys:
Johnny Mastro (harp, vocals)
Smokehouse Brown (guitar)
Mike Hightower (bass)
Steve Kida (drums)
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