Eigentlich könnte man bei dieser noch recht jungen Prog-Formation aus dem Land
der Elche den Verdacht, oder gar Befürchtung hegen (nachdem sie quasi von 'Blumenkönig' Thomas Bodin entdeckt bzw. gefördert wurde), es mit einer neuen Flower Kings-Retortenband aufnehmen zu müssen. Dass dies nicht der Fall ist, stellt sich beim ersten Hördurchgang doch schnell heraus.
Klar lassen sich bei einigen Passagen die schwedischen Prog-Könige nicht verleugnen,
werden aber verblüffend souverän mit einer Flut Harmonien und Chören weggeschwemmt.
Mit ihrem neuen Output "[blomljud]" knüpfen Moon Safari fast nahtlos an ihren Erstling "A Doorway To Summer" an, und setzen mit dem Aspekt der auffälligen Gesangsarbeit wiederholt ihre musikalische Duftmarke.
"[blomljud]" bietet, verteilt über zwei prallgefüllte Silberscheiben, eine geradezu perfekte Kreuzung aus Erbmasse der Vokalakrobaten Beach Boys und den filigranen Artrockern Yes.
Ihre vielstimmigen Gesangarrangements dirigieren dieses Epos und verströmen gleich beim rein vokalen Einstiegssong "Constant Bloom" ein blumiges, beschwingtes Lebensgefühl, dass sich auch weiter, wie ein roter Faden, durch die Kompositionen schlängelt und dem Plattentitel 'Blütenklang' (schwedisch: Blomljud) alle Ehren
beschert.
In dieser Form zählt es schon zu den Novitäten im Prog-Bereich, böse Zungen könnten
hierbei sogar lästerhaft von einer 'Prog-Boygroup' sprechen. Hörerklientel, welche sich dem komplexen bzw. experimentellen Arrangement eher verbunden fühlen, werden dabei nur rudimentär bedient.
Die insgesamt elf Songs brüsten sich keinesfalls mit selbstverliebten instrumentalen
Ausflügen und bloßer Transparenz, sondern vermitteln reich schattiertes, musikalisches
Handwerk, ausgeglichene Gesangsstimmen, und lassen dabei jegliche interpretatorische
Eitelkeiten außen vor.
Die exzellente Tastenarbeit von Simon Åkesson verleiht dem Werk einen künstlerisch, kompositorischen Anstrich. Der facettenreiche Mellotron- und Hammondorgel-Einsatz, nebst den detailverzierenden Piano-Arpeggien, ist im klassischen Sinne allererste Güte.
Natürlich kommen die Saitenliebhaber auch nicht zu kurz, wobei häufiger akustische als elektrifizierte Gitarren arrangementtechnisch verbaut werden - elegischere Solis wie bei "Methuselah's Children" nehmen schon eine Ausnahmestellung ein.
Dass dieses Quintett aus dem schwedischen Skelleftea die Kompositionslehre beherrscht, ist bei den meist überlangen Songs wohl nicht zu überhören. Dynamisch dramaturgische Songstrukturen liegen nie im Clinch sondern im Kontext der Kompositionen.
Vielleicht sind es gerade diese weichen runden Arrangements ohne jegliche Kanten und
Schroffheiten, welche dem eigenwilligen, musikalischen Horizont von Moon Safari eine Ausnahmestellung im progressiven Musikbereich einräumen.
Hier arbeitet ein wirkliches Musikerkollektiv, investierte nicht in egomanische Partien, sondern vermag einfach konzeptionell mit ihren zwei Leadsängern, Simon Akesson und Petter Sandström sowie drei Backgroundsängern zu verblüffen.
Harmonieunverdrossene Prog-Konsumenten, welche sich nicht genug an wohligen Klängen
laben können, werden sich auch nicht an einigen Überlängen der Songs stören und den halbstündigen Monstertrack "The Other Half Of The Sky" wie einen Schwamm
aufsaugen.
Selten wurde ein Klangkonstrukt von so luftiger Homogenität geschaffen, dessen
instrumentales Fundament völlig in Relation zum gesanglichen Gestus und klanglicher Dichte
liegt, und welches einen so erfrischend naiven Charme attestiert.
Trotz einiger Kritiker-Unkereien um zuviel Süßlichkeiten im musikalischen Oeuvre der
jungen Schweden, muss man der Band den Mut zu mehr Gefühl im speziellen Genre
zugute halten. Vielleicht sollte man deswegen eine neue Schublade eröffnen, nämlich
den Singer/Songwriter-Prog mit halbakustischem Folk-Einschlag, welcher in seiner Charakteristika den Kompositionen eher entsprechen würde.
Wer sich von verspielten Songstrukturen mit harmonisch sinfonischen Zwischenteilen
anregen mag, der wird sicherlich an diesem tönenden Doppeldecker seine Freude
haben, sofern die sehr getragene Gesamtstimmung für die persönliche Beurteilung kein
nachteiliges Kriterium darstellt. Zu später Stunde könnte man tunlichst in Gefahr
geraten, beim Inhalieren der ätherischen Klangmalereien schwer mit dem
Einschlafen kämpfen zu müssen.
Trotzdem ist dieser 'Blütenklang' für den sensibleren Progliebhaber an lauen Sommerabenden unbedingt eine Empfehlung wert.
Tracklist |
CD 1:
01:Constant Bloom
02:Methuselah's Children
03:In The Countryside
04:Moonwalk
05:Bluebells
06:The Ghost Of Flowers Past
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CD 2:
01:Yasgur's Farm
02:Lady Of The Woodlands
03:A Tale Of Three&Tree
04:The Other Half Of The Sky
05:To Sail Beyond The Sunset
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Externe Links:
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