Mooncry / Rivers Of Heart
Rivers Of Heart Spielzeit: 51:22
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Dark Melodic Heavy Metal

Review vom 09.07.2010


Andrea Groh
Was ist eigentlich so besonders am Mond über Baden-Württemberg?
In Backnang gibt es schon seit vielen Jahren Totenmond und in Tettnang heulen fünf Schwaben seit 2006 den Mond an und nannten daher ihre Band Mooncry. Okay, da liegen ein paar Kilometer dazwischen, die beiden Bands unterscheiden sich ja auch….
Betrachten wir nun Letztgenannte genauer:
Sänger Sali Hasan war zuvor bei den mittlerweile aufgelösten Powersurge aus Friedrichshafen (nicht zu verwechseln mit Power Surge aus Osnabrück). 2008 erschien das Debüt "Legacy of Hope" in Eigenregie. Auch der 2010er Nachfolger "Rivers Of Hearts" wird von der Band selbst vertrieben und ist für den günstigen Preis von 10 Euro auf der Bandhomepage erhältlich.
Der erste Eindruck: Das Cover ziert ein Fantasy-Motiv im Stil von Boris Vallejo, eine nackte (Bodensee?) Nymphe von hinten, die auf ein anderes Fabelwesen blickt, das etwas an das Motiv von "Handful Of Rain" von Savatage erinnert. Ob man dies nun kitschig oder schön findet, bleibt dem Auge des Betrachters überlassen.
Auf jeden Fall ist die Musik nicht so kitschig, wie sie vielleicht manche nach dem Bild erwarten würden, kein aufgebauschter Gothic/Trällerelsen-Bombast, weiblichen Gesang gibt es nur in Form von Gastsängerin Juliane Lenhart, ansonsten beherrscht Sali Hasans kräftige und tiefe Stimme das Geschehen.
Wobei schon ein gewisser Gothic-Touch (und damit auch ein Kitsch-Faktor) vorhanden ist, aber dieser hält sich in Grenzen, wird durch eine Dosis an Teutonenstahl ausgeglichen, wodurch das Ganze dann doch heavy und nach Metal klingt. Das Ganze wird als 'Dark Melodic Heavy Metal' bezeichnet, was auch zutreffend ist.
Die deutsche Herkunft können (und wollen?) Mooncry definitiv nicht verleugnen, die tiefe Stimme und der Einsatz von Gitarre und Keyboard statt zwei Gitarren erinnert bedingt an Crematory, wobei man hier zum Glück weitaus weniger aufdringlich und platt agiert.
Damit ist die Musik zwar weniger eingängig, aber auch nicht so vordergründig wie die der Pfälzer, was einerseits angenehm erscheint, andererseits auch weniger Ohrwurmcharakter hat, damit insgesamt weniger kommerziell ist.
Dies mag man als Nachteil betrachten in Bezug auf CD-Verkäufe und Plattenvertrag, den Mooncry ja noch nicht haben, wobei durchaus schon schlechtere Bands einen bekommen haben (und man sich manchmal fragt, warum…).
Vorteil ist, dass sich "Rivers Of Heart" nicht so schnell abnutzt, wie manches als spektakulär gefeiertes Produkt. Schon beim ersten Durchlauf war sie mir sympathisch und gerne lege ich sie wieder ein. Manche Details wachsen erst mit der Zeit, das ist mir lieber als spontane Begeisterung, die immer mehr nachlässt.
"Seconds In Time" startet flott und mitreißend, "Memories Drowning" ist eines der Lieder mit weiblichem Gastgesang (der angenehmerweise nicht nervt), "Ghost Of Mind" hat schöne ruhige Stellen, "Grief And Hope" ist langsam und voller Dramatik.
So könnte ich nun jeden Song hervorheben, um zu zeigen, dass diese unterschiedlichen Charakter haben, wie verschiedene Mondphasen, will dies aber nur noch bei der Ballade "Hopeless Play" machen. Auch wenn der Rest gegen die Genannten etwas abfällt, ist doch kein Totalausfall dabei.
Wer mit der Mischung aus flotten typisch deutschen Melodic Metal Elementen auf der einen Seite und Keyboardbombast / düsterem Gothic auf der anderen Seite keine Probleme hat und offen für beides ist, sollte ruhig mal eine Reise auf den "Rivers Of Heart" wagen, sie führt in eine Welt voller dunkler Träume und verspielter Fantasy, zu verwunschenen Nymphen und heldenhaften Kriegern, deren Waffe die Gitarre ist.
Wer diese Vorstellung zu kitschig findet, kann einfach auch nur an der Musik Spaß haben.
Mir hat die Reise durchaus gefallen und schöne Momente gegeben, daher werde ich sie gerne erneut antreten.
10 Euro Eintrittspreis sind dafür absolut nicht zu viel verlangt.
Line-up:
Sali Hasan (vocals)
Berthold Miller (guitars)
Enrico 'Enno' Hahn (keyboards)
Alexander Schwenk (bass)
Peter Zimre (drums)

Guest Musician:
Juliane Lenhart (female vocals)
Tracklist
01:Seconds In Time
02:Memories Drowning
03:Ghosts Of Mind
04:Grief And Hope
05:Rivers Of Heart
06:Into The Night
07:Hopeless Play
08:Suffer My Pain
09:Among The Fallen Leaves
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