Morblus / Live In Holland
Live In Holland Spielzeit: 75:03
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2007
Stil: Blues & More

Review vom 26.07.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Morblus bedeutet more Blues und für RockTimes geht es mit einem weiteren Album der Italiener in die zweite Runde.
Ein sehr gut gefüllter Tourkalender spricht für die Band aus Fumane, in der Nähe des Lago di Garda gelegen. Weit und breit kein Mississippi-Delta in Sicht, hat das Quartett um Sänger/Gitarrist Roberto Morbioli sowie dem Hammond-Spezialisten Daniele Scala sehr wohl den Blues, auch mit Fremdkompositionen, gepachtet.
Die im Player rotierende Platte stammt aus dem Jahr 2007 und der Titel spiegelt wider, dass es sich um einen Zusammenschnitt aus wohl mehreren Konzerten in Holland, einem Teil der Niederlande, dessen Eckpunkte Texel, das IJsselmeer und das Rhein-Maas-Schelde-Delta sind, handelt. Hey, zumindest war man in Holland in einem Delta.
Wenn Morblus jedes Konzert mit "They Got What I've Got" (soll wohl "They Ain't Got..." heißen) beginnt, ist so etwas eine starke Eröffnung in relaxt jazzigem Flair und perlenden Hammond-Klängen.
Richtig nervig ist allerdings zu Beginn Morbiolis Anmache der stumpfen Art: »Let me hear you say yeah… yeah!«. Aber gleich siebenmal hintereinander ist doch des Guten zu viel.
Sehr wohl nicht der schnurrende 12-Takter des Vierers.
Auf eine feine Weise wird das CD-Konzert mit einem shuffeligen "Let Me Love You Baby" fortgesetzt. Als Klinkenputzer erweisen sich abermals die Herren Morbioli sowie Scala, die ihre Soli-Ideen austauschen. Kommunikation ist ja wichtig, nicht nur in unserer heutigen Zeit.
Andere Location, anderer Coversong, anderer Sound. Mit Letzterem beginnend, ist Scalas Spiel ja wirklich sehr gut, aber hier steht seine Hammond viel zu sehr im Vordergrund und heftpflastert so alles andere fast zu. Zumindest muss man sich phasenweise schon arg auf Gesang und Gitarre konzentrieren, ganz zu schweigen von der Rhythmusabteilung.
Die Männer sind gute Interpretatoren und so glückt ihnen auch ihre Version von Claptons "Bell Bottom Blues", in dem Morbioli seine Stimme richtig toll hochschrauben kann. Klasse, dieser Slow Blues!
Mit einem garantiert gebührenfreien Stones-Riffing legt das Eigengewächs "I've Been A Fool" los. Es geht mit Dynamik sowie weiterhin dominierendem Orgel-Klang die Blues-Allee hinunter.
Im Mittelpunkt der beiden nächsten Nummern steht Ray Charles: Funkig nimmt man "I Got A Woman" in Angriff. Natürlich hat Scala jetzt auf Piano umgeschaltet. Ihm gehört auch das opulente Solo und der Song hat ein furioses Finale.
Mit einer Kombination aus Piano und Keyboards befindet sich die Gruppe in einem bedächtigen "Georgia On My Mind". Sänger Morbioli legt etwas Reibeisen auf die Stimmbänder und spielt mit seiner Fender ein inspiriertes Solo. Szenenapplaus ist angesagt.
Für "I Can't Go Wrong" legt Morblus gleich einen eigenen langsamen Track nach. Die E-Gitarre ist zuweilen mit einem schönen Twang versehen und in dieser Schiene verweilt man auch mit "Goodbye Mrs. Miller"... ein eher trauriger Abschied von dieser Frau, aber so ganz emotionslos geht es nicht vonstatten.
Das "Whole Lotta Shakin' Goin' On" ist für jede Band aus diesem Genre ein Selbstläufer. So auch hier, mit Honky-Piano von Scala, einer netteren Publikumsanimation als zu Beginn und einem rock'n'rolligen Saiten-Solo.
Der CD-Kreislauf konzentiert sich zweifelsfrei in "Swing In Blues", inklusive der Bandvorstellung. Ein verdammt gutes Stück Instrumental-Musik, dass Morbioli/Scala geschrieben haben. Hier kommen dann endlich auch die beiden anderen Morbluser aus dem Hinterhalt. Zunächst der Bassist, gefolgt vom Drummer, der zeitlich den Kürzeren zieht, aber der Schluss ist wieder furios und gedoppelt.
Wie aus dem Nichts macht man einen unpassenden Regen-Abstecher... und stellt sich ungeschützt in "Purple Rain", denn hier gehen der Band die Interpretationsideen leider aus. Na ja, die Tränen kann man sich bei "Tears In Heaven" gleich mit abwischen. Es lebe das Papiertaschentuch. Was will man bei einer solchen Vorlage auch machen?
Zum Abschluss gibt es eine Wiederholung in Kurzform: Man swingt abermals den Blues und rundum hat Morblus in der Liveauslage überzeugt.
Line-up:
Roberto Morbioli (guitar, vocals)
Daniele Scala (Hammond)
Stefano Dalla Porta (bass)
Diego Pozzan (drums)
Tracklist
01:They Got What I've Got (4:22)
02:Let Me Love You Baby (6:08)
03:Bell Bottom Blues (4:58)
04:I've Been A Fool (4:41)
05:I Got A Woman (5:20)
06:Georgia On My Mind (5:47)
07:I Can't Go Wrong (6:02)
08:Goodbye Mrs. Miller (4:28)
09:Whole Lotta Shakin' Goin' On (4:55)
10:Swing In Blues/Band Introduction (13:17)
11:Purple Rain (6:48)
12:Tears In Heaven (5:10)
13:Swing In Blues (2:34)
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