Die Blues Rock-Gemeinde muss sich, wenn noch nicht geschehen, ziemlich zügig auf den 12-Takter von Morblus einlassen. Nach einem furiosen Konzert in Krefeld geht es gleich live weiter. Scheibenmäßig hat das italienische Quartett ihre europäische Tour 2010 mit Stationen in Deutschland, Belgien, ihrem Heimatland sowie den Niederlanden auf "On My Way Back" zusammengefasst. Herausgekommen ist eine bis zum Anschlag gefüllte CD und der Inhalt bringt die ganze Sache zum Überschäumen.
Schlägt man die feine Verpackung auf, steht da auf der einen Seite: »20 YEARS ON STAGE«. Und gegenüber: »WHEN MUSIC COMES THROUGH SOUL
THAT'S ........ MORBLUS«. Zunächst einmal sollte man der Band für diese schon beeindruckend lange Zeit der Aktivitäten Respekt zollen und das zweite Zitat trifft ebenfalls zu.
Die Tintenfeder eines Blues-Seismografen kommt bei dieser Platte kaum zur Ruhe, auch wenn Morblus auf einer balladesken Ebene schwebt, verliert man nie die Bodenhaftung zum Genre. "On My Way Home" ist als Gesamtheit das leckere Mittelstück eines gut abgehangenen Filetstücks. In deutschen Landen will die Politik die Großen vor Steuern bewahren und der kleine Mann soll dafür noch tiefer in die Tasche greifen. Bei Morblus sind die musikalischen Taschen schier endlos tief und hinein greift man nicht aus so belastenden Momenten.
Natürlich stehen Roberto Morbioli sowie Daniele Scala im Zentrum instrumentaler Alleingänge. Aber was wäre eine Band, die in Sachen handgemachter Musik ein dickes Ausrufezeichen setzt, ohne die Rhythmusabteilung? Stefano Dallaporta am Bass und Schlagzeuger Diego Pozzan geben auf geschickte Art und Weise den Takt an. Beide stehen selbstredend, wie beim Kulturrampe-Konzert für Soli zur Verfügung.
Blicken wir auf die Mittelteile des Mittelstücks finden die Hörer an T-Bone Walkers "Stormy Monday" und "Black Cat Bone", auch bekannt durch Johnny Winter, mächtig Gefallen. Aber Achtung! Wer Morblus auf Coversongs reduzieren möchte, zumal da noch eine klasse Lesung von Bill Withers "Ain't No Sunshine" auf der Scheibe ist, schneidet sich ins eigene Fleisch.
Wie bereits auf vorherigen Platten oder der DVD Road Tracks sitzen bei der Gruppe Fremdkompositionen sowie eigene Nummern in einem Boot und rudern gemeinsam in eine Richtung, weil Morblus seine eigene Decke über die Coversongs streift und es sich schön kuschelig macht. Effekt: Dabei springt für den Hörer ganz viel sehr guter Blues raus.
Die Fähigkeiten eines Morbioli oder Scala, davon bin ich jetzt schon oft genug überzeugt worden, finden sich nicht stante pede bei anderen Bluesern. Die beiderseitige Fingerfertigkeit macht über den gesamten Ablauf des Silberlings eindeutigen Spaß und man lässt sich nicht nur von den gut zu hörenden Reaktionen des Publikums anstecken. Wenn Scala oder Morbioli erst einmal in Fahrt geraten ...
Wie sich die Stücke ändern oder weiterentwickeln mag ein Indiz für die Motivation der Band sein, sich nicht auszuruhen. Beim Krefelder Konzert war John Lee Hookers "Boom Boom" der Primus inter Pares. Auf der Platte ist diese Komposition auch ein hinreißender Boogie mit Schmackes, allerdings hatte die Rampen-Ausgabe ein deutliches Mehr an Länge, die nicht verschwendet war. Die CD-Version packt aber auch richtig zu, zumal vorher ein von Morbioli geschriebenes Funk-Stück abgefeuert wird.
Kein Fazit, außer einer ganz dicken Kaufempfehlung.
Line-up:
Roberto Morbioli (guitar, vocals)
Daniele Scala (Hammond Organ, keyboards)
Stefano Dallaporta (bass)
Diego Pozzan (drums)
Tracklist |
01:Live It Up (6:20)
02:I Don't Believe (4:28)
03:My Shoes (5:27)
04:Cissy Strut (7:24)
05:Stormy Monday (11:09)
06:Black Cat Bone (11:10)
07:Start It Up (7:05)
08:High Up In The Sky (3:44)
09:Ain't No Sunshine (10:37)
10:They Ain't Got What I Got (5:42)
11:Boom Boom (6:20)
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