Nachdem nun offensichtlich alle Steine aus dem Weg geräumt wurden, die die Zusammenarbeit mit Morgana Lefay und deren ehemaligem Label 'Black Mark' behinderten, veröffentlichen sie nun auf selbigem den neuen Rundling "Grand Materia".
Auch ihren "alten" Namen darf die Band jetzt wieder verwenden, nachdem sie diesen aus rechtlichen Gründen nicht benutzen durften und deshalb seit 1999 auf Lefay stutzten.
Morgana Lefay sind in der Szene eine Institution und "Grand Materia" wird als Comeback-Album der Band gewertet - und was für eines!
Sie sind also wieder da, sozusagen wie Phönix der Asche entstiegen: Tony Erikson (Gitarre), Peter Grehn (Gitarre), Charles Rytkönen (Vocals), Fredrik Lundberg (Bass) und Robin Engström (Drums) beglücken die sabbernden Fans mit einem astreinen Silberling und zocken alles, was eine ordentlich Heavy Metal-Granate ausmacht: dampfende Rhythmen, satte Riffs, breite Gitarrenwände, Mitgrölrefrains und eine absolut wahnsinnige Röhre am Mikro. Eines ist schon jetzt gewiss: live gehen die Nummern mit Sicherheit ab, wie eine Rakete! Also Leute - packt schon mal die Luftgitarre aus!
Ein metallischer Knaller nach dem anderen wurde in der schwedischen Bleigießerei aufs Eisen gebrannt, wobei schleppende Nackenbrecher überwiegen.
Das ist natürlich überhaupt kein Kritikpunkt, im Gegenteil, gerade diese Stücke rollen lawinengleich aus den Boxen. Tiefergestimmte Gitarren lassen schwere Riffgewitter niederprasseln, dazu röhrt Charles Rytkönen emotional, wütend und leidenschaftlich.
Mit einem kurzen Intro wird der Titelsong eingeleitet und sofort gibt es ordentlich eins auf die Glocke, die Schweden machen gleich klar, wo der Metal-Hammer hängt.
Aber selbst wenn mal ein ganzer Gang zurückgeschaltet wird und man es sich schon mit einem Bierchen im Sessel bequem gemacht hat um zu genießen, wird man innerhalb kürzester Zeit unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt, denn Morgana Lefay kommen dermaßen straight wieder zurück zum Punkt, dass einem vor Schreck der kühle Gerstensaft aus dem Glas schwappt. So zum Beispiel bei "Only Endless Time Remains", welches gar mit akustischen Tönen angereichert ist, oder auch "On The Other Side", das mit balladenartigen Strukturen aufwartet - aber wie schon gesagt, die Ruhe hält nicht lange vor, denn sofort hämmert die Doublebass-Drum-Keule wieder gnadenlos in die Gehörgänge.
Oder hört euch doch nur mal "The Operation Of The Sun" an: die Rhythmus-Sektion bereitet die Gussform vor, in die Tony Erikson und Peter Grehn ihren Stahl gießen und formen können: die beiden liefern sich phantastische Gitarrenduelle, die mich ab und zu gar an die 'Eisernen Jungfrauen' erinnern lassen.
Dabei verlieren sie sich nicht in ausufernde oder gar detailverliebte Frickelpassagen, sondern spielen blitzsauber, geradeaus und ohne Schnörkeleien.
Und Rytkönens Stimme härtet den Stahl und setzt dem Ganzen sozusagen noch die Krone auf. Überhaupt ist er einer der besten Shouter in diesem Genre.
Ausfälle habe ich auf dem Geschoss keine feststellen können. Morgana Lefay haben saubere Arbeit geleistet und liefern ein ausgefeiltes Stück Stahl ab, das ihre Fans mit Sicherheit in helle Begeisterung versetzen wird.
Beigelegt ist ein richtig schönes, umfangreiches und sehr informatives Booklet. Mit nur 12 Songs erreichen die Schweden eine Gesamtspielzeit von fast 60 Minuten!
Man kann die Kapazität einer CD also auch ordentlich nutzen.
Hier ticken stahlharte 9 RockTimes-Metal-Uhren im Power-Rhythmus!
Mehr über Morgana Lefay gibt es in unserem Interview mit Charles Rytkönen.
Spielzeit: 59:45, Medium: CD, Black Mark, 2005
1:Grand Materia 2:My Funeral Is Calling 3:Only Endless Time Remains 4:Hollow 5:Edge Of Mind 6:On The Other Side 7:I Roam 8:Emotional Sanctuary 9:Angel's Deceit 10:The Operation Of The Sun 11:Blind 12:My Task Is Done
Ilka Czernohorsky, 21.04.2005
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