Anlässlich der Veröffentlichung des neuen Morgana Lefay Albums Grand Materia hatte RockTimes die Gelegenheit, mit Charles Rytkönen, dem Sänger der schwedischen Metal Institution ein bisschen am Telefon zu plaudern.
RockTimes: Sag uns doch bitte, wie Ihr auf den Bandnamen Morgana Lefay, gekommen seid, bzw. wieso Ihr diesen Namen gewählt habt?
Charles: Morgana war ja, der Mythologie nach, die Halbschwester von König Artus. Außerdem gibt es diese Sache mit den Seeleuten, die, wenn sie lange auf See waren, so eine Art Fata Morgana sahen. Der Bandname ist eine Mischung aus beidem - wir fanden das irgendwie cool.
RockTimes: Was bedeutet die Band Morgana Lefay für Euch?
Ist es eine Band, mit der Ihr Eure Brötchen verdienen könnt oder seid ihr alle noch berufstätig?
Charles: Wir haben alle auch 'normale' Jobs, denn es gibt in unserem Genre so viele Bands, dass es ganz schwer ist eine Art 'Star' zu werden, um nur von der Musik leben zu können.
RockTimes: Ja, es war in früheren Zeiten sicher einfacher, durch Rockmusik zum 'Star' zu werden.
Charles: Exakt. Vielleicht hätten wir es in den Achtzigern geschafft, mit Limousinen durch die Gegend zu fahren (lacht). Heute ist Musik ein Produkt; kommerzialisiert. Wir möchten die Musik machen, die 'Wir' wollen.
RockTimes: Ihr hattet Zoff mit Eurem Label 'Black Mark', durftet nicht mal mehr Euren Bandnamen verwenden - es gab da einige unschöne Dinge, die die Fronten ordentlich verhärteten.
Jetzt seid ihr ausgerechnet zu diesem Label wieder zurückgekehrt. Was gab den Ausschlag dafür, wieder bei Black Mark zu unterschreiben?
Charles: Ja, es gab da den Punkt, ein weiteres Album abzuliefern. Aber zu dem Zeitpunkt wollten wir das noch nicht. Ex-Bandmitglieder brachten aber ein Album unter dem Namen Morgana Lefay heraus. Das war Mist, denn mit Morgana Lefay hatte dieses Album nichts zu tun. Aber wir mussten Morgana aus dem Bandnamen streichen. Niemand verstand das damals.
Nun redeten wir wieder mit 'Black Mark' und nachdem wir bei einem anderen Label waren, haben wir festgestellt, dass 'Black Mark' doch ein gutes Label für uns ist. Wir sprechen dieselbe Sprache, haben direkten Kontakt zum Chef, wir haben einen guten Vertrag bekommen.
RockTimes: Das bedeutet, auch die Folgealben werden unter 'Black Mark' erscheinen?
Charles: Oh, ja! Darauf bauen wir und haben auch eine Vereinbarung für das nächste Album.
RockTimes: Wie wichtig ist es für Euch, wieder den alten Bandnamen verwenden zu können, obwohl Hardcore-Fans trotzdem wussten, wer hinter Lefay steckte?
Charles: Sehr sehr wichtig. Wir waren auch schon traurig, den Namen nicht mehr nutzen zu können. Wir hatten ja den alten Namen nicht verloren, weil wir etwas völlig Neues gemacht hätten. Es waren Gründe, die nichts mit Musik zu tun hatten. Es ging um rechtliches, Anwälte waren involviert und ich war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Wir wollten ja lediglich Musik machen.
RockTimes: Klar, denn Morgana Lefay war ja als Name eine Art Markenzeichen.
Charles: Ja und das ganze Drumherum war so beschissen. Wir sind sehr glücklich, den Namen wieder zu haben.
RockTimes: Die Lyrics auf "Grand Materia" machen den Eindruck als wären sie thematisch miteinander verbunden. Ich gehe mal davon aus, dass es ein Konzeptalbum ist?
Charles: Ja, es ist definitiv ein Konzeptalbum. Es geht um eine Story, die man 'lesen' kann. Ich habe eine Menge Arbeit hineingesteckt. Wir haben ja vorher schon zwei Konzeptalben veröffentlicht. Dort ging es um reine Texte, aber jetzt erzählt das Album eine richtige Geschichte. Eine Geschichte, die man auch 'zwischen den Texten' lesen kann.
RockTimes: Erzählt uns doch mal ein bisschen was über die Story, die dahinter steckt.
Charles: Ich kann es kurz umreißen, denn wir könnten ansonsten Stunden darüber reden (alles lacht).
Im Grunde geht es um einen Alchimisten, der im 14ten Jahrhundert lebt. Er entschlüsselte das Geheimnis des ewigen Lebens. Diese Person (es handelte sich um eine echte Person), nun, vielleicht gibt es diese Person immer noch... Sein Name war Nicolas Flamel und er lebte in Paris. Die Geschichte in unserem Album wird von ihm, aus seiner Sicht also, erzählt. Es reicht von der Vergangenheit bis ins Heute.......
RockTimes: Dass hört sich nach Stoff für 'nen Film an. Vielleicht kommst Du ja noch ins Kino.
Charles: Ja, ich habe das Copyright dafür (lacht), aber ich bin ein lausiger Schauspieler.
RockTimes: Wie entstehen denn die Songs? Woher kommen die Ideen?
Charles: Nun, hier hatte Peter die instrumentalen Grundlagen geschaffen. Dann kam ich auf die blöde Idee (lacht wieder), ein neues Konzeptalbum zu machen, obwohl ich mal sagte, so etwas nie wieder zu tun, da es eine Schweinearbeit ist. Nun ja, ich sagte lass es uns tun - eine richtige Geschichte. Ich interessiere mich sehr für Okkultismus, Mystik...halt über das Leben an sich - Leben und Tod, Gut und Böse. Darum geht es hier. Peter dachte nicht unbedingt an das Konzept, als er die Musik schrieb.
Ich überlegte dann, zu welchem Text welche Musik passt. Der dritte Song ist eine Ballade und es kann 'gefährlich' sein, auf einem Album so früh eine Ballade zu bringen. Aber das war mir egal.
RockTimes: Ja, das ist wirklich 'gefährlich'. Mir schwappte schier das Bier über, als im letzten Drittel der Ballade plötzlich die Gitarre reinbrettert (alles lacht).
Charles: Ja, das ist eine besondere Spannung.
RockTimes: Nun zum Cover: darauf ist eine Phantasiegestalt abgebildet? Was bedeutet diese, steht sie vielleicht in Zusammenhang mit der Story?
Charles: Wir gaben Kristian Wählin, einem Künstler, der schon immer für unsere Cover verantwortlich ist, die Story. Er hatte freie Hand und wir waren begeistert, als er uns das Ergebnis präsentierte. Es ist ein geiles Cover, meiner Meinung nach Cronos, der Engel der Zeit. Das ist ja in etwa das, um was es in unserer Geschichte auch geht: Zeit. Ich bin ja von der 'Zeit' fasziniert. Deshalb ist auf unseren Covern immer eine Sanduhr zu sehen. Ich denke, Zeit kann auch Gott bedeuten. Zeit ist immer, unterscheidet nicht zwischen Gut und Böse.
RockTimes: Ganz anderes Thema nun: gibt es eine Band, die Euch besonders beeinflusst hat?
Charles: Es gibt einige Bands, die wir mögen. Aber es gibt da auch große Unterschiede. Ich zum Beispiel mag viele 'alte' Bands: Uriah Heep, Deep Purple, Mountain... solche Sachen eben. Dann auch die alten Sachen von Judas Priest, Savatage, Saxon.
Peter, Tony und Robin sind mehr für Slipknot und Meshuggah - die aggressivere Metalschiene. Das sind natürlich schon Unterschiede.
RockTimes: Oh ja!
Charles: Ich höre Hardrock seit meinem achten Lebensjahr, und natürlich hat mich das beeinflusst. Wenn ich jedoch schreibe, denke ich nicht an diese anderen Bands, oder dass wir so klingen sollen (wollen). Wir haben unsere eigene Identität. Vergleichen, das macht die Presse, die Medien - ja, die vergleichen immer. Solange, bis wir eine Megaband sind (lacht).
RockTimes: Charles, es gibt Gerüchte darüber das eine DVD in Arbeit ist. Sind das tatsächlich nur Gerüchte oder steckt dahinter auch ein Körnchen Wahrheit und die Fans können hoffen?
Charles: Bisschen was von Beidem. Wir haben uns untereinander versprochen, eine DVD zu produzieren. So mit Live Gigs und auch Privates. Ich beim Angeln, Peter bei Motocross. So 'ne Mischung aus lustigen Sachen und Dokumentation. Die Zeit, das zu realisieren haben wir im Moment zwar nicht, aber das Projekt ist in unserem Kopf und hoffentlich klappt das.
RockTimes: Wenn ihr in Eure Vergangenheit zurückblickt, gibt es etwas, was ihr anders machen würdet oder heute gar bereut?
Charles: Nein, nicht wirklich. Man sollte auch nichts aus der Vergangenheit bedauern. Man lebt hier und heute und es ist nicht Sinn des Lebens, nur zurückzuschauen und zu jammern. Klar, es gibt Begebenheiten, wo man im Nachhinein denkt, hier habe ich mich irgendwem gegenüber nicht korrekt verhalten. Das passiert jedem einmal, aber das Leben geht weiter und man sollte das 'Heute' sehen.
RockTimes: Gerade aus Skandinavien kommen viele tolle Bands. In der letzten Zeit wurden wir als Online-Magazin mit Hardrock- bzw. Metal-Scheiben speziell aus Schweden regelrecht zugeschüttet.
Was meint Ihr, warum erlebt handgemachte Musik trotz Starsearch und seichter Popmucke, mit der die Leute tagtäglich in Radio und Fernsehen berieselt werden, anscheinend einen Aufwärtstrend?
Charles: Keine Ahnung, wirklich nicht. Metal und Schweden - vielleicht weil wir in einer Gegend leben (besonders im Norden), in der die Leute etwas schwermütig sind (lacht).
RockTimes: Ihr geht auf Tour und da werdet ihr natürlich auch die neuen Songs aus "Grand Materia" vorstellen, um das Album zu supporten. Ich selbst habe bei meinen Konzertbesuchen festgestellt, dass die Stimmung natürlich bei den alten Stücken am Kochen ist, während die neueren eher höflich angehört werden, um es mal elegant zu umschreiben.
Welche Erfahrungen habt ihr da so prinzipiell bei Euren Auftritten gemacht?
Wie reagieren die Fans auf neue Songs?
Charles: Das stimmt. Meiner Meinung nach ist es besser vielleicht zwei oder drei Titel von einem neuen Album zu spielen. Das ist Psychologie, denn wenn du live etwas spielst, was kaum einer kennt....na ja. Ein Jahr später, wenn die Leute die Tracks dann kennen, finde ich das besser. Vielleicht bin ich der Einzige der so denkt....
RockTimes: Du meinst, es ist besser, die Fans mit den neuen Sachen erst mal vertraut werden zu lassen?
Charles: Ja genau. Es ist besser, etwas zu spielen, was die Fans vor der Bühne schon kennen.
RockTimes: Zum Schluss noch ein paar Stichwörter, auf die wir gerne eine spontane Antwort von Dir möchten:
Charles: Oh weh, in Englisch? Das fällt mir schon auf Schwedisch schwer (Gelächter).
RockTimes: Festivals:
Charles: Affengeil
RockTimes: Black Metal:
Charles: Ähm, nnjaa (klang eher nicht so begeistert)
RockTimes: Skandinavien:
Charles: Perfekt
RockTimes: Superstars:
Charles: (hier murmelte Charles etwas, was ich beim besten Willen nicht verstanden habe. Klang auf jeden Fall nicht euphorisch).
RockTimes: Promotion:
Charles: Letztendlich gut.
Vielen Dank an Sebastian von 'CMM', der das Interview für RockTimes einfädelte.
Interview mit Morgana Lefay / Das Geheimnis des ewigen Lebens
Ilka Czernohorsky, 21.04.2005
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