Moritz - dass diese Band aus dem Ausland kommen MUSS, wird einem eigentlich gleich klar, denn keine Gruppe aus dem deutschsprachigen Raum würde sich einen so seltsamen Namen aussuchen, behaupte ich jetzt mal. Und weshalb es die Briten gerade unter diesem Banner zu Rockstars bringen wollten, darüber werden wir im Zuge des vorliegenden Albums "Undivided" leider nicht aufgeklärt. Diesen Vornamen trägt von den sechs Musikern jedenfalls niemand, und dass die Band mit Wilhelm Busch etwas anfangen kann, wage ich zu bezweifeln. Dennoch schreit eine so benannte Combo geradezu danach, von einem Namensvetter auf Herz und Nieren geprüft zu werden…
Ob es nun am eigenartigen Namen liegt, dass die Truppe, gegründet 1986 und schon 1988 erstmals wieder aufgelöst, bisher keinen nennenswerten Erfolg einfahren konnte, sei mal dahingestellt. Verwunderlich ist dieser Umstand allerdings schon, denn Moritz präsentieren auf "Undivided" genau jenen Melodic Rock, der vor mehr als 20 Jahren sämtliche Radiostationen in Beschlag genommen hatte. Unter allseits bekannten Genregrößen wie Boston, Journey, Styx, Foreigner oder REO Speedwagon fühlen sich Moritz somit pudelwohl, obwohl das ziemlich billige Coverartwork durch seine dicke Kette und den etwas an Iron Maiden erinnernden Band-Schriftzug auch gut auf eine der unzähligen Underground-NWoBHM-Truppen schließen ließe.
Doch so hart tönen die Gitarren und Drums von Moritz natürlich keineswegs. Einzig ein ebenfalls kompromissloses Retro-Klanggewand findet man hier vor, das die zwölf "Undivided"-Titel in allerbestem AOR-Sound erschallen lässt. Sowas muss man heutzutage einfach als zeitlos ansehen. Moritz können nicht aus ihrer Haut und liefern hier (nicht nur klanglich) äußerst gutklassige Songs ab, die zwar keinen Härte-Wettbewerb gewinnen, aber in punkto Eingängigkeit schon ziemlich auftrumpfen können.
Besonders die typischen (Halb-) Balladen werden Genre-Fans reihenweise der Ohnmacht nahe bringen, zeigt sich doch gerade hier die Songwriting-Finesse der Herren um Sänger Pete Scallan und Gitarrist/Keyboarder Greg Hart, die für den Großteil des Materials verantwortlich zeichnen. Gleich nach den beiden eröffnenden Rockern "Power Of The Music" und dem Titeltrack liefern Moritz nämlich ein Gefühlstrio ab, das den Ohrenkrebs bei jedem Kuschelrock-Hasser in Sekundenschnelle sprießen lassen wird. Aber gerade das traumhaft schöne "Can't Stop The Angels" ist ein Emotionsgarant, dem genau die für diesen Musikstil so wichtige Dosis Kitsch beigemischt wurde, um nachhaltig begeistern zu können. Gastsängerin hier, wie auch bei "Should've Been Gone" übrigens ist Janey Smith, und bei "Who Do You Run To" unterstützt Ex- 'Mädchenschülerin' Jackie Bodimead am Mikro.
Hat man diese drei Titel hinter sich gelassen, zeigen Moritz nochmals eindrucksvoll, dass sie auch klassische Hard Rocker drauf haben. "Same But Different" macht ordentlich Druck und hebt das Härtelevel ein gutes Stück an. Der treibend-griffige Titel besticht durch seine coole Gitarrenarbeit.
In der zweiten Albumhälfte können vor allem der enorm eingängige, an Danny Vaughn erinnernde Chorus von "Any Time At All", der nicht minder packende Mitsingpart von "Without Love" sowie die Laurence Archer-Coverversion "Can't Get Away" punkten.
Insgesamt ist Moritz hier ein Album gelungen, das man trotz der unguten Voraussetzungen (Bandname und Coverartwork) als AOR-Freund durchaus mal antesten sollte. Hier gibt's nämlich einige echte Perlen aufs Trommelfell: "Power Of The Music", "Should've Been Gone", "Who Do You Run To", "Can't Stop The Angels", "Same But Different", "Any Time At All", "Can't Get Away".
Line-up:
Pete Scallan (vocals)
Greg Hart (guitars, keyboards, vocals)
Mike Nolan (guitars, vocals)
Andy Stewart (piano, keyboards)
Ian Edwards (bass, vocals)
Mick Neaves (drums)
Tracklist |
01:Power Of The Music (4:07)
02:Undivided (4:26)
03:Should've Been Gone (4:32)
04:Who Do You Run To (3:55)
05:Can't Stop The Angels (4:05)
06:Same But Different (3:59)
07:Any Time At All (4:46)
08:Without Love (4:29)
09:Never Together (2:57)
10:Lonely Without You (4:20)
11:Can't Get Away (3:46)
12:World Keep Turning (4:17)
|
|
Externe Links:
|