MoRkObOt / MoStRo
MoStRo Spielzeit: 42:20
Medium: CD
Label: Supernatural Cat Records, 2006
Stil: Dark Ambient, Math Rock, Psychedelic Doom

Review vom 28.10.2007


Ulli Heiser
Herrje, was ist das? Die spärlichen Eckdaten nennen als Musiker die Namen Lin, Lan und Len, die Tracknamen lesen sich, wie die dazugehörige Musik klingt und im Booklet ist jedem Titel ein Druck beigelegt, deren Motive meine bisher schlimmsten Albträume niedlich erscheinen lassen.
Ein vorsichtiger, erster Hördurchgang führt ins instrumentale Chaos und es spaced, zirpt und brabbelt, so dass man meint, alle elektrischen Geräte im Haushalt sind plötzlich erwacht und haben ein Eigenleben entwickelt. Auf der Labelseite erfahre ich, dass die drei Protagonisten von irgendwo im outer space auf die Erde geschickt wurden.
»From John Zorn to Black Sabbath, from Pink Floyd to Primus, from Godflesh to Hawkwind ...« sagen mir die geschriebene Buchstaben, jedoch mir fällt das schwer zu glauben. So düster und 'böse' waren Sabbath nie und Pink Floyd hatten selbst in ihren abgedrehtesten Momenten immer einen roten Faden parat. John Zorn ist sicher ein Meister des Chaos, aber auch seinen Kompositionen fehlt das düstere Timbre dieser übrigens aus Italien kommenden Astronauten-Truppe. Wenn das Wort spacig fällt, sind Hawkwind ja immer für eine Referenzerwähnung gut, aber deren Raumschiff hatte immer noch irgendwo eine fossile Energiequelle.
Primus kommt eher hin, wenn allerdings das mir bekannte Material (was nicht besonders viel ist) auch dieses farbige Fädchen für den Hörer anbietet, aber ein ähnliches Bass-Spiel des Les Claypool ist ebenso bei MoRkObOt auszumachen und im Prinzip die einzige feste Konstante. Brutal hart sirren die Saiten und führen (beim zweiten Playerdurchgang) den mutigen Hörer ein wenig durch diesen Psychotrip. Der Verweis zu Godflesh ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen, aber auch die sind über weite Strecken zu melodiös.
"Cammut" birgt allerdings eine durchgehende Melodie und schön ist es, wie der Bass ganz stoisch führt und sich auch nicht von den kurzen, fast ausgekotzten Gitarrenbrocken aus der brabbelnden Ruhe bringen läßt.
"Strotokolm": Allein das Aussprechen dieses Titels tut schon fast weh und man mag sich gar nicht vorstellen, was das Wort bedeuten soll. Es klingt zumindest ähnlich einem medizinischem Ausdruck, der in Verbindung mit der Musik unweigerlich den Griff in die tiefere Körperregion führt, als würde das vor 'dem' schützen, was die Ohren gerade aufnehmen.
Mit vierundzwanzig Minuten ist "Poldon" die längste Nummer und über lange Distanzen sogar eine melodische. Als ob eine okkulte Männerrunde in tiefen und unheimlichen Gewölben brummt und stöhnt, sind hier zumindest auch summende Stimmbänder schaudernd zu vernehmen. Bass und perkussiver Einsatz bringen diese Horror-Stimmung zum Siedepunkt und sollte in keiner Geisterbahn fehlen. Den Output der Band gibt es zusätzlich auf Vinyl, was logisch ist, denn man sollte beim Hören der Musik gleichfalls die sich drehende schwarze Scheibe sehen.
Trommel wie in einem Kannibalendorf, Geräusche, die an eine Pferdemetzgerei denken lassen und überall die schwarzgekleideten Männer mit den ins Gesicht gezogenen Kapuzen. Perfekte Filmmusik, ein Psychotrip hinein in die hinterste Ecke der menschlichen Seele und Phantasie. Die Italiener liefern viel und was der Hörer daraus gewinnt, ist ihm überlassen.
MoRkObOt produzieren keine Partymucke, keine Rock-Kracher und keine Entspannungsmusik, sondern sind, wie bereits geschrieben, auf die Erde gesandt, um uns eine andere Dimension zu zeigen. In meinem dritten Hördurchgang fasziniert die Mischung aus erkennbaren irdischen Instrumenten und 'außerirdischen' Klangcollagen. Manche Stellen schreien geradezu danach, laut gehört zu werden, weil dann das ganze Ausmaß dieses doch geordneten Chaos klarer wird.
Bald ist Halloween und sollte einer dieser, mit Gruselmasken Maskierten an meiner Tür klingeln, werde ich ihn mit "MoStRo" gehörig in die Flucht schlagen. Ja, ich denke, ich lege mich sogar hinterm Fenster auf die Lauer, um ja nicht zu verpassen, wenn er kommt...
Tracklist
01:Tobokrom
02:Zorgongollac
03:Kaklaipus
04:Cammit
05:Skrotokolm
06:Poldon
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