Ich geb's zu: Mit all diesen neumodischen Spielarten im Emocore-Fahrwasser konnte ich eigentlich nie viel anfangen. Als jemand, der mit traditionellem Metal und Punk aufgewachsen ist und dieses Zeug bis heute liebt, waren mir 'Frisuren-Core'-Bands stets suspekt. Dass es dabei aber auch Ausnahmen geben soll, davon haben mich erst diesen Sommer Uberkid überzeugt, und nun, eine Jahreszeit später, flattert die gleichnamige Promo-EP von Most Wanted Monster auf meinen Schreibtisch.
Damit haben 2010 schon zwei im Synthcore beheimatete Bands gezeigt, dass dieses Scheuklappendenken doch manchmal etwas fehl am Platze ist. Denn das, was das Sextett aus Karlsruhe hier abzieht, ist keineswegs von schlechten Eltern, sofern man mit dem hochenergetischen Mix aus Brachial-Gitarren und Elektro-Elementen denn auch nur irgendetwas anfangen kann.
Most Wanted Monster klingen dabei zu jeder Sekunde hochprofessionell und zeigen mal ganz nebenbei, dass die deutsche Core-Szene mittlerweile längst schon aus dem Schatten ihrer Väter herausgetreten ist - dass die Jungs sich erst im vorigen Jahr gegründet haben, mag man wirklich kaum glauben, wenn man sich die vier hier versammelten Titel anhört! Diese Truppe verdient daher das Prädikat 'verheißungsvoller Newcomer'.
Es sind Bands wie Enter Shikari und A Day To Remember, die den Synthcore-Sechser beeinflusst haben. Und so findet man neben dem bereits erwähnten Mix aus Hardcore und Elektro natürlich auch melodischen Gesang sowie aggressive Screams im Klanggewand von Most Wanted Monster wieder, die den charakteristischen Genre-Sound perfekt machen. Zudem hat die Band auch daran gedacht, beim Song "Fatality" kleine Snippets aus Videospielen unterzubringen, die für diese Szene ebenfalls typisch sind.
Zwar mag man beim hier zu hörenden »Round 2 - Fight!« (garantiert aus irgendeinem Schlägerspiel entnommen) schnell an irgendwelche Kung Fu-Kiddies denken, die seit einiger Zeit durch ihre spastischen Moves viele Metal-Konzerte kaputt machen; aber lässt man dieses ärgerliche Phänomen mal außer Acht, dann bleibt unterm Strich die beachtliche musikalische Leistung von Most Wanted Monster stehen.
Mir hat es dabei besonders der Titel "In Grief" angetan, der mit getragenen Cello-Tönen beginnt und sich dann zu einer melancholisch-fiesen Nummer aufbaut. Akzentuiertes Drumming, ein wohldosierter Mix aus Screams und klarem Gesang sowie ein insgesamt ausgefeiltes Arrangement machen diesen Song zu einem Anspieltipp. Klasse ist der ruhige Mittelpart (wieder mit dem schon aus dem Intro bekannten Cello), der ganz plötzlich von einer fiesen Aggro-Attacke zerfetzt wird, bevor es dann wieder melodisch wird. Die einsame Piano-Figur am Schluss von "In Grief" beendet sowohl den Song als auch die EP sehr passend.
Fazit: Wer Synthcore und Screamo mag, der wird Most Wanted Monster lieben. Die sechs Protagonisten, in der Karlsruhe-Szene keine Unbekannten, machen ihre Sache unglaublich gut, so dass Freunde der genannten Referenzgrößen, aber auch von Funeral For A Friend oder The Audition, unbedingt mal ein Ohr riskieren sollten. Diese Promo-EP macht Lust auf das in Kürze erscheinende Debüt-Album der Truppe, auf dem auch die hier versammelten vier Stücke zu finden sein werden. Klasse!
Line-up:
Matze
Killer
Marv
Niki
Anselm
Samu
Tracklist |
01:Tell & Phone (3:40)
02:Fatality (4:05)
03:Next Era (4:00)
04:In Grief (3:56)
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