The Moth / And Then Rise
And Then Rise Spielzeit: 54:37
Medium: CD
Label: This Charming Man (Cargo Records), 2015
Stil: Sludge Doom Metal

Review vom 03.04.2015


Andrea Groh
Motten sind für manche Menschen die hässlichen unter den Schmetterlingen. Ja, sie wirken nicht leicht, elegant und farbenfroh, sondern eher düster. Dabei können sie durchaus auch auf ihre Weise Schönheit aufweisen. Dieser Begriff hängt oft vom Auge des Betrachters ab und in der Natur hat vieles seinen Platz. Welche Musik als schön oder als angenehm empfunden wird, hängt oft vom Ohr des Hörers ab. Manche mögen es leicht und melodisch, manche eher schwer und dunkel - sie bevorzugen dann quasi die Motten unter den Bands.
Möglicherweise dachten drei (zwei männliche, eine weibliche) Hamburger Motten, äh... Musiker so, als sie 2012 ihre Band The Moth nannten. Passend zum Namen hat man sich eine weniger 'schön' erscheinende Sparte ausgesucht: Sludge Doom Metal.
2013 erschien das Debüt They Fall. Nachdem sie damals 'gefallen' waren, 'erheben' sie sich 2015 wieder, lautet doch der Titel des Zweitwerkes "And Then Rise". Auch dieses ist sowohl als CD wie Vinyl erhältlich. War beim Erstling noch das Foto einer Motte auf dem Cover, gibt es nun eine gelungen-düstere Zeichnung. Die Ausstattung ist, wie auf dem Vorgänger, recht spartanisch: keine Texte, kein Booklet. Die Musik soll wohl für sich wirken.
Der Silberling erstreckt sich über ca. 50 Minuten (ein Hidden Track hätte nun wirklich nicht sein müssen… nicht weil der Song schlecht wäre, sondern weil die Idee so abgelutscht ist…) und bietet verzerrt-dunkle Klänge, die erwartungsgemäß eher unstrukturiert erscheinen, scheinbar planlos vor sich hin dröhnen. Mal etwas flotter und rockiger, mal schleppender und gefüllt mit dunklen Emotionen. Stellenweise gibt es kleine (melodische) Lichtblicke, doch meistens bewegen wir uns im Reich von nokturnen Insekten, folgen drei Exemplaren auf ihrem Flug.
Dabei fällt auf, dass sowohl ein männliches als auch ein weibliches Wesen die Stimme erhebt, was schon einen gewissen Reiz hat. Teilweise gefällt es mir jedoch am besten, wenn beide schweigen und ihre Instrumente sprechen lassen, sowohl Gitarre als auch Bass haben dabei durchaus einiges zu bieten.
Die Mischung von Passagen mit oder ohne Gesang ist insgesamt recht ausgewogen, für Sludge-Verhältnisse vielleicht überdurchschnittlich viel 'mit'. Was nicht negativ sein muss, sondern vielmehr zeigt, dass wir es hier nicht mit reinem Sludge Doom zu tun haben, sondern sowohl Stoner- als auch Grunge-Einflüsse eingebaut wurden. Was sich auch an der Geschwindigkeit zeigt, die oft eher Richtung Midtempo geht, statt fast zum Stillstand zu tendieren
Die Nacht des Mottentrios ist nicht völlig finster, sondern hat verschiedene Schattierungen. Ihre Geschöpfe durchleben verschiedene Gefühlszustände, wirken mal melancholisch, mal leicht aggressiv, manchmal gar lässig-cool. Sie gewähren uns Einblicke, nehmen uns mit auf ihre Welt, geschaffen aus Gitarre, Bass und Schlagzeug, ergänzt durch den Gesang von Freden und Cécile, wobei sie etwas dominanter ist.
Fazit: The Moth sind nichts für Freunde farbenfreudiger Schmetterlingsmusik. Wer eher 'mottige' Klänge mag, die jedoch nicht völlig böse oder total düster sind, kann die Hamburger Falter ja mal antesten.
Line-up:
Freden Mohrdiek (guitar and voice)
Cécile Ash (bass and voice)
Tiffy (drums)
Tracklist
01:Awaiting
02:Travel Light
03:Fade Away
04:Battle Is Over
05:To Rise (In Vino Veritas)
06:Last Times
07:Slowly To Die
08:Seek And Burn
09:Fire
10:Pressure Of Time (Hidden Track)
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