Die italienische Psycho-Combo Mother Island beschreibt sich auf ihrer Facebook-Seite als »a surreal, whimsical and lunatic space where six musicians resurface their primary and dawning influences.«
Wenn von sechs Musikern die Rede ist, dann muss schon an dieser Stelle erwähnt werden, dass Mother Island mit Anita Formilan eine Sängerin hat und bei ihrer Stimme darf man ruhig an die ehemalige Frontfrau Nico von Velvet Underground denken.
Mother Island hat sich die psychedelische Rockmusik auf ihre Fahnen geschrieben. Dem Albumtitel zufolge glimmt der kosmische Scheiterhaufen nicht nur. Das Sextett fördert bodenständig-lodernde Klänge aus der Tiefe der Seele.
Zwischen kompakt-zulangenden Arrangements finden sich immer wieder Phasen der losgelösten Fantasien auf Gitarren oder Tasteninstrumenten.
Mother Island verkörpert eine retro-moderne Spielart. Neben den bereits oben erwähnten Vergleichen kann sich die Band allerdings durch eigene Ideen in Szene setzen. Hat der Hörer ein Faible für psychedelische Musik, wirft er bereits während des ersten Tracks den Anker im Mother Island-Hafen.
"Cosmic Pyre" ist ein intergalaktischer Trip durch die Abgründe der Seele. Aus der Tiefe pumpt der Bass, das Schlagzeug ist die Antriebsrakete, die Gitarren haben glücklich machende Substanzen in den Verbindungskabeln zu den Verstärkern und die Keyboards symbolisieren die Trance in der ansteckenden Mother Island-Musik.
Dabei ist es kein Fehltritt im Weltraumspaziergang, wenn die Gruppe auch auf Eingängigkeit setzt. Dabei kreisen die Riffs im Orbit, die rhythmischen Versatzstücke und Temposchwankungen wirken wie Magnete vor den Lautsprechern und dann ist da ja immer wieder diese herrliche Stimme von Anita Formilan. Beeindruckend!
Aus der Stille schälen sich Keyboardsounds zwischen positiver und bedrohlicher Aura pendelnd. Bei ihren minimalen Einsätzen in "Naughty Girl" wirkt die Sängerin geradezu verschüchtert-zurückhaltend. Der Track wird geschickt in den hypnotischen Schwebezustand versetzt. Dann gibt es einen virtuellen Fingerschnipp und die gesamte Combo ist hellwach, rockt kerzengerade in den Himmel nur um dann in einem klassischen Fadeout hinter den Wolken zu verschwinden. Klasse Nummer!
"Parallels" hingegen ist mit seiner zunächst vertrackten Rhythmik sperrig. Tastenklänge erinnern an die Ur- Pink Floyd mit Syd Barrett. So, als hätte das Mother Island-Terrain auch ein Amphitheater mit einer Pompeii-Ähnlichkeit.
Bei "Electric Son" dockt Mother Island beim Blues der rockenden Art an und an anderer Stelle ist die Formation punkig-aufmüpfig wie The Stooges. So wird aus den insgesamt zwölf Songs tatsächlich ein »Magic Theatre, for Madmen Only«.
Eine tief-emotionale Ballade gibt es auf der vorliegenden Platte nicht, aber die Band versteht es, immer wieder verträumte Chiffontücher in die hohe Dynamik einzuflechten. Dabei findet Mother Island viele verschiedene Zugänge zu ruhigeren Phasen. Je nach Dramatik werden die entspannten Teile differenziert arrangiert.
"Sirbonzodequincey" ist ein Paradebeispiel für die gerade beschriebene Struktur. Hier werden quasi alle Markenzeichen von Mother Island gebündelt, mit einem Brennglas zu einem leuchtenden Lichtstrahl gebündelt. "Sirbonzodequincey" ist zwar das letzte Stück der Scheibe, könnte allerdings auch der zündende "Cosmic Pyre"-Funke sein.
Die italienischen Psycho-Weltraumreisenden mit einer ordentlichen Rock-Sauerstoffversorgung in den Druckflaschen können getrost empfohlen werden. Voraussetzung ist natürlich ein Hang zur psychedelischen Rockmusik.
Line-up:
Anita Formilan
Diego Pianalto
Giacomo Totti
Nicola Bottene
Nicola Tamiozzo
Nicolò De Franceschi
Tracklist |
Side A:
01:A Little Bit Harder (3:24)
02:Electric Son (2:22)
03:Death Valley Summon (4:36)
04:Drag Along (3:08)
05:Disguise (3:51)
06:Willow Tree (4:40)
Side B:
01:Night, Day And Night (3:01)
02:Flying Pigs (3:02)
03:Naughty Girl (3:20)
10:Parallels (5:04)
11:Don't Phone (3:32)
12:Sirbonzodequincey (6:10)
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