Mother Jane / Hungry 4 Live - Part II
Hungry 4 Live - Part 2 Spielzeit: 60:17
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Rock

Review vom 27.01.2011


Markus Kerren
Yeah, baby, Mother Jane is in the house. Again! Gerade erst fünf Monate ist es her, dass wir euch Hungry For Live vorstellen konnten und schon liegt der zweite Teil dieser kleinen Serie vor, die im laufenden Jahr voraussichtlich noch (eventuell mit einer DVD) weitergeführt werden soll. Hatte sich der erste Teil außer ein paar wenigen älteren Stücken vor allem auf neueres Material konzentriert, so greift die Band um Klaus Hess hier voll in die Siebziger-Kiste und bringt ausnahmslos Jane-Klassiker aus der goldenen Dekade der Band. "Windows" und "So So Long" stammen noch von dem Mai-Konzert im Bremer Meisenfrei, alle anderen Aufnahmen von einem Auftritt Ende Oktober 2010 in Emsdetten.
Tja, und die Band lässt es ganz ordentlich krachen. Und das in einem Ausmaß, von dem selbst ich überrascht bin. Leider ergab sich mir bisher noch nicht die Möglichkeit das Quartett auf der Bühne zu erleben und wenn aus verschiedenen Quellen auch zu erfahren war, dass es bei Mother Jane-Konzerten betont rockig zugeht, hatte ich doch nicht so ganz mit dem gerechnet, was da mittlerweile schon tagelang in meinem CD-Schacht rotiert. "Hangman" startet die Scheibe direkt mit einem fetten Kracher und rockt das Haus. Der Sound kommt druckvoll und durch minimale Spiel-Fehler wird klar, dass hier wohl alles so auf CD gebrannt wurde, wie es sich auch an jenem Herbst-Abend in der Emsdettener Koje anhörte.
Weiter zum Live-Feeling tragen die zugerufenen 'Kommandos' vor entscheidenden Breaks bei. Hatte Hess bereits den ersten Track gesungen, so übernahm er auch für "Fire, Water, Earth & Air" die Lead Vocals. Nun ist der Mann zwar kein 'gelernter' Sänger, aber auf der anderen Seite klang er auch in den Siebzigern nicht anders. Entweder mochte man das immer schon, oder eben noch nie. "Fire, Water ..." kommt zunächst sehr gemäßigt, melodisch und sich an das Original haltend und ... bleibt trotz leichter Steigerung auch dabei. Für "Rest Of My Life" ist Kai Schiering zurück am Gesang und hier bleibt man ebenso recht nahe an der erstmals auf dem Album "Jane III" (auf dem ebenfalls kein Keyboard zu hören war) Version, wenn sich das heutzutage auch alles schon viel kräftiger bzw. powervoller anhört.
Anders hingegen "Way To Paradise" vom selben Studioalbum, das nach schön ruhigem Beginn gegen Ende dann in den vierten Gang geschaltet wird und rockt wie die Hölle. Beeindruckend empfinde ich die Entwicklung aller Musiker, wenn man mal die Gigs vom letztjährigen Fernseh-Konzert über "Hungry ... Part I" bis zum neuen Album vergleicht. Nicht nur das Zusammenspiel ist viel tighter und wesentlich besser geworden, besonders erwähnen muss man auch die Fortschritte von Drummer Lucas Quentin sowie den Gesang von Kai Schiering (der ja eigentlich auch schon so was wie ein 'alter Hase' ist). Jens Betjemann steht natürlich immer etwas im Schatten von Hess, aber auch er legt ein ums andere Mal ein sattes Fundament für die Gitarren-Soli.
"Daytime", "So So Long", "All My Friends" ... alles Volltreffer. Einzig "Windows" fand ich in der Original-Version - etwas langsamer, schwebender - doch ein bisschen besser. Für Mother Jane spricht dagegen, dass sie ihr Konzept auch bei diesem Stück durchziehen und man das Gefühl hat, dass das Quartett ganz genau weiß, was es macht. Auf jeden Fall bekommt man durch die beiden Mother Jane-Livealben eine Vollbedienung verpasst, bei der ich eigentlich nur das Stück "Spain" vermisse. Uneingeschränkt empfehlenswert ist die Scheibe für alle Rock- und Jane-Freunde, die diese Musik vor allem wegen der Gitarre von Klaus Hess lieben. Aber auch diejenigen, die sich diese Tracks eigentlich nicht ohne Keyboard vorstellen können, sollten zumindest mal ein Ohr riskieren.
Wie die beiden anderen Formationen hören auch Mother Jane sich nicht mehr an, wie damals vor etwa 35 Jahren. Ist es bei der Formation um Werner Nadolny vor allem das Keyboard, das die deutlichsten Assoziationen hervorruft, so ist es hier logischerweise die Hess'sche Gitarre. Direkte Vergleiche hinken, deshalb erspare ich mir die von vornherein.
Beide Bands überzeugen auf ihre eigene Art und Weise und meine Lieblingsfarbe in dieser Beziehung ist ein schönes, kräftiges Grau, denn wie bei so vielen anderen Dingen im Leben gibt es auch bei diesen Songs nun mal nicht nur schwarz und weiß. Und ganz ehrlich gesagt, freue ich mich auch bereits auf die neue Studio-Scheibe der Truppe um Klaus Walz und Charly Maucher in neuer Besetzung. Es bleibt spannend!
Line-up:
Klaus Hess (guitar, lead vocals - #1,2,5,6,7,8)
Kai Schiering (bass, lead vocals - #3,4)
Jens Betjemann (guitar, background vocals)
Lucas Quentin (drums)
Tracklist
01:Hangman
02:Fire, Water, Earth & Air
03:Rest Of My Life
04:Way To Paradise
05:Daytime
06:Windows
07:Southern Line
08:So So Long
09:All My Friends
Externe Links: