Mother's Army / The Complete Disography
The Complete Disography Spielzeit: 50:50 (CD 1), 44:48 (CD 2), 50:03 (CD3)
Medium: CD-Box
Label: Edel (Fems, USG Records), 2011 (1993, 1997, 1998)
Stil: Hard Rock


Review vom 10.06.2011


Ilka Heiser
Mothers's Army - diese Band, bestehend aus hochkarätigen Musikern, deren Vita sich liest wie das Who's who der Musikszene, war vermutlich jahrelang tatsächlich nur Insindern ein Begriff, obwohl allein die Nennung der beteiligten Protagonisten jeden anständigen Musikfan zum Sabbern veranlassen müsste: Da ist zum Beispiel Joe Lynn Turner, der seine Stimmbänder u.a. für Rainbow, Deep Purple, Malmsteen oder auch Brazen Abbot zur Verfügung stellte und in Projekten wie Nikolo Kotzevs Metal-Oper "Nostradamus" mitwirkte. Jeff Watson hinterließ seine Duftmarke als Axtmann bei Night Ranger, Bob Daisley ließ die dicken Saiten schon für
Black Sabbath, Gary Moore, Rainbow, Mungo Jerry, Yngwie Malmsteen, Uriah Heep oder auch Ozzy Osbourne brummen.
Fehlen noch die Fellklopfer. Carmine Appice (Pink Floyd, Jeff Beck, Ozzy Osbourne) schwang die Sticks auf den ersten beiden Platten.
Aynsley Dunbar (Jeff Beck, Jefferson Starship, Journey, UFO, The New Animals mit
Eric Burdon) übernahm von ihm den Drumhocker, um "Fire On The Moon" einzutrommeln.
Alles Musiker also, die auf Grund ihrer reichhaltigen Erfahrungen auf Augenhöhe miteinander arbeiten können.
Von 1993 bis 1998 veröffentlichten die Mannen um Goldkehlchen Joe Lynn Turner drei Platten: "Mothers Army" (1993 über Fems), "Planet Earth" (1997 über USG Records) und "Fire On The Moon" (1998 über USG Records). Erstere aber leider nur in Japan, sodass diese bisher lediglich als teurer Import erhältlich war..
Die beiden letzten Scheiben wurden jedoch, entgegen der Angaben des Promoters, auch in Deutschland rausgebracht, stehen somit als Ergebnis meiner Joe Lynn Turner-Sammelleidenschaft im heimischen Regal und hatten lange Zeit ein Abo in meinem CD-Player. Leider trennten sich im gleichen Jahr des Erscheinens von "Fire On The Moon" die Wege der Beteiligten.
In diesem Jahr nun werden von Edel Records alle drei Platten in einer feinen Box auf den Markt gebracht. Wem also das eine oder andere Exemplar fehlt, kann seine MA-Diskografie nun komplettieren, zumal es das Teil zu einem leckeren Preis zu erwerben gibt: Drei Platten zum Preis von einer!
Und wer noch gar nichts von MA hat, dem empfehle ich jetzt hemmungslos zuzuschlagen, es lohnt sich auf jeden Fall!
Natürlich lässt die Starbesetzung bereits erahnen, was den Konsumenten erwartet: Erstklassiger Hard Rock, der damaligen Zeit entsprechend sehr modern und dennoch unkommerziell, gelungen verknüpft mit alten Tugenden, so dass die Stücke auch heute noch, 18 Jahre nach Erscheinen des Debüts, ihren Reiz nicht verloren haben. Veredelt werden sie von einem grandios singenden Joe Lynn Turner mit auffallend rauer Stimme, der von einer homogen spielenden Band ein solides Fundament gelegt bekommt.
Ab und zu schimmern natürlich auch mal die 'alten Brötchengeber' durch, dennoch gibt es keine Anbiederung. Im Gegenteil, die Vielzahl der Banderfahrungen der einzelnen Musiker wirken sich eher bereichernd auf die Kompositionen aus, das zeigt allein die Stilvielfalt auf der 'Trilogie'.
Auch wenn einige der Tracks nicht sofort ins Ohr gehen, so haben sie genügend Potenzial zum Wachsen, wenn man sich diesen öffnet und - was gerade bei dem komplexen "Planet Earth" wichtig ist - den Nummern mehrere Hördurchgänge gönnt.
Erdig klingen die Songs und wummern kraftvoll aus den Boxen (wie zum Beispiel "Mother's Army", "Second Nature", "Get A Life", "Misery Me"), tummeln sich zudem meist im Midtempobereich.
Selbst wenn der Dampfhammer mal komplett zurückgeschraubt wurde ("By Your Side", "Cradle To The Grave"), heißt das noch lange nicht, dass man es hier mit Kuschelrock zu tun hat. Wer also Schmalzballaden à la Bon Jovi erwartet, ist auf dem Holzweg.
"Memorial Day", "Anarchy", "For The Moment" oder auch "One Common Law" haben sogar einen proggigen Anstrich, "Voice Of Reason", "War Of The World" oder auch "Fire In The Moon" dagegen sind knallharte Rocker und sogar der Blues-Liebhaber kommt nicht zu kurz, denn "Mother Earth" IST ein astreiner Blues!
Und wer Stücke wie "N.D.E.", "A Day In The Night", "Do What I Like" sowie das mit leicht orientalischen Tupfern und wunderschönen Melodiebögen versehene "Common Ground" einmal gehört hat, wird die Platten nicht mehr aus dem Player nehmen, das verspreche ich.
Auffallend: Auf den ersten beiden Alben wird Turner durch Backing Vocals unterstützt, während man auf "Fire On The Moon" völlig darauf verzichtete, wodurch dessen Vocals noch besser zur Geltung kommen. Joe Lynn Turner singt hier wie ein junger Gott. Liegt es an der allgemeinen Spielfreude, die einfach nicht von der Hand zu weisen ist?
Der Sound der drei Scheiben ist über alle Zweifel erhaben, nämlich glasklar und astrein. Produziert wurden diese von Bob Daisley und Jeff Watson.
Komplettiert wird die Box mit einem dicken Booklet, in dem die Linernotes aller drei CDs enthalten sind. Lediglich das Cover ist für meinen Geschmack etwas zu dürftig ausgefallen, aber wichtig ist der Inhalt und nicht die Verpackung.
Nach wie vor bleibt es mir ein Rätsel, warum Mother's Army bis heute lediglich ein Geheimtipp geblieben sind. Fehlende Promotion? Oder sind ihre Platten der damaligen Grunge-, Trance-, Hip-, Trip- und was-weiß-ich-noch-Hopwelle zum Opfer gefallen? Schade eigentlich.
Hoffen wir nun, dass die Songs endlich die Beachtung finden, die diese auch verdienen und vielleicht ist die Veröffentlichung der Box ja Anlass genug für alle Beteiligten, die Band noch einmal aufleben zu lassen. Die Hoffnung stirbt jedenfalls zuletzt.
Ein ganz dicker Tipp!
Line-up:
Bob Daisley (bass)
Carmine Appice (drums - Mother's Army and Planet Earth)
Jeff Watson (guitar)
Aynsley Dunbar (drums - Fire On The Moon)
Joe Lynn Turner (vocals)
Tracklist
Mother's Army:
01:Mothers Army
02:Darkside
03:Dreamtime
04:One Way Love
05:Second Nature
06:Memorial Day
07:Get A Life
08:By Your Side
09:Voice Of Reason
10:Anarchy
11:Save Me
12:Mothers Army (Reprise)
Planet Earth:
01:Circle Of Hands
02:Cradle To The Grave
03:Misery Me
04:Planet Earth
05:For The Moment
06:Seas Of Eternity
07:The Child Within
08:One Common Law
09:Mother Earth
Fire On The Moon:
01:N.D.E
02:Way of the World
03:A Day in the Night
04:Fire on the Moon
05:Do What I Like
06:Common Ground
07:No Religion
08:Moruroa Atoll
09:The Code
10:The Lonely
11:Another Dimension
Externe Links: