Motörhead / Aftershock
Aftershock Spielzeit: 46:54
Medium: CD
Label: UDR Music, 2013
Stil: Heavy Rock

Review vom 22.10.2013


Markus Kerren
Selbst wenn viele der Aufnahmen zum aktuellen Motörhead-Album "Aftershock" bereits im Vorfeld stattfanden, so waren die Sorgen um den Bandgründer, unumstrittenen Chef und von Beginn an das einzige Nonstop-Mitglied dieser Truppe doch relativ groß. Nicht nur, dass Lemmy Kilmister mittlerweile stolze 67 Jahre Rock'n'Roll-Leben mit all seinen Vorzügen, aber auch seinen undiskutierbaren Strapazen, auf dem Buckel hat, war er doch speziell in diesem Jahr gesundheitlich ganz heftig gebeutelt. Ob sich dies auch live auf der Bühne niederschlagen wird, werden wir bei der für den November angesetzten Tour erfahren. Hier soll es aber erstmal um das neue - und hoffentlich noch nicht letzte - Album dieser Heavy Rock-Institution gehen.
Ich hatte ja schon öfter geschrieben, dass es kein schlechtes Album dieser Band gibt, wobei sich nach anfänglicher Begeisterung oft erst nach einem guten halben Jahr einordnen lässt, wo die jeweiligen Scheiben dann letztendlich im persönlichen Ranking landen. Ist "Inferno" (2004) in der Nachbetrachtung ein sehr starkes Album, so sind beispielsweise bei Motörizer (2008) doch einige Schwachpunkte erkennbar, wohingegen The Wörld Is Yours (2011) den Daumen schon wieder deutlich nach oben zeigen ließ. Okay, und jetzt "Aftershock", das ich natürlich auch erstmal aus ganz frisch gewonnenen Eindrücken beschreibe, selbst wenn ich bereits eine zweistellige Anzahl an Durchläufen hinter mir habe...
Wie nicht anders zu erwarten, bekommen die Fans auch hier natürlich jede Menge Motörhead-typische Heavy Rock-Granaten geboten. Mit dem Doppel "Heartbreaker" (das auch die erste Single ist) und "Coup De Grace" gibt's erstmal in bekannter Manier schön was auf die Zwölf. Direkt im Anschluss folgt dann "Lost Woman Blues", der auch ein ebensolcher ist und eine ganz andere Klangfarbe widerspiegelt. Dass der Dreier auch solche Stücke astrein und mit viel Feeling umsetzen kann, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Nach drei Minuten Blues-Seligkeit wird dann aber für die letzten sechzig Sekunden doch nochmal kräftig am Beschleunigungshebel gedreht, bevor ins Ziel eingebogen wird.
Zu den weiteren schnellen Rockern wie etwa "End Of Time", "Knife", "Do You Believe" oder dem birnenabreißenden Rausschmeißer "Paralyzed" muss eigentlich gar nicht mehr so viel gesagt werden. Außer vielleicht, dass die meisten dieser Kracher auf "Aftershock" mit starken, sehr melodiösen Gesangsmelodien daherkommen, die sich erstaunlich schnell in die Gehörgänge einbrennen. "Going To Mexico" ist logischerweise der Nachfolger von "Going To Brazil" (vom 1991er Album "1916"). Ebenfalls sehr stark, wenn die Hookline auch nicht ganz so hypergenial wie auf dem erstgenannten Reisebericht ist.
"Queen Of The Damned" erinnert vom Riffing an die Zeit mit dem seligen Würzel (R.I.P.) und speziell an das Album "Orgasmatron" von 1986, aber meine momentanen Favoriten der schnellen Tracks hören auf die Namen "Keep Your Powder Dry" (hammergeiler Rocker!!!) und "Crying Shame" (ebenfalls mit Ohrwurmcharakter). Tja, und dann ist da noch "Dust And Glass", die Ballade (falls man dieses Wort überhaupt im Falle Motörhead verwenden kann) der Scheibe. Super gefühlvolle Gitarre, ganz starkes Songwriting und Lemmys Gesang dürfte selbst gestandenen, hartgesottenen Rockern ein Tränchen in die Augen treiben.
Abschließend zwei Feststellungen: zum einen, dass - wir wollen es ja nicht hoffen, aber - wenn diese Scheibe die letzte von Motörhead sein sollte, sich die Band mit einem absoluten Killer und außerdem auf allerhöchstem Niveau verabschiedet hätte. Und zum zweiten, dass "Aftershock" ganz sicher das beste Album seit "Inferno" (2004) oder "Overnight Sensation" (1996) ist. Oder - wie es mir im Moment gerade vorkommt - gar eines der allerbesten überhaupt. Punkt!
Falls noch jemand über einen Kauf nachdenken sollte: Aufhören zu denken und umgehend im Laden eures Vertrauens einpacken lassen, bestellen, klauen oder was auch immer... nur eines nicht: Sich dieses Spätwerk entgehen lassen. Koste es, was es wolle!
Line-up:
Lemmy Kilmister (bass, vocals)
Phil Campbell (guitars)
Mikkey Dee (drums)
Tracklist
01:Heartbreaker
02:Coup De Grace
03:Lost Woman Blues
04:End Of Time
05:Do You Believe
06:Death Machine
07:Dust And Glass
08:Going To Mexico
09:Silence When You Speak To Me
10:Crying Shame
11:Queen Of The Damned
12:Knife
13:Keep Your Powder Dry
14:Paralyzed
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