Motorband?? Doch ganz sicher eine weitere Coverband der britisch/schwedischen Truppe um Frontmann Lemmy Kilmister, oder? Weit gefehlt, denn diese tschechische Band mag sich zwar eventuell bezüglich ihres Bandnamens inspirieren haben lassen, besteht aber sage und schreibe schon seit 1986 und spielt auch eine vollkommen andere Mucke. In Osteuropa hat sich die Gruppe um das einzige grundsätzlich immer im Line-up befindliche Original-Mitglied Libor Matejcik zu einer führenden Größe etabliert. Im Jahr 2008 wurde ein Neuanfang in Angriff genommen. Der Original-Drummer Dan 'Hafo' Hafstein kehrte zur Band zurück und mit Radek Popel, Martin Przeczek und der Bassistin Slava Safonkin wurden drei junge und erfolgshungrige neue Musiker integriert.
Wer Motorband bisher (wie der Rezensent) noch nicht kannte, sollte sich aber nicht von dem in der Stil-Bezeichnung genannten 'Power Metal' aufs Glatteis führen lassen. Zwar lassen es die Tschechen auch ganz gerne mal so richtig krachen, aber hier ist auch jede Menge Hard Rock, sehr melodiöser Metal, Balladen und als Bonus-Track gar eine 'Metal meets Classic'-Nummer vertreten. Das Ergebnis ist ein Album, das irgendwie den Eindruck erweckt, als wenn es, bzw. seine Protagonisten, nicht so genau weiß/wissen, wo es eigentlich hin gehen soll. Ziemlich furchtbar wird es gegen Ende der Scheibe, zum Beispiel bei dem Track "Hi Di Ho", der etwa genauso rüberkommt, wie es der Titel bereits andeutet.
Beim Bonus-Track "Amore Vitoria" hat der Opern-Tenor Peter Dvorsky den Gesang übernommen. Wer die Kombination dieser beiden Musik-Stile mag, der wird wohl auch hier seine Freude haben, mir persönlich dagegen geht diese Fusion eher auf die Nüsse. Der das Album eröffnende Titel-Song macht dagegen erstmal richtig Laune, indem er mit fetten Riffs im Midtempo-Bereich und einem aggressiven Radek Popel vor dem Mikro das Haus rockt. Angelehnt an die großen Hard Rock-Bands der späten siebziger Jahre folgt dann ein sehr melodischer Refrain, der zum Mitsingen geradezu einlädt. Um die Geschichte etwas runder zu machen, wird das sehr raue Organ von Popel immer wieder mal von fetten Background Vocals unterstützt.
Bei "Turn The Hourglass" geht es dann gar sehr poppig zu. Der Chorus ist zwar wieder ganz nett, aber irgendwann fragt man sich als Zuhörer, in welchem Film man denn gerade ist. Versöhnlicher danach der Stampfer "Cannibal In My Head", einer meiner Favoriten auf dieser Scheibe. Denn wenn sich Motorband mal entschließen zu rocken, dann kommt auch was Gutes dabei heraus. Und als wenn sie es selbst wüssten, wird darauf mit "I'm Rocking Hero" noch ein ganz kräftiger Zahn zugelegt. Vor allem das Gitarren-Solo und die 'fliegenden' Drums blasen einem hier nahezu den Haar-Ansatz nach hinten. Auch "Don't Make Me Cry" verharrt mit kräftigem Metal in der Materie, die diese Band am besten beherrscht.
Was folgt, ist eine mit allen gängigen Klischees behaftete Ballade ("Heartbroken"), bis dann mit "Higher Then Eagles Fly", "If You Want It" und vor allem "Turn Me On" und "Tell Me Why" erneut angenehm kräftig gerockt wird. "I'm Going To Fly" taucht wieder in seichtere Gefilde ab, bevor das eigentliche Album von dem unsäglichen "Hi Di Ho" (Seefahrer-Gesang trifft auf metallische Bandunterstützung) abgeschlossen wird. Na ja, und auf den Bonus-Track bin ich ja zu Anfang des Reviews bereits eingegangen. Mit Jan Nemec (u.a.Running Wild, X-Wild, Victory, Eloy, Steeler) konnte man übrigens einen ausgefuchsten Produzenten für sich gewinnen, der dem Album einen absolut zeitgemäßen Sound verpasst hat.
Letztendlich ist "Heart Of The Machine" ein etwas zerfahrenes Werk geworden, da die Band versucht, viel zu viele Schattierungen der härteren Musik abzudecken. Schade eigentlich, denn speziell wenn die Tschechen im Mittelteil mehr aufs Gas drücken, dann sind sie richtig gut. Vielleicht hätte man auch einfach ein paar der Songs weglassen sollen, um somit ein besseres Ergebnis zu erzielen. Dennoch sollte man als Melodic (Power) Metal-Liebhaber mal ein Ohr riskieren, denn dass hier Potenzial vorhanden ist, steht außer Frage. Ansonsten hätte sich die Truppe auch kaum mehr als 20 Jahre in der Szene behaupten können. Ich habe zwar so meine Bedenken, aber vielleicht kann Motorband mit "Heart Of The Machine" endlich auch im westlichen Teil Europas etwas reißen.
Line-up:
Radek Popel (lead vocals)
Libor Matejcik (guitars, vocals)
Martin Przeczek (guitars, vocals)
Slava Safonkin (bass)
Dan 'Hafo' Hafstein (drums, vocals)
| Tracklist |
01:Heart Of The Machine
02:The Best Of You
03:Turn The Hourglass
04:Cannibal In My Head
05:I'm Rocking Hero
06:Don't Make Me Cry
07:Heartbroken
08:Higher Then Eagles Fly
09:Turn Me On
10:Tell Me Why
11:If You Want It
12:I'm Going To Fly
13:Hi Di Ho
14:Amore Vitoria
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Externe Links:
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