Mountain / Masters Of War
Masters Of War Spielzeit: 51:43
Medium: CD
Label: Big Rack Records, 2007
Stil: Heavy Rock

Review vom 02.12.2007


Jürgen Bauerochse
Normalerweise stehe ich Veröffentlichungen, die ausschließlich aus Coverversionen bestehen, ziemlich skeptisch gegenüber, besonders wenn sie von Bands kommen, die schon mit Eigenkompositionen ihren festen Platz in der Welt der Rockmusik erreicht haben. Okay, ich kann noch akzeptieren, dass wir momentan mit zahlreichen mehr oder weniger gelungenen Neuerscheinungen mit Songs von Jimi Hendrix konfrontiert werden, aber der Mann war ja schließlich so ziemlich einmalig. Aber ansonsten sollten die Musiker doch lieber bei ihren selbst geschriebenen Werken bleiben, denn im Normalfall kommen sie eh nicht an die Originale heran.
Der hier vorliegende Silberling "Masters Of War" jedoch, machte mich sehr neugierig. Mountain plays Dylan, das versprach nun wirklich mal etwas Neues. Die amerikanischen Heavy-Rocker auf den Spuren des Ober-Folkies, da waren heftige Nachbearbeitungen im Arrangement vorprogrammiert.
Und genau so ist es auch. Abgesehen von einigen kurzen Teilen in den Refrains sind die zwölf Songs mit den Originalen von Mister Zimmermann nicht mehr zu vergleichen oder gar wieder zu erkennen. Ganz im Stile der alten Mountain-Klassiker wurde jeder einzelne Titel zu einem schweren, Gitarren-lastigen Rocker umfunktioniert.
Neben Leslie West und Corky Laing, die in ihrer langen Karriere solche Meisterwerke wie "Mississippi Queen", "Nantucket Sleighride" und "Theme For An Imaginary Western" kreierten, sind mit Ozzy Osbourne, Todd Wolfe und dem zur Zeit anscheinend hyperaktiven Warren Haynes noch drei weitere Garanten für harte Rockriffs auf diesem Album vertreten.
Schon beim Einsteiger und Titelsong "Masters Of War" gibt es ein klasse Gesangsduett, in dem sich Leslie und Ozzy ideal ergänzen. Überhaupt muss festgehalten werden, dass West hervorragend bei Stimme ist. Er röhrt und faucht wie in besten Zeiten, kriegt aber auch die leiseren Töne sehr eindrucksvoll auf die Reihe. Dazu kommen die schweren, fetten Gitarrenriffs, die einfach nur Spaß machen. Herausragend dabei "Serve Somebody With" mit einer saustarken Leadgitarre vom
Gov't Mule-Saitenquäler, sowie die heavy Version von "Blowing In The Wind", das es außerdem noch in einer akustischen Fassung auf dem Album gibt, die aber bei Weitem nicht so spektakulär ist, wie dieser Kracher. Kurze Einleitung und schon bricht das Unwetter fast Doom-mäßig über den Hörer herein. Ein Klasse Song!
In die gleiche Kerbe haut auch "Everything Is Broken", das mit seinem ansteckenden Rhythmus sogar mich, als eingefleischten Nichttänzer, auf die Tanzfläche ziehen würde. Wolfe und West schmettern einem aber auch unglaubliche Breitseiten um die Ohren. Auch bei "Highway 61 Revisited" prügeln die Zwei, begleitet von strohtrockenen Drums, wahrhaft heftige Sounds aus den Boxen.
Und dann ein plötzliches Break. "This Heart Of Mine" kommt fast zart rüber. Man glaubt sich im falschen Film. Sogar ein Akkordeon ist herauszuhören. Leslie West kann es also auch melodisch. Es wird Zeit die Feuerzeuge zu entzünden und unter Tränen den vergangenen Zeiten nachzutrauern.:-)
Doch das war nur eine kurze Momentaufnahme, denn schon geht es düster und schwer mit dunklen Basslinien weiter. Der "Subterranean Homesick Blues" wird vergewaltigt, geprägt von einer rotzigen Lead-Gitarre.
"The Times They Are A-Changin" beginnt mit einem schönen Piano und Leslies ausdrucksstarkem Gesang, bevor erneut Warren Haynes, diesmal an der Slide, ins Geschehen eingreift. Am Schluss gibt es dann noch ein paar Double-Leads auf die Lauscher.
Auch aus dem Ohrwurm "Mr. Tambourine Man" macht Mountain einen total dreckigen Rocksong. Keine Spur mehr vom Schmalz der Byrds-Version. Hier tobt die Luzie und ich muss unweigerlich an "Do Ya Think I'm Sexy" denken, bei dem Vanilla Fudge dem schottischen Roddy-Boy mal so richtig zeigten, wo der Hammer hängt.
Etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht uninteressant kommt "Like A Rolling Stone" daher, das Corky Laing ganz alleine nur mit Schlagzeug und Sprechgesang bestreitet. Die Drums gäben auch ohne Vocals schon ein affengeiles Solo ab, denn die Boxen vibrieren förmlich unter den harten und präzisen Schlägen. Dazu diese verfremdete Stimme… - eben mal etwas ganz Anderes!
Also, wenn alle Alben mit Coverversionen solche eigenständigen Veränderungen zu den Originalen besäßen, dann hätten sich alle meine Probleme mit diesen Scheiben auf einen Schlag erledigt. Diese CD ist ein Meisterwerk an Wandlungfähikeit und Arrangement und zeugt von einem hohen Maß an Kreativität von Leslie West und seinen Kollegen.
Line-up:
Leslie West (guitar, vocals)
Corky Laing (drums)
Ritchie Scarlet (bass)
Brian Mitchell (piano, organ, accordion)
Kenny Aronson (bass)
Todd Wolfe (rhythm guitar)

Special guests:
Warren Haynes (guitar)
Ozzy Osbourne (vocals)
Tracklist
01:Masters Of War
02:Serve Somebody With
03:Blowing In The Wind (heavy)
04:Everything Is Broken
05:Highway 61 Revisited
06:This Heart Of Mine
07:Subterranean Homesick Blues
08:The Time They Are A-Changin
09:Seven Days
10:Mr. Tambourine Man
11:Like A Rolling Stone
12:Blowing In The Wind (acoustic)
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