Mountain / Original Album Classics
Original Album Classics Spielzeit:
Climbing! (36:56)
Nantucket Sleighride (42:27)
Flowers Of Evil (50:48)
Twin Peaks (68:47)
Avalanche (41:33)
Medium: CD-Box
Label: Sony Music, 2010 (Columbia/Sony Music 1970 - 1974)
Stil: Heavy Rock


Review vom 24.09.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Aus der Serie "Original Album Classics" haben wir zum momentanen Zeitpunkt bereits ein Dutzend Rezensionen im Köcher. Es werden in der nächsten Runde noch weitere folgen und mit Mountain ist nun eine weitere Klassiker-Band am Start.
Das Quartett legte nach der Gründung ja einen Bilderbuchstart hin. Ohne ein Album im Gepäck und mit nur einer Handvoll Konzerten im Rücken war man im Line-up von Woodstock. Respekt! Neben Leslie West an der Gitarre zupfte Felix Pappalardi den Bass und Corky Laing bediente die Schießbude. Steve Knight drückte die Tasten.
Pappalardi hatte zuvor die Alben von Cream produziert und West war vor der Taufe von Mountain bei The Vagrants zugange. Nach der Trennung nahm West unter der Aufsicht von Pappalardi ein bemerkenswertes Soloalbum mit dem Titel "Mountain" auf und die beiden Musiker waren der Meinung, dass das auch ein klasse Bandname sein könnte. Gesagt, getan ... Mountain sollte, gerade nach der Trennung von Cream für Aufsehen sorgen.
Climbing!Bei dem Vierer ging es also zu Beginn etwas anders zu. Zuerst dieses gigantische Woodstock-Happening und danach eine Platte. "Climbing!" macht bei dem Bandnamen Sinn und die erste Anheizer-Singleauskopplung für das Debüt war "Mississippi Queen". Wests harter Saitenanschlag, seine erdig raue Stimme und die Orientierung am Blues der rockigen Variante kam verdammt gut an. Auch heute klingen die Songs frisch und unverbraucht.
Mit einem Blick auf die Überlebenschancen von Songs aus der damaligen Zeit sind bereits auf "Climbing!" einige Fingerlecker dabei. Der furios rockende CD-Starter "Mississippi Queen" wurde bereits erwähnt und gleich danach kommt die Originalausgabe der Mountain-Überballade "Theme From An Imaginary Western". Bei allem Respekt, der Track ist mit guten fünf Minuten ja schon der längste der insgesamt knapp vierzig Minuten, aber so gebündelt ist man diese Nummer ja gar nicht mehr gewohnt. Dennoch kommt es zu einem schönen Wiederhören. Noch weniger Gas gibt man bei "The Laird". Kaum zu glauben, dass Mountain solch relaxte Songs auf die Beine stellen konnte. "Boys In The Band" ist Knights Ding. Hier steht er mit seinem Keyboard eindeutig im Vordergrund.
Als Rückblick auf Woodstock kann man den psychedelisch angehauchten Track "For Yasgur's Farm" ansehen. Hier haben wir es mit einer feinen Dynamikkurve zu tun. Ruhigere wechseln mit treibenden Abschnitten. Den Track gibt es als Bonus am Ende gleich noch einmal, allerdings live und in einer eher unspektakulären Fassung mit kaum Unterschieden zur Studioaufnahme.
Ohne ein Blaupause zu sein: Ähnlichkeiten mit Cream sind vorhanden.
Nantucket Sleighride"Nantucket Sleighride"! Was soll denn dazu noch geschrieben werden? Der Titel machte Geschichte und gehört zu den uneingeschränkten Mountain-Brandzeichen. Auch wenn es zwei verschiedene Titel sind, passt Knights vorgeschaltete Soloeinlage "Taunta" so schön zum Titelsong der zweiten Platte. Mountain spinnen den erfolgreichen Faden von "Climbing!" weiter. Rundum erweist sich der Nachfolger als äußerst solides Album, das die Band zwar nicht in der gleichen Geschwindigkeit den Berg ersteigen lässt, aber schon ein weiteres Stück nach oben bringt. Einige Stücke wurden Personen gewidmet. So erinnert "Nantucket Sleighride" an Owen Coffin, einem sehr jungen Walfänger, der Anfang des 19. Jahrhunderts lebte und mit dem Schiff Essex unterwegs war. Bei "Tired Angel (To J.M.H.)" machen es einem die Initialen schon viel einfacher, denn es handelt sich um
Jimi Hendrix. Musikalisch erweist man dem Gitarrenmann nicht unbedingt die Ehre.
Das Mischungsverhältnis zwischen Hard Rock und Balladeskem ist gelungen. Besonders mag man "The Animal Trainer And The Toad" wegen des schönen honky Piano. Das psychedelische "Travellin' In The Dark" gibt es als Live-Bonus obendrauf. Die raumgreifenden Keyboards sowie Gitarre sind hier mehr nebeneinander, als in der Studiofassung.
Das war es dann mit den Bonus Tracks in der Box.
Flowers Of Evil"Flowers Of Evil" ist eine halbe Sache. Die erste Seite der Platte beinhaltet Studiosongs, Seite zwei ist live. Endlich etwas aus ihren Konzerten. Typisch Mountain ... lang und verspielt. Aber das war vor runden vierzig Jahren auch der Zeitgeist. So etwas wollten wir hören. Extreme Ausflüge und immer noch einen oben drauf. Mithin ist "Dream Sequence" ein fünfundzwanzigminütiger Trip der Ausgelassenheit. Der Titel ist natürlich irreführend. Hölle noch mal, Rock'n'Roll mit Schlagkraft ist angesagt. Nach einem West-Intro ist mit "Roll Over Beethoven" erstmal Chuck Berry-Time. Dieses Cover ist, ganz nach Mountain-Manier ebenfalls lecker lang und wir hören West solo als 'Fast Leslie' mit einer hammerharten Gitarreneinlage. Laut war die Gruppe bei ihren Konzerten immer, aber hier lohnt sich ein Dreh am Regler. Eine ganz feine Sache, dieser Song mit Überlänge. Klar, der vom Publikum umjubelte Hit "Mississippi Queen" darf nicht fehlen.
Die Live-Seite ist beeindruckend und dagegen fällt das Studiomaterial leider doch etwas ab. Weil so richtig schön durch das Blues-Bad gezogen, macht "Crossroader" richtige Laune und "Pride And Passion" kann man wegen der Slidegitarre auch nicht von der Hand weisen.
Dann war plötzlich Schluss mit der Schöpfungsgeschichte vom 'Berg'. Pappalardi machte Plattenproduktionen und West sowie Laing bildeten mit Jack Bruce ein neues Trio. Schnelllebig ging es zu, denn Ende 1973 war Mountain zumindest mit der Saitenfraktion zurück auf der Musikbühne. Bob Mann (keyboards) und der Schlagzeuger Allan Schwartzberg waren die neuen Leute für eine Tour, unter anderem auch durch Japan.
Twin Peaks"Twin Peaks" dokumentiert das Konzert vom 30.08.1973 in der Osaka Koseinenkin Hall. Dieses Livealbum steckt voll mit Krachern und wem es nichts ausmacht, sich eine halbe Stunde Zeit für "Nantucket Sleighride" zunehmen, der bekommt die volle Kante Mountain und als Vorspeise ein "Guitar Solo". "Twin Peaks" ist richtig reife Kost für den Heavy Rock-Fan. Vorher veröffentlichte die Band "Mountain Live (The Road Goes On)". "Twin Peaks" hat einen besser ausgepegelten Sound. Die Zeit vergeht bei dem Longtrack wie im Fluge. Nach einiger Feinarbeit in "Nantucket ..." lässt man wieder die Muskeln spielen: "Crossroader" hämmert ins Hirn und gleich oben drauf nochmals "Mississippi Queen". Dieses Dokument hat es schon in sich und es lohnt sich, Mountain live zu genießen. Musik, die man seinen Enkeln auch noch vorspielen kann.
AvalancheKommen wir zum letzten Kapitel der "Original Album Classics", "Avalanche" ist Album Nummer fünf aus der Box ohne Booklet, dafür aber zu einem geschmeidigen Preis. Die Platte kommt schmalhansig daher. Okay, der Jerry Lee Lewis-Titel "Whole Lotta Shakin' Going On" macht, ähnlich wie "Roll Over Beethoven" Stimmung, aber mit "Sister Justice" bekommt Mountain wieder einen Cream-Schluckauf. Der geslidete R'n'R kommt in "Back Where I Belong" noch ein ganzes Stück besser rüber.
Mit "Satisfaction" bringt man ein gutes Stones-Cover und waren vorher Wests Soloeinlagen von der E-Gitarre geprägt, hat es mit "Alisan" eines mit der Akustischen. Hey, Joe Bonamassa, der Leslie machte diese akustische Höllenfahrt früher schon ganz fein. Ansonsten verdammt viel Gitarre auf dem Album. So richtig kommen die Keyboards gar nicht mehr durch.
Als Resümee kann man auch diese Box mit einem ruhigen Gewissen weiterempfehlen. Die Basisausstattung mit den CDs in Pappschubern sowie original Coverbildern ist gewollt und bedingt den günstigen Kurs.
Line-up:
Leslie West (guitar, vocals)
Felix Pappalardi (bass, keyboards, vocals)
Corky Laing (drums, percussion)
Steve Knight (keyboards)
David Perry (rhythm guitar - Avalanche)
Bob Mann (guitar, keyboards - Twin Peaks)
Allan Schwartzberg (drums - Twin Peaks)
Tracklist
Climbing!:
01:Mississippi Queen (2:32)
02:Theme From An Imaginary Western (5:08)
03:Never In My Life (3:53)
04:Silver Paper (3:19)
05:For Yasgur's Farm (3:23)
06:To My Friend (3:38)
07:The Laird (4:39)
08:Sittin' On A Rainbow (2:23)
09:Boys In The Band (3:43)

Bonus Track:
10:For Yasgur's Farm [Live] (4:19)
Nantucket Sleighride:
01:Don't Look Around (3:47)
02:Taunta (Sammy's Tune) (1:00)
03:Nantucket Sleighride (To Owen Coffin) (5:55)
04:You Can't Get Away (3:28)
05:Tired Angels (To J.M.H.) (4:42)
06:The Animal Trainer And The Toad (3:29)
07:My Lady (4:36)
08:Travellin' In The Dark (To E.M.P.) (4:27)
09:The Great Train Robbery (5:50)

Bonus Track:
10:Travellin' In The Dark (To E.M.P.) [Live] (5:10)
Flowers Of Evil:
01:Flowers Of Evil (4:53)
02:King's Chorale (1:04)
03:One Last Cold Kiss (3:55)
04:Crossroader (4:53)
05:Pride And Passion (7:11)
06:Dream Sequence (25:03)
a:Guitar Solo
b:Roll Over Beethoven
c:Dreams Of Milk And Honey
d:Variations
e:Swan Theme
07:Mississippi Queen (3:48)
Twin Peaks:
01:Never In My Life [Live] (4:16)
02:Theme From An Imaginary Western [Live] (5:01)
03:Blood Of The Sun [Live] (3:05)
04:Guitar Solo [Live] (5:42)
05:Nantucket Sleighride (To Owen Coffin) [Live] (31:50)
06:Crossroader [Live] (5:57)
07:Mississippi Queen [Live] (4:17)
08:Silver Paper [Live] (6:16)
09:Roll Over Beethoven [Live] (2:24)
Avalanche:
01:Whole Lotta Shakin' Goin' Goin' On (5:06)
02:Sister Justic (3:59)
03:Alisan (4:40)
04:Swamp Boy (2:56)
05:Satisfaction (5:16)
06:Thumbsucker (3:21)
07:You Better Believe It (5:48)
08:I Love To See You Fly (3:46)
09:Back Where I Belong (2:57)
10:Last Of The Sunshine Days (3:45)
 
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