RockTimes: Erst einmal Gratulation zum neuen Album und zur zweiten Wiedergeburt von Mystic Prophecy.
Nehmen wir dies doch mal zum Anlass, einen Rückblick auf die Bandgeschichte zu werfen bzw. die Bandgeschichte für die RockTimes-Leser Revue passieren zu lassen. Sind es wirklich drei Phasen und die jetzige, dritte, ist das Beste aus den ersten beiden?
Roberto: Würde ich nicht so sagen. Jede Phase hat auch ihre Stärken gehabt. Ich kann mich nicht beklagen, denn alle Jungs, die in der Band waren, sind super Charaktere gewesen und mit jedem habe ich immer noch Kontakt. Sagen wir es mal so: Die dritte Phase der Band ist auch die reifste Phase und das hört man dem neuem Album deutlich an, denke ich.
RockTimes: Was ist eigentlich mit Valley's Eve? Diese existieren doch offiziell noch, oder? Aber sie sind im Pausemodus sozusagen?
Roberto: Valley's Eve gibt es noch, nur liegen sie momentan auf Eis, da ich mich nicht vierteilen kann: Vorrang hat Mystic Prophecy, danach der Rest. Für Valley's Eve stehen schon 11 fertige Songs da, aber das Problem ist die Zeit, die wir nicht haben, um das Teil fertig produzieren zu können. Wir werden versuchen, nächstes Jahr vielleicht das Ganze in Angriff zu nehmen.
RockTimes: Wenn wir schon über andere Bands sprechen, Mystic Prophecy werden gerne mit Iced Earth verglichen.
Roberto: Wie bitte??? Iced Earth sind nicht halb so brutal im Riffing wie Mystic Prophecy (lacht). Ich habe noch niemand gehört, der uns mit Iced Earth verglichen hat - keinen!!
[Der Gute hat offensichtlich hier noch nicht reingeschaut - die Redaktion]. Die Jungs haben 'ne ganz andere Art was das Musizieren betrifft, das hat mit Mystic Prophecy nichts zu tun. Ich finde, wir sind nicht unbedingt eine Band, die man sehr leicht in eine der Schubladen reinhaut mit dem Stempel: 'Die Band klingt wie X, Y oder Z'.
RockTimes: Ist das Deine Meinung, insbesondere weil Jon Schaffer doch schon etwas umstritten ist?
Roberto: Jon Schaffer macht sein Ding und wir unseres. Der Knabe ist ein sehr guter Musiker und hat mit seiner Band sehr gute Scheiben auf den Markt gebracht. Also kann und will ich ihn nicht kritisieren, denn er hat den Weg genommen, den er für richtig hält. Ich sage immer, leben und leben lassen. Die Jungs haben sehr viel geleistet für den Heavy Metal, darum sollte man sie in Ruhe lassen und hoffen, dass sie noch ein paar gute Scheiben abliefern.
RockTimes: Euren Bezug zur US-Szene habe ich ja gerade erwähnt. Wie seht ihr die Szene dort im Vergleich zur deutschen? Wie ordnet Ihr Euch selbst ein?
Roberto: Es kann sein, dass wir einen Touch Ami-Metal in uns haben, von der Art des Riffings, aber das heißt nicht, dass es schlimm ist. Das kommt einfach aus uns so raus. Die Ami-Szene ist ok, aber ich finde, dass die besseren Bands aus Europa kommen, vor allem aus Schweden. Die Burschen da oben haben ein Mega-Talent und werden vom Staat sehr gepusht, ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo du als Metal-Musiker eher gekreuzigt wirst.
Wie ich Mystic Prophecy einordne? Das überlass ich lieber den Fans, die auch die CD kaufen und auch dafür die Freiheit haben, uns einzuordnen. Ich denke, das wir 'ne 'In-Your-Face-Metal-Band' sind - ohne Kompromisse.
RockTimes: Nun etwas mehr zu "Fireangel".
Es ist leider nichts Seltenes heute, dass Promos Voice Overs enthalten. Ich verstehe ja auch, dass die Songs nicht vorher im Internet auftauchen sollen, dennoch stört mich das sehr im Hörgenuss. Hier müssen dann alle darunter leider, dass es schwarze Schafe gibt. Mir käme es überhaupt nicht in den Sinn, irgendetwas online zu stellen.
Ziemlich seltsam fand ich, dass mir auch ein Song in dieser Form auf Eurer MySpace-Seite aufgefallen ist. Nun, immerhin können dann auch mal 'nichtbemusterte' Hörer erfahren wie das ist...
Was meint Ihr zu der ganzen Thematik?
Roberto: Diese Thema ist sehr heikel. Der eine sagt so, der andere so. Ok, klar ist es Scheiße, wenn beim Hören der Musik zusätzlich eine Stimme was zwischen rein labert, aber es hat sich in der Vergangenheit bewiesen, dass es Leute gibt, die originale Promos bei eBay verkaufen, vor allem wenn die CD erst nach zwei Monaten auf den Markt kommt. Wie soll sich sonst ein Label und dessen Bands schützen? Jeder lädt Musik aus dem Netz runter und kauft sich keine CDs mehr. Ich finde, das ist nicht ok, wenn man so was macht, denn das ist Betrug und vor allem der Tod jeder Band, was den Verkauf betrifft. Auf unserer MySpace-Seite haben wir das genau so gemacht wie auf der CD - mit Voice Overs, denn du kannst überall ohne Probleme runterladen. Man muss versuchen wie es machbar ist, den Leuten die downloaden das Ganze ungenießbar zu machen, um eben den CD-Kauf wieder anzukurbeln, und nichts runterzuladen für Umme. Wie gesagt, Brennen ist Mord und wenn das so weiter geht, können die Labels bald alle dicht machen - und die Bands können dann ebenfalls alles knicken …
RockTimes: Eine ähnliche Frage habe ich schon ein Mal gestellt, bei einer Band, die jahrelang bei Nuclear Blast war und jetzt bei Massacre.
Ihr habt vor drei CDs schon gewechselt, dennoch stelle ich auch hier etwas verwundert fest, dass im aktuellen Nuclear Blast-Prospekt "Fireangel" exklusiv mit Bonus-T-Shirt angeboten wird. Anscheinend gibt es keine nachträglichen Reibungspunkte mit der Ex-Firma. Von welcher Seite kam die Idee?
Roberto: Wir haben noch nie Probleme mit Nuclear Blast gehabt. Wir haben dort drei CDs gemacht und sind dann eben bei einem anderem Label gelandet. Nuclear Blast ist das Label das Mystic Prophecy groß gemacht hat, also werde ich jetzt nicht raus gehen und irgend etwas Schlechtes erzählen, das ist nicht meine Art. Außerdem, man sieht sich immer zweimal auf diese Erde und alles Ungerechte, was man mal macht, kommt wieder zurück.
Die Aktion mit den Special und Shirt macht Nuclear Blast oft, aber nur mit den Bands von denen sie denken, dass die auch ein gutes Album abgeliefert haben und an das Album auch glauben. Ich finde es geil, wenn Bands und Labels zusammen arbeiten und nicht gegeneinander.
RockTimes: Leider haben Promos keine Texte dabei, so dass ich diese auch nicht lesen konnte. Es handelt sich wohl um eine Fortsetzung des Konzeptes und der Feuerengel ist Luzifer. Erzählt doch mal etwas mehr darüber, den Inhalt und wie Ihr darauf kamt (ich kann mich an die Aussage erinnern, dass Drachen zu klischeehaft sind… aber sind sie nicht auch übernatürliche Wesen, die Feuer spucken können)?
Roberto: Nein, der Feuerengel ist nicht Luzifer sondern du und ich (lacht). Der Titel passt zum Cover und zu ein paar Songs, die ein kleines Konzept sind! Seitdem der Mensch seinen Fuß auf die Erde gesetzt hat, geht es bergab auf unserem schönen Planeten. Für mich wird die Apokalypse nicht durch den Feuerengel kommen, wie es in der Bibel steht! Für mich ist jeder von uns ein kleiner Feuerengel, denn jeder von uns leistet auf seine Weise seinen Beitrag, um diese Welt zu zerstören. Jeder von uns ist ein Feuerengel, der auf die Welt kommt und zerstört auf seine Weise sein Umfeld. Und wenn seine Zeit abgelaufen ist und er stirbt, zerfällt er wieder zu Staub.
RockTimes: Vertiefen wir das Ganze noch etwas. Welche Bücher oder Filme dienten zur Inspiration für Eure Texte?
Was sind davon unabhängig Eure Lieblingsbücher und Filme?
Roberto: Hmmmm, ehrlich gesagt brauche ich keine Bücher um inspiriert zu werden. Mit dem Ganzen, was auf diese Welt so passiert, hat man mehr als genug an Stoff, an dem man schreiben kann. Ich schreibe lieber über die Probleme, die wir als Menschen jeden Tag zu bewältigen haben, um weiter zu kommen - als irgendwelche Bücher zu lesen, die nur Bullshit erzählen.
RockTimes: Blicken wir zum Schluss noch etwas in die Zukunft. Zum Zeitpunkt des Beantwortens habt ihr schon Eure Release-Partys hinter Euch. Wie sind diese gelaufen, wie waren die ersten Fanreaktionen auf "Fireangel"? Mit welchem Gefühl blickt ihr in die Zukunft mit dieser Scheibe im Gepäck?
Roberto: Bei allen Shows war die Hölle los. Wir sind happy, dass so viele Fans an uns glauben und unsere Musik lieben. Vor zwei Tagen haben wir erfahren, dass wir sogar die deutschen Charts geknackt haben und auf Platz 77 gelandet sind. Das ist für 'ne Metal-Band geil, denn so zeigt man, dass nicht nur so 'Pussy-Musik' gut verkauft wird, sondern auch harter Stahl es noch in die Charts schaffen kann. Das zeigt uns auch, dass die Szene noch sehr stark ist. Die Zukunft wird zeigen, wie weit die Band noch kommt. Wir werden noch auf ein paar Festivals spielen in diesem Jahr, und dann ab Oktober auf Tour gehen als Support. Mit wem und alles Übrige werden wir bald bekannt geben. Ein Mega-Danke an alle unsere Fans, die uns die ganzen Jahre unterstützt haben - danke und wir sehen uns on tour.
RockTimes: Mit den besten Wünschen für viel Erfolg und dem Erreichen Eurer Ziele will ich nun das Interview abschließen und mich für die Mühe und investierte Zeit bedanken.
Roberto: Vielen Dank - wir danken Euch für das Interview, denn damit gebt Ihr uns die Möglichkeit, noch einen Schritt näher an unsere Fans zu kommen. Danke!
Wir danken Tom Hack von Massacre Records, der uns das Gespräch mit Roberto Dimitri Liapakis ermöglicht hat.
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