Mystigma / Andagony
Andagony Spielzeit: 55:28
Medium: CD
Label: Echozone, 2010
Stil: Gothic Rock

Review vom 28.10.2010


Boris Theobald
Es ist düster und es poltert, es geht tierisch ins Ohr und es ist wirklich nicht schlecht. Ob es nachhaltig beeindruckt, was der Goth-rockende Vierer hier auf Platte gepresst hat, das sei mal dahingestellt. Der Bandname 'Mystigma' bringt einen auf jeden Fall schon mal auf die richtige akustische Fährte. Die Band, die schon seit vielen Jahren unter dem Namen Tears Of Mystigma Alben aufgenommen und sich erst 2005 knackig verkürzte, macht Gothic Rock wie aus dem Lehrbuch.
Tiefschwarze, grottendüster grollende, harte Riffs geben die Richtung an. Keyboards kommen zwar massig vor, aber sie mischen sich nicht in die Grundgerüste der Songs ein, sondern gestalten 'nur' die Atmosphären - das aber ziemlich gelungen. Ein paar Streicher- oder Orgelsounds hier, ein kontrastierendes hohes Klavier da, auch mal eine geheimnisvolle Glockenspielmelodie. Fast durchgängig spielen zudem Computersamples eine Rolle, die den gitarrendominierten Klang flankieren, aber - glücklicherweise - nie die elektronische Dimension überbetonen.
Hier und da schlingern Mystigma somit nochmal gerade so am Depeche Mode-Klang vorbei ... nur mit knirschenden Zähnen sei dieser Name hier mal eingeworfen, um Stücken wie "Visions Incomplete", "I Steal Your Light" oder "Worlds Collide" die gelbe Karte zu zeigen - das war knapp! Zum Glück haben Mystigma aber auch bei atmosphärischen Flachschüssen wie diesen zumindest noch die Härte, die sie abgrenzt von 'Dark Wave' oder wie auch immer man elektronisch-unrockiges Gruftie-Gewabere auch fachlich korrekt bezeichnen mag.
Aber wenden wir uns den Sonnenseiten der schattigen Musik zu! Zu den Stärken des Album zählt mit Sicherheit schon mal der Opener "Quicksand", der den Hörer mit seinen richtig krachenden Riffs - straight, und doch auch mal rhythmisch angeschnitten - ordentlich gegen die Wand presst. Das folgende "Antagonist Of Fear" legt noch eine Schippe drauf, erzeugt durch seine spannungsgeladene Hookline zusätzlich ein Gefühl angenehm fesselnder, schauriger Bedrängnis. Der ohnehin inbrünstigen Gesang wird im Refrain in jeder zweiten Zeile technisch vervielfacht - das sitzt!
Auch das überdurchschnittlich bombastische "Close To You" mit einer hypnotischen und dabei überraschend flotten Riff-Walze auf der einen und mysteriös-atmosphärischen Einschüben sowie markantem B-Part auf der anderen Seite überzeugt ohne Eingewöhnungszeit und ist ein gutes Beispiel für die richtig krachende Produktion des Albums. "Irony Of Fate" und "You're Not Real" gehören mit ihren sehr eingängigen, aber unspektakulären Ohrwurm-Melodien in die etwas gehobene 'Durchaus-Hörbar-Kategorie'.
Und da stößt "Andagony" auch an die Grenzen seiner Außergewöhnlichkeit. Wirklich gut zu hören, ordentliche Melodien, gut produziert ... gar keine Frage, da kann sich der gemeine Düster-Rocker kaum 'verkaufen'. Qualitätsmindernde Querschläger sind auf der Tracklist auch nicht zu finden; nach oben sogar ein paar starke Ausschläge - Favoritenaspirant ist "Close To You". Was fehlt sind Überraschungseffekte, Ecken und Kanten. Man weiß schnell, was noch kommt; die Melodien sind okay, aber auch nicht zum Ausdrucken und an die Wand pinnen. Alles hörenswert - das Haltbarkeitsdatum der musikalischen Eindrücke ist aber begrenzt.
Line-up:
Torsten Bäumer (vocals)
Jörg Bäumer (guitar, keyboards, programming)
Stephan Richter (bass)
Jens Meier (drums)

Guest musician:
Ellina Hell (vocals - #3,9,13)
Tracklist
01:Quicksand (4:40)
02:Antagonist Of Fear (4:14)
03:Vision Incomplete (3:45)
04:No God Knows (3:49)
05:Close To You (4:19)
06:Never Seen Before (5:17)
07:Irony Of Fate (4:05)
08:You're Not Real (4:08)
09:Until It Ends (4:06)
10:I Don't Need You (4:08)
11:I Steal Your Light (4:22)
12:Worlds Collide (4:24)
13:In Deine Hand (Bonus Track) (4:04)
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