Mythos / Grand Prix
Grand Prix Spielzeit: 44:37
Medium: CD
Label: Sireena Records (Sky Records), 2013 (1981)
Stil: Electronic


Review vom 12.07.2013


Markus Kerren
Hatte es Mythos-Mastermind Stephan Kaske gegen Ende der siebziger Jahre aufgegeben, weiterhin im Band-Format Musik zu machen, so verpflichtete er für das im Jahr 1980 erschienene Album Quasar zumindest für die Hälfte der Songs noch einen 'menschlichen' Schlagzeuger zur Untermalung seiner Electronic-Sounds. Konsequenterweise verzichtete er aber im darauf folgenden Jahr und die hier zu besprechende Scheibe "Grand Prix" sogar auf einen solchen und beschloss, sein Soloding ab sofort vollkommen autark durchzuführen.
Aber nicht nur deshalb ist die zweite (und letzte) Platte für das damalige Label Sky Records von Günter Körber erneut ganz anders ausgefallen. Denn interessanterweise findet man auf den (inklusive der beiden Bonustracks) insgesamt zehn Stücken sogar so etwas wie Gesang. Das soll jetzt auch keinesfalls abwertend klingen, nur wurden die vokalistischen Einsätze Kaskes selbstverständlich ebenfalls (meistens) durch verschiedene Effektgeräte gejagt, sodass man hier von Gesang im herkömmlichen Sinn natürlich auch nicht reden kann. Trotzdem, ist mal wieder was anderes...
Zum allerersten Mal ist diese Mythos-Scheibe (entgegen allen dreißig anderen) auf CD erschienen und vervollständigt somit den Backkatalog Kaskes. Nun stellen die (im zugehörigen Booklet übrigens abgedruckten) Texte der Songs zwar keine echte Offenbarung dar, aber der Fokus lag natürlich auch wo ganz anders. Richtig klasse kommt übrigens auch wieder das Flötenspiel des Protagonisten (zum Beispiel bei "Bermuda Dreieck"), das als Gegenpol zu den analogen Tastensounds zwei scheinbar nicht zusammen passende Welten aufeinander prallen lässt.
Dass Kaske, der neben seiner eigenen Musik auch immer wieder für Funk und Fernsehen arbeitete, ein Tüftler vor dem Herrn ist, dürfte mittlerweile bekannt sein. Und auch bei der Produktion für "Grand Prix" ging er wieder akribisch ans Werk. Obwohl diese Platte aufgrund der Nummern mit oder ohne Vocals sozusagen zweigeteilt ist, kann man auch hier kaum einzelne Stücke herausheben, da es wie bei allen Mythos-Platten auch bei dieser Scheibe so ist, dass alle Tracks in sich geschlossen sind und das Gesamtbild ergeben..
Mit gerade mal 33 Minuten Spielzeit war das damalige Album zeitlich natürlich etwas dünn besiedelt, so dass für diese CD-Ausgabe mit zwei Bonus Tracks nachgeholfen wurde, um das Ergebnis diesbezüglich etwas freundlicher zu gestalten. Und sowohl "Rockwärts" wie auch "Mellotron Mystique" fügen sich nahtlos zu den acht Original-Stücken ein. Gibt es ein schlechtes Mythos-Album? Also, mir ist bisher noch keines untergekommen und ich spreche hier immerhin von einer Zeitspanne (der mir bekannten Alben) von 1976 bis 2012.
Um ganz ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass mir "Quasar" eine Spur besser gefallen hat als die vorliegenden zehn Tracks. Was aber beileibe nicht heißen soll, dass "Grand Prix" ein Reinfall wäre. Etwas klinischer, steriler wirkt es auf mich, was aber sehr wahrscheinlich an dem fehlenden Drummer und den verfremdeten Vocals liegen mag. Dennoch wird auch hier wieder eine knappe dreiviertel Stunde coole Electronic-Musik geboten, die allen Freunden dieses Sounds vermutlich runtergehen wird wie Öl. Aber die wissen sowieso schon ganz genau, was sie an der Musik Stephan Kaskes haben.
Line-up:
Stephan Kaske (all instruments and voices)
Tracklist
01:Grand Prix
02:Transamazonica
03:Transatlantik Non-Stop
04:Video
05:Jet Set
06:Bermuda Dreieck
07:Robot Secret Agents
08:Mayday
09:Rockwärts (Bonus Track)
10:Mellotron Mystique (Bonus Track)
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