Spielzeit: 60:11 Medium: CD Label: Heartmoon Records 2004/2006 Stil: R&B'n'Rock Review vom 31.08.2011 Ulli Heiser

Rock aus den Tiefen des Frankenwaldes, gepaart mit einer Rhythm & Blues-Attitüde, serviert uns die Rudi Madsius Band auf ihrem neuen Album "Across The Board". Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Perfektion diese Band zu Gange ist. Sei es die atemberaubende Klasse der beteiligten Musiker, die ausgefeilten Arrangements oder die lupenreine Produktion.
Man höre sich bloß einmal "Rattle My Brain" an: Hammer-Chords knallen regelrecht aus den Lautsprecherboxen und zeigen stellvertretend, dass da jemand sein Handwerk versteht.

Fast alle Instrumentenposten sind doppelt besetzt und dadurch ist zu jeder Zeit eine ungeheuere Verve am Brodeln. Selbst in den ruhigen Stücken, wie z. B. "The Music Is Still In The Air" (und wie sie das ist!) ist alles Mögliche getan, um bei jedem Durchlauf neue Feinheiten herauszuhören. Über allem thront natürlich die unnachahmliche Stimme des Namensgebers der Band, Rudi Madsius. Fast schon unheimlich, wie nah, wie unheimlich nah er der Stimme des großen Van Morrison kommt. Durch die Bläser im Line-up rückt die Band noch näher an das große Vorbild. Zumindest nehme ich an, dass Van in der Liste der 'Ideengeber' oder 'Heroes' ziemlich weit oben steht.

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass diese fränkische Formation selbst Vorbild sein sollte bzw. sein kann. Deutsche Bands dieser Güteklasse in diesem Genre sind mindestens selten und wahrscheinlich noch seltener in dieser durchgehenden Qualität zu finden. Eigentlich halte ich wenig von Jammern darüber, wie in der heutigen Medienwelt neue 'Stars' per Casting, Werbung sowie massenkaufanregenden Gigs in majorkinischen Sauftempeln hochgepusht werden. Soll jeder hören und mögen, was er mag. Und anscheinend kommen da ja Zwei zusammen, die zusammen passen!
Aber es ist schon eine Schande, dass sich 'richtige Musiker' den Arsch in Clubs abspielen müssen (so sie Auftrittsorte finden), während sich epileptisch bewegende Jammerlappen und gut bestückte Heulbojen in monetärem Erfolg sonnen. Wie immer gilt: Ausnahmen mag es geben und von denen ist hier nicht die Rede.

Nun aber weiter mit den Leuten, die in ihrem Metier den Meisterbrief an der Wand hängen haben. Tracks besonders hervorzuheben ist hier nicht angebracht, aber ein paar will ich doch noch namentlich erwähnen. "Stan" ist eine Hommage an Stand Webb und ein Boogie-/ Blues Rock-Kracher vor dem Herrn. Mit zwei Gitarren widr gerockt, was das Zeug halt und wenn die Bläser ihre 'einfliegenden' Einsätze haben, geht in Mallorca das Licht aus, ob dieser treibenden Kraft. Und auch hier ist gekonnt abgemischt - die Sologitarre drängt nicht in den Vordergrund, sondern ordnet sich der Gruppendynamik unter. "Fly Away" ist ruhig und versprüht den Charme einer jazzigen Clubnummer. Das hat höchstes Format. Wie auch das einzige Cover auf diesem Album, "Shining Star". Jammig, leichter Reggae-Einschlag - einfach toll diese äßerst groovige Interpretation. (Schauen ob Jerry Garcia usw.)

Stilwechsel: "Listen Johnny" erinnert aber so was an Tin Lizzy Stimmfärbung, ja gar die Betonung der Worte ist eindeutig nicht amerikanisch. Mein lieber Schwan! Ich kann jedem, der im Radius der Bandauftritte lebt, nur empfehlen, sich die Rudi Madsius Band einmal 'anzutun'. Normalerweise muss man für Musik dieser Klasse, horrende Eintrittspreise zahlen. Was für fränkisches Bier gilt, gilt auch für diese fränkische Gruppe: Vom Allerfeinsten!
Udo sang dereinst »Rudi Ratlos, heißt der Geiger…«. Ich sage: Rudi Madsius heißt der Mann, der mit seiner Band deutschem Rock internationale Qualität in jeder einzelnen Note attestiert. Wäre Van Morrison Deutscher, er würde Rudi heißen. Die Tipp-Grafik ist obligatorisch und nicht zu verhindern.

Line-up:
Rudi Madsius (guitar, vocals)
Klaus Brandl (guitar,lap steel)
Jürgen März (guitar, vocals)
Peter Tobolla (bass)
Klaus Braun-Hessing (drums)
Evert Fratermann (drums)
Udo Schwendler (woodwins, brass, accordion, keyboards, sax)
James T. Durham (sax)
Volker Graf (keyboards)