Rudi Madsius Band / You Know My Name
You Know My Name Spielzeit: 60:05
Medium: CD
Label: Heartmoon Records/Bellaphon, 2009
Stil: Rock'n'Blues


Review vom 23.02.2011


Ulli Heiser
"You Know My Name". Nein. Zumindest nicht bis vor ein paar Tagen. Da flatterte mir dieses Album von Rudi Madsius nämlich ins Haus. Der Franke war mir bis dato unbekannt und leider ist das Album bereits aus dem Jahr 2009. Wäre es aus 2011, dann mit der Sicherheit eines Vaterschaftstestergebnisses 'mein Album des Jahres'. Und "On Friday Nights" gleich noch Song des Jahres. Nun bleibt mir nur noch übrig, den Künstler als 'meine Entdeckung des Jahres' zu benennen. Und dabei macht Rudi seit 45 Jahren (ab 15) Musik. Wieso die fränkische RockTimes-Dependance diesen Musiker und seine Band noch nicht erwähnt hat, gibt mir Rätsel auf.
Schaut euch mal das Line-up an. Das normale nur; bereits dort hat es drei Gitarren, drei Bässe, zwei Schlagzeuge und zwei Keyboards. Und nun addiert die Verstärkung der Gastmusiker! Hinzu kommt eine Bläsersektion vom Allerfeinsten. Und trotzdem ergibt das keinen instrumentalen Overkill. Nein, alles ist bis ins letze Noteneckchen perfekt austariert. Da passt und stimmt einfach alles. Auch die englischen Lyrics. Kein rollendes r, kein denglisch. Und das Songwriting erst: Die Band um Rudi Madsius ist eins mit den Kompositionen und entführt den Hörer mit auf die virtuelle Bühne.
"So You Know You Got Soul". Ja, jetzt weiß ich es. Dieser leicht angefunkte Soulblizzard ist ein furioser Opener dieses Werkes. In die gleiche Kerbe schlägt auch "They Call Him Jack". Klasse die Bläser, die der Nummer den nötigen Drive mitgeben. Ganz anders "Funny", auch sehr soulig, aber zurückgenommen und gefühlvoll. Die Gitarren wimmern, Rudi, halb im Sprechgesang. seinen Kummer in die Welt werfend. Meine Güte, das kann der Herr Morrison nicht besser.
Wer Van Morrison ist, das wissen wir. Aber wer ist Rudi Madsius? Die beiden verbindet etwas. Vorab schnell die Pflicht, etwas über Rudi zu schreiben. Genauer ist das bitte auf der Bandsite nachzulesen. Die Stationen in seinem musikalischen Leben heißen: Soulflower, St. James Assocation und Cry Freedom. Letztere eröffneten für Steve Marriott und Free. Keine schlechte Referenz, gell?
Die Verbindung zwischen Morrison und Madsius ist ganz einfach die Stimme. Die ist im Prinzip identisch; Tonlage, Ausdruck, Timbre, alles halt. Herrlich, wie er das z. B. in "Never Gonna See You Again" beweist. Dazu heulen die Lap Steels, das Sax klagt, die Percussion lädt zum Mitklopfen ein. Zu weiteren stimmlichen Hochleistungen komme ich noch ... Erst mal die musikalische Bandbreite, die es auch in sich hat: Soul, Rock, Blues, Tex Mex und nun, bei "Island" auch noch Reggae. Reggae mit Gebläse, Lap Steel und dieser Van-Stimme. "Time!" mit rhythmischen Wah Wah-Sequenzen im typischen 70er Sound, rollende Keyboardsounds inklusive oder "Hook, Line, Sinker", das im
T. Rex-"Get It On"-Stil startet, dann aber schnell in Richtung Stones wechselt, wobei wir wieder bei den stimmlichen Fähigkeiten Rudis sind. Er kann nämlich auch wie Jagger klingen.
Oder - und das haut mich auch um - wie Sam Cook bzw. so, wie die Sänger dieses Genres damals klangen. "That's Heaven To Me" ist ja von Mr. Cook. Übrigens einer der drei Coversongs dieser Platte. Klasse, wie die Band diesen schaukelnden Rhythmus hinbekommt, dazu geigt die Violine und vor dem geistigen Auge sieht man die big mamas, wie sie im Takt von links nach rechts schaukeln. Hammer! Das zweite Cover heißt "Old Town" und transportiert dieses typische Phil Lynott-Feeling. Das dritte stammt von Henry Mancini. Genau, der. Da wagen sich nicht viele dran, weil das schnell in die Hose gehen kann. Nicht so in vorliegendem Fall. Das Akkordeon eröffnet im Dylan'schen Harp-Stil. Ich kenne das Original nicht, wäre es aber so, wie es von der Rudi Madsius Band interpretiert wird, dann würde ich diese stimmungsvolle Nummer sicherlich kennen.
Drei Fremdtitel also, alles andere sind Eigennummern. Meistens stimmlich mit diesem großen nordirischen Sänger zu assoziieren. Das kann Fluch oder Segen sein. Als Sänger so ein Organ zu haben ist ein Segen. Leicht könnte man aber in die Ecke, Cover- bzw. Tributband gestellt werden. Wahrscheinlich aus diesem Grund ist es so, dass die Band auf Konzerten eigenes Material spielt. Und das ist gut so, denn das Material ist von allerbester Güte. Rudi schreibt und komponiert so genial, wie er singt. Allerdings, aber nur auf Anfrage, veranstaltet die Truppe auch Tribute-Shows. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich das einmal erleben. Ich bin sicher, bei einem Blindtest wäre es sehr schwer, Original und Kopie auseinander zu halten.
Nun zu 'meinem Song' "On Friday Night". Ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll. Der Trackbeginn - ist es was österreichisches (man erwartet jeden Moment, dass Hans Moser zu granteln beginnt), oder doch eher mexikanisch? Jedenfalls ist es ein Trinklied. Und dieser Schunkelrunde möchte man gerne beiwohnen. Wenn die Trompete Farbtupfer setzt, die Lap Steel jammert, die Geige so schön quietscht. Und sie setzen einen drauf, indem der letzte Vers in bekannter Sprache daherkommt und meine Eingangsfrage somit beantwortet ist:
»Erst aus wird sein ...
Mit ana Musi und am Wein
Dann pack' i langsam die sieben Zwetschgen ein«
.

Ja Rudi, mit dir möchte ich auch mal einen trinken ... Franken: Was hat mir der RockTimes-Franke nicht schon alles kredenzt? Viele leckere Biere aus kleinen Hausbrauereien, Bocksbeutel, Blaue Zipfel ...
Aber den Rudi, den stelle ich dir nun vor. Da werden wir noch drüber reden müssen. I mächad maana, du braugsd aweng an am Baggng.
Ansonsten: Volle Uhrenzahl und Danke an Barry von Concert Productions LTD, Berlin, der uns dieses Album zugesendet hat.
Line-up:
Rudi Madsius (guitar, vocals)
Klaus Brandl (guitar, lap steel)
Jürgen März (guitar)
Helmer Körber (bass)
Klaus Braun-Hessing (drums)
Evert Fratermann (drums)
Volker Graf (keyboards)
Udo Schwendler (woodwinds, brasses, acordion, keyboards, sax, acoustic bass)
James T. Durham (sax)
Peter Tobolla (bass)

Guest Musicians:
Stass 'Morozow' (sax)
Jochen Sauter (guitar)
Christian 'Schlot' Preising (guitar, backing vocals)
Matthias Wellner (trumpet)
Christian Herzberger (violin)
Keili Keilhofer (guitar)
Olli Stangl (pedal steel)
Joe Frauenknecht (percussion)
Andrea Schwanzer (backing vocals)
Tracklist
01:So You Know You Got Soul (4:07)
02:Funny (5:44)
03:Younger Now (4:29)
04:Old Town [Phil Lynott](3:50)
05:Hills Of Yesterday [Henry Mancini](3:38)
06:Never Gonna See You Again (3:41)
07:Island (5:09)
08:Time! (3:30)
09:They Call Him Jack (3:26)
10:Hook, Line, Sinker (3:46)
11:Joe's Song (3:53)
12:Your Smile (5:02)
13:On Friday Nights (6:04)
14:That's Heaven To Me [Sam Cook]
Externe Links: