Ryan McGarvey
10.06.2011, Blues Moose Café, Groesbeek (NL)
Blues Moose Cafe Ryan McGarvey
BluesMoose Café , Groesbeek (NL)
10. Juni 2011
Stil: Blues Rock



Artikel vom 15.06.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Ryan McGarvey Der noch so junge Ryan McGarvey ist auf seiner ersten Europa-Tournee und RockTimes war beim allerersten Auftritt des schon mit so vielen Preisen ausgezeichneten Amerikaners aus New Mexico. Mit seinem Album Forward In Reverse hat der Guitarslinger nicht nur in unserem Magazin für Aufsehen gesorgt. Viele Kritiker sprechen, bezogen auf seine Musik, bereits von einem eigenen Stil. McGarvey hat schon mit vielen großen Künstlern der Musik-Szene auf der Bühne gestanden und nun steht der Gitarrist als Headliner auf dem europäischen Live-Prüfstand.
Ryan McGarveyDie Leute vom engagierten BluesMoose Radio mussten für dieses Konzert die Location wechseln, weil es in der Stammkneipe Café De Komm eine schon seit langem gebuchte Feierlichkeit gab. Die Blues-Fans konnten als Ziel weiterhin Groesbeek anvisieren, nur musste De Linde angesteuert werden. De Linde ist ein riesiger Veranstaltungsort, in dem man sich echt verlaufen kann. Das Konzert fand im gemütlichen Saal 'De Nachtwacht' statt. Die Bedienung hinter der ellenlangen Theke war sehr flott und die leeren Gläser sowie Flaschen wurden zügig eingesammelt. Über den Service konnte man in keiner Weise meckern.
Zum überwältigenden Konzert: Die Setpause ausgenommen, spielte die Band drei Stunden und fünfzehn Minuten. Hammer! Was sich in dieser bewerkenswert langen Spielzeit abspielte, war gigantisch. Nicht nur mich erinnerte es an die ersten, sehnsüchtig erwarteten Auftritte von Joe Bonamassa in Europa und seine weitere Entwicklung. Musikalisch war Ryan McGarveys eigener Blues aber nur phasenweise mit Bonamassa zu vergleichen.
Ryan McGarveySchon der Beginn entwickelte sich zu einem Slide-Guitar-Festival über mehr als zehn Minuten. Das Bottleneck wurde zum Glühen gebracht und bereits in den ersten Minuten war klar, welche Bedeutung ein Power-Trio hatte. Leider kam das Metallröhrchen nicht mehr zum Einsatz und lag bis zur Pause einsam auf den Brettern. Der Bassist Justin McLaughlin zupfte einen fünfsaitigen Tieftöner und war damit stets sehr melodisch unterwegs. Im Gegensatz zum Protagonisten hatte er nur einen Quadratmeter der großen Bühne gemietet. Der Schlagzeuger Mike Chavez hatte einen großartigen Beat und legte auf einen ordentlichen Beckeneinsatz Wert.
Ryan McGarveyGleich danach zeigten McGarvey & Co., was sie unter Rock'n'Roll verstanden. Als Live-Angelegenheit war das Instrumental "Texas Special" so etwas wie ein Tornado. Der Wirbelwind tobte, dann kam man ins Auge der Ruhe und mit Drum-Double Bass sowie verdammt guten Gitarren-Effekten ging es abermals in einen stürmischen Teil. Unglaublich, was die Combo alles als Verneigung vor Stevie Ray Vaughan in einen Rock'n'Roll-Koffer packen konnte. McGarvey signierte meine CD mit den Worten: »Keep Rockin' The Blues«
Genau diese Zeilen sollten auch das Motto des Gigs sein. Ein wahrer Ohrenschmaus waren die immer wieder dramaturgisch perfekt aufgebauten psychedelischen Gitarren-Ausflüge eines McGravey. Der Mann spielte in den höheren Sphären und die Rhythmusabteilung verlegte das Erdungskabel. Nach zwei Songs konnte man erahnen, wann der junge Mann zu seinen wunderschön ausgeschmückten Soli bereit war. Entweder ging er zwei bis drei Schritte hinter das Mikrofon oder er bewegte sich in die Bühnenmitte.
Ryan McGarveyNach Stücken mit Highway-Qualität und ausgiebiger Spielzeit befand man sich plötzlich ohne Probleme auf dem privaten Wanderpfad des Blues. Der 12-Takter in der langsamen Auslage war ebenfalls ein Genuss nicht nur für die Ohren, denn es machte auch ungemein viel Freude, dem Mann bei seiner schweißtreibenden Arbeit zuzusehen. In seinem Gesang konnte man ebenfalls kein Sandkorn finden und auch beim Slow Blues spielte McGarvey sich in die Herzen der Zuschauer. Bis auf zwei Nummern wurde das Publikum ausschließlich mit Eigenkompositionen verwöhnt. Seine persönliche Verneigung vor Jimi Hendrix hatte, in Anlehnung an "Hey Joe" den Titel "Hey Jimi". Dabei tauchte McGarvey in selten gehörte Klang-Modulationen ein und nahm die Anwesenden mit auf seine Reise in himmlische Kreise. Ein Blick in die Gesichter machte deutlich, dass seine Aktionen von vielen mit geschlossenen Augen genossen wurden.
Ryan McGarveyDieser erste europäische Live-Auftritt von Ryan McGarvey machte uneingeschränkt klar, dass seine bisher einzige Platte "Forward In Reverse" nur in Ansätzen verdeutlichte, zu welchen meisterlichen Taten dieser junge Mann im Stande ist. Die Bühne scheint seine Welt zu sein. McGarvey ließ seine Musik sprechen. Zwischen den langen Stücken hatte er ein nettes »Thank you« parat, aber mehr war es dann auch nicht. Nach ungefähr eineinhalb Stunden war eine wohlverdiente Pause angesagt und stante pede befand sich der Gitarrist am belagerten Verkaufsstand, signierte CDs und war für jeden Smalltalk aufgeschlossen.
Nach einem Blues-Power-Stück zeigte sich der Mann plötzlich in einem anderen Gewand, denn ausnahmsweise gab er in aller Kürze eine Melodic Rock-Nummer zum Besten. Das folgende "Blue Eyed Angel Blues" war eine weitere Großtat und als McGarvey einen John Lee Hooker-Song ankündigte, forderten viel Zuschauer durch Zuruf "Boom Boom", doch es war dann letztendlich "I'm In The Mood". Das passte wie die Faust aufs Auge, denn die Musiker waren in einer höllischen Spiellaune.
Ryan McGarveyDie Zugabe war dann eine gefühlte halbe Stunde lang. "If Six Was Nine" lautet das Thema der auditiv-visuellen Begierde. Mike Chavez trommelte zeitweise eine Marsch-Groove und die Frage, wann auch die beiden Rhythmus-Leute zu ihren Soli kamen, wurde in diesem Stück beantwortet. Respekt für das, was zunächst Chavez und dann McLaughlin drauf hatten. Das Grande Finale war dann eines des mit unzähligen Highlights gespickten Gigs. McGarvey spielte sein Arbeitsgerät unglaublich lange hinter dem Kopf und brachte die Saiten mit den Zähnen zum Schwingen. Dann befreite er die von Gebrauchsspuren gezeichnete Fender Stratocaster vom Tragegurt und mit vielen Soundeffekten, die vor den Verstärkern sowie Effektgeräten erzeugt wurden, lag die Gitarre schlussendlich hinter dem Bodenequipment und McGarvey bediente dem Wibbelstab mit dem rechten Schuh und die Spitze des linken Schuhs sorgte dafür, dass die Saiten in Schwingungen gehalten wurden. Die letzten Töne gehörten dem vereinsamt-jauleneden Sechssaiter.
In der Setpause merkte eine Zuschauerin sinngemäß an, dass McGarvey jetzt schon viele ihrer Lieblings-Gitarristen links überholt hat. Schlussbemerkung: Wer ihn verpasst, hat etwas verpasst.
Line-up:
Ryan McGarvey (guitar, harmonica, vocals)
Justin McLaughlin (bass)
Mike Chavez (drums)
Ryan McGarvey     Ryan McGarvey
Ryan McGarvey  Ryan McGarvey  Ryan McGarvey
Ryan McGarvey     Ryan McGarvey     Ryan McGarvey     Ryan McGarvey
Ryan McGarvey     Ryan McGarvey     Ryan McGarvey     Ryan McGarvey
Ryan McGarvey     Ryan McGarvey     Ryan McGarvey     Ryan McGarvey
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