Meet & Greet mit Ryan McGarvey
Einer der Gewinner bei der 'Meet & Greet'-Verlosung in unserem Magazin hatte sich für das Konzert in Mook entschieden. Da fügte es sich perfekt in die Planung ein, dass RockTimes auch schon vor dem offiziellen Gig im V.O.F De Poort dabei sein konnte. Der sympathische Amerikaner war gerade von einem am Nachmittag gespielten Konzert im niederländischen Wijk bei Duurstedte eingetrudelt und machte nach einem dreistündigen Konzert einen richtig aufgeräumten Eindruck. Die Gewinner und McGarvey kamen ins Gespräch und konnten darüber hinaus auch beim Soundcheck dabei sein. In dieser Angelegenheit war der junge Mann Perfektionist und es hatte den Anschein, als habe sein Vater mit geschultem Ohr das letzte Wort in Sachen Klang-Qualität. Natürlich hatte McGarvey vor dem Auftritt noch Zeit für ein Foto mit dem Gewinner von den zwei 'Meet & Greet'-Karten. Selbstredend war darin natürlich auch das Konzert inbegriffen.
Es tummelten sich viele emsige Leute auf der Bühne und neben dem bekannten Fender-Amp wurde ein weiterer Verstärker platziert. Dieser wurde von Peter van Weelden gebaut und persönlich aufgestellt. Zu seinen Kunden zählen Eddie van Halen, Michael Katon, Richie Sambora( Bon Jovi), Tony Spinner, Joe Bonamassa oder Paul Crook ( Anthrax, Meat Loaf). McGarvey wollte den Amp auch unter Live-Bedingungen testen. Schon während der ersten Songs konnte man sich als Hörer von den voluminösen Klang-Qualitäten des Equipments überzeugen.
Mit etwas Zeit-Verzögerung ging es dann kurz nach 21:00 Uhr endlich los. McGarvey & Co. hatten noch keinen Ton gespielt und wurden nach der Ansage mit lautem Beifall begrüßt. Der Auftritt in Mook war für mich erst das dritte Konzert des Mannes aus Albuquerque, aber für überschwängliche Begeisterung sorgte er jedes Mal. Kaum zu glauben, aber die Setlist wurde immer noch von Forward In Reverse-Nummern gespeist. Diese Stücke steckten in einem gewissen Grundgerüst, sodass seine beiden sehr versiert auftretenden Begleiter Justin McLauchlin (Bass) sowie Bjorn Hamre (Schlagzeug) die Dramaturgie eines Liedes kannten. Allerdings konnte man beobachten, dass es stets eine (auch nonverbale) Kommunikation zwischen den Musikern gab. Bei der Spontanität des Frontmannes musste die Rhythmusfraktion immer auf Draht sein.
Das Konzert
McGarvey verfügte über eine entwaffnende Magie. Sein Gitarrenspiel war geprägt von Sanftmut, Härte und oftmals steigerten sich seine Emotionen auf den sechs Saiten auch jenseits der Härte. Der Protagonist prägte seine Kompositionen stets durch neue Ideen und Arrangements. Seine Gitarrenkünste waren markant und versiert zugleich. Der Mann verfügte über einen deutlichen Erkennungswert und seine Show-Einlagen waren allemal ein Augen- und Ohrengenuss. Er spielte die von Gebrauchsspuren gekennzeichnete Fender Stratocaster hinter dem Kopf und die Feedback-Orgie (mit der Gitarre auf dem Boden) am Schluss des letzen Tracks der Zugabe ("Hey Joe") durfte auch nicht fehlen.
Davor zelebrierte er Rory Gallaghers "A Million Miles Away". McGarvey war ein Meister der Klang-Kollagen und hatte meines Erachtens auch eine an David Gilmour zu frühen Pink Floyd-Zeiten erinnernde Gitarren-Prägung. Seine sehr persönliche Jimi Hendrix-Ehrung versah er mit einem ungemein intensiv-langen Intro und an dieser Stelle ist es an der Zeit, McGarveys tollen Gesang zu loben. Seine Stimme war ein weiterer Garant für tolle Unterhaltung. Der Gitarrist nutzte dieses Stück zu einem wunderschönen Ausflug in für den Blues Rock nicht unbedingt gewöhnliche Gefilde. Mit "Für Elise" und anderen klasse klassischen Klassikern steigerte er ein ums andere Mal die Begeisterung im Publikum. In den langen Solo-Fahrten über das Griffbrett war der junge Mann ganz bei sich selbst und an seinem Minenspiel konnte man ablesen, wie konzentriert er zu Werke ging.
Die Spielzeiten der Nummern waren nie vorprogrammiert und der Mann nutzte quasi jedes Bauteil seines Arbeitsgerätes, um Klänge zu erzeugen. Fast auf dem Boden kniend beeindruckte er, indem nur am Wirbel der oberen Saite drehte und der Tremolo-Einsatz in einem anderen Stück hatte seine eigene Sprache. Die Treble-Knopf-Einlage auf der Gibson Les Paul war gigantisch, schnell und furios zugleich. Der Begriff 'Stakkato' wurde von McGarvey neu definiert. Aus meiner Sicht war das hintereinander gespielte Song-Dreieck "Sweet Angel", "Joyride" sowie "Blue Eyed Angel" pure Magie.
Bediente er mit seinem rechten Fuß das Wah Wah-Pedal, wurde der Blues Rock ins Universum gebeamt. McLauchlin und Hamre sorgten dabei für einen erdigen Groove. McGarvey erwies sich während des Gigs als tonaler Feuerwerker allererster Güte. Selbstverständlich kam auch das Bottleneck zum Einsatz. Immer, wenn man meinte 'das war der Höhepunkt', konnte diese Einschätzung offensichtlich durch den jungen Meister aller 12-Takter-Klassen konterkariert werden. Ryan McGarvey sorgte wieder einmal für die perfekte Vollbedienung in Sachen Blues Rock und er hat die Gabe, einen so sehr in seinen Bann zu ziehen, dass die reale Umgebung wie in einem Traum immer weiter in den Hintergrund verschwindet.
Wenn die Entwicklung des Gitarren-Zauberers so weitergeht, stehen uns noch weitere bemerkenswerte Konzerte (und hoffentlich endlich auch neue Alben) ins Haus. Randbemerkung: Bei einem Song hielt ein neben mir stehender Mann sein Handy in Richtung Bühne. Auf meinen fragenden Blick sagte er mir, dass seine Freundin in Amerika mithörte. Sie würde McGarvey so gerne live sehen ...
Wir bedanken uns bei Manni Küsters für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Ryan McGarvey (guitar, harmonica, vocals)
Justin McLauchlin (bass)
Bjorn Hamre (drums)
|