Sarah MacDougall / The Greatest Ones Alive
The Greatest Ones Alive Spielzeit: 37:54
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 08.11.2011


Markus Kerren
Unser Wolfgang hat euch die in Schweden geborene und mittlerweile in Kanada ansässige Sarah MacDougall ja bereits in seinem Review zum Vorgänger-Album Across The Atlantic ausgiebig vorgestellt, sodass ich diesbezüglich keine weiteren Worte zu verlieren brauche. Musikalisch hat sich aber offensichtlich so einiges im Hause der Kanadierin geändert. Denn hatte mein Kollege sich in seinem Review noch kopfkratzend Fragen wie
»Was macht die Musik so ungewöhnlich?
Ist es die manchmal auf den ersten Eindruck hin nicht gerade passende Instrumentierung?
Ist es die Stimme, die zwischen gelangweilt und frech erscheint?
Sind es die die mitunter ungewöhnlichen Kompositionen?«
gestellt, so haben wir es bei "The Greatest Ones Alive" mit einem sehr angenehmen, ruhigen, ausgeglichenen, emotionalen und wunderbar eingängigen Album zu tun, das einfach nur sehr schön anzuhören ist. Sämtliche zehn Tracks fallen ins Folk- bzw. Singer/Songwriter-Genre und perlen sehr ansprechend durch die Boxen.
Mich erinnert der Gesang von Sarah MacDougall sehr oft und sehr angenehm an den der göttlichen Melanie bei deren ruhigeren Titeln. Eine ganz leicht angeraute Stimme, die den Spagat schafft, sowohl sehr emotional zu sein wie auch in sich zu ruhen. Das hat durchaus Klasse! Die neuen Tracks werden durchweg von der Akustik-Gitarre der Protagonistin bestimmt, allerdings auch immer wieder mal von Streichern (Violine und Cello), Tasten oder einer Pedal Steel verfeinert.
Meine Lieblings-Nummer hört auf den Namen "It's A Storm (What's Going On?)", die eine dichte herbstliche und somit auch melancholische Atmosphäre versprüht. Nach den schönen und sehr persönlich wirkenden Strophen (von den erwähnten Streichern unterlegt) prägt sich der Refrain durch den Einsatz eines tollen Chores sehr schnell ins Langzeitgedächtnis ein. Aber auch der Opener "Sometimes You Lose, Sometimes You Win" spielt bereits mit dieser unterschwellig immer vorhandenen Melancholie, wie sie passender zur momentanen Jahreszeit nicht sein könnte. Die von Matt Rogers gespielten Instrumente (Piano, Orgel, Glockenspiel) tun ihr Übriges dazu.
Bei "Permafrost" ist einmal mehr diese wunderschöne wie todtraurige Pedal Steel im Einsatz, während die Wahl-Kanadierin von einem sehr einsamen Zeitabschnitt in ihrem Leben singt. Wie auch im flotteren Titelsong hat man immer wieder das angenehme Gefühl, dass einem gerade Geschichten von einer guten Bekannten, die einem gegenüber sitzt, erzählt werden. Gewürzt mit tollen Melodien kommt außerdem sehr gut, dass trotz aller Traurigkeit auch immer wieder Optimismus und Hoffnung verbreitet werden.
Ebenfalls flott nach vorne geht "It's My Place" (And I Want It)", das durch seine stark gesetzten wie eingängigen Gesangs-Melodien einfach nach Radioeinsätzen schreit. Ein Stück, das süchtig machen kann. "We're All Gonna Blow Away" beendet die Scheibe dann passend auf einer sehr ruhigen Note mit einem tollen Harmonium. Als Anspieltipps seien die beiden herausragenden Tracks "It's A Storm (What's Going On?)" und "It's My Place (And I Want It)" sowie der Titelsong plus das (Country-) rockigste Stück "Song #43" genannt.
Gesanglich schwebt die bereits erwähnte Melanie wie eine Zitadelle über dieser Scheibe. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, dies als Minuspunkt anzusehen, denn die MacDougall überzeugt mit ihren Vocals durchaus. Und dies, kombiniert mit starkem Songwriting, dem warmen Sound und den cleveren Arrangements macht das Album schließlich zu einem sehr guten. Ich empfinde es gar als Wohltat für die Seele, was der Scheibe noch viele Durchläufe in meinem Player bescheren wird. Checkt die Lady mal aus, denn hier wird richtig gutes Material geboten!
Line-up:
Sarah MacDougall (lead & background vocals, acoustic guitars, electric guitar - #5)
Matt Rogers (bass, organ, piano, glockenspiel, Wurlitzer, nylon & electric guitars, background vocals)
Shawn Killaly (drums & percussion, tambourine)
Tim Tweedale (Weissenborn)
Patrick Metzger (bass - #2,3,6,7,9)
Bob Hamilton (pedal steel & background vocals - #4)
Meredith Bates (violins - #6,8)
Evan Bates (cello - #6,8)
Patrick Hamilton (bells - #6)
Annie Avery (harmonium - #10)
Awna Teixeira (background vocals - #3,6,9)
Kim Beggs (background vocals - #10)
Kim Barlow (background vocals - #10)
Gordie Tentrees (background vocals - #10)
Tracklist
01:Sometimes You Lose, Sometimes You Win
02:It's My Place! (And I Want It)
03:The Greatest Ones Alive
04:Permafrost
05:Mmm
06:It's A Storm (What's Going On?)
07:Song #43
08:Unwork
09:Cold Night
10:We're All Gonna Blow Away
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