Shane MacGowan ist auch so ein Weihnachtskind! Wie Lemmy Kilmister und (naja, fast) Keith Richards. Und zumindest für diese drei hat der Weihnachtsmann ohne Zweifel eine erstaunlich starke körperliche Konstitution mit unter den Weihnachtsbaum gelegt. Zumindest wenn man die Tatsache betrachtet, dass die Genannten einen jahrzehntelangen Lebensstil 'überlebt' haben, dem so viele andere Musiker letztendlich nicht gewachsen waren.
Shane MacGowan wurde am 25.Dezember 1957 in England (seine hochschwangere Mutter war auf Familienbesuch) geboren und verbrachte die Jahre bis zu seiner Einschulung auf der Farm seiner Familie im County Tipperary, Irland. Der Umzug in die Großstadt London war ein Kulturschock für ihn. Mehr schlecht als recht kam er dort mit den Lebensumständen zurecht, besuchte eine sehr angesehene Schule, wo er durch glänzende Leistungen auffiel, aber nach einigen Jahren aufgrund einer Festnahme wegen Cannabis-Besitzes nicht mehr geduldet wurde. Soviel zur schulischen Laufbahn eines hochbegabten Teenagers, der sich von da an hauptsächlich auf Musik und die Freuden des Lebens konzentrierte.
Seine erste Band waren die Nipple Errectors, deren für die Öffentlichkeit zu anstößiger Name recht bald in The Nips geändert wurde. Es kam zu Aufnahmen mehrerer Singles und einem Live-Album, die aber alle erfolgsmäßig nichts brachten, außer eben der Erkenntnis, dass Shane ein starker Frontmann und erstaunlich guter Songwriter war. Der streitbar beste Song der Nips war "Gabrielle", der bereits erkennen ließ, welches Potenzial bei MacGowan vorhanden war.
The Nips lösten sich auf und Anfang der achtziger Jahre, als in England nicht selten der offene Rassismus in Form von Schildern auf Pub- und Geschäftstüren mit den Worten »No irish, no blacks, no dogs« zu finden war, gründete er die Band Pogue Mahone (gälisch für 'Leck mich am Arsch'), wobei auch dieser Name aus offensichtlichen Gründen bald geändert werden musste, nachdem die Medien herausgefunden hatten, was er bedeutete. Er wurde dann auf The Pogues gekürzt. In einer Zeit also, in der es in England nichts unpopuläreres gab als irisch zu sein, war Shane MacGowan an vorderster Front und sang, lachte, schrie und höhnte den Rassisten mit Songs, die eine Mischung aus traditioneller irischer Musik und Punk Rock war, ins Gesicht.
The Pogues waren unaufhaltsam und auf der Erfolgsleiter ging es ebenso steil nach oben wie MacGowans (der schon seit frühester Jugend ein starker Trinker war) Alkohol-Konsum. Speziell auf den ersten drei Alben der Band, "Red Roses For Me" (1984), "Rum, Sodomy & The Lash" (1985) und "If I Should Fall From Grace With God" (1988) wird die Genialität von Shanes Songwriting und vor allem Poesie deutlich. Die darauffolgenden Longplayer "Peace And Love" (1989) und "Hell's Ditch" (wieder viel besser) von 1990 litten unter seinem instabilen Gesundheitszustand und der Entscheidung der Band, sich vom ursprünglichen Sound wegzubewegen und weiterzuentwickeln.
Schließlich kam es zur Trennung und MacGowan nahm in der Folge zwei Soloalben ("The Snake" und "The Crock Of Gold") auf, die ebenso wie die noch folgenden Pogues-Alben ohne ihn ("Waiting For Herb" und "Pogue Mahone") nicht an alte Erfolge anknüpfen konnten.
Es gibt unendlich viele Geschichten und Legenden über die Eskapaden und Exzesse des mittlerweile völlig zahnlosen Iren! Viele davon sind wahr, aber noch viel mehr davon sind stark übertrieben oder gar frei erfunden. Und um diesem hahnebüchenen Unsinn und der puren Sensations-Geilheit, dass MacGowan des Lebens müde ist und sich deshalb selbst zu Grunde richtet, mal ein Ende zu bereiten, kommen anbei die folgenden Zitate.
MacGowan selbst auf diesen Punkt angesprochen, sagte schulterzuckend vor Jahren einmal: »Alter Bullshit! Das haben mir die Leute schon vor 30 Jahren erzählt. 'Mach' so weiter und du wirst deinen 20. Geburtstag nicht mehr erleben.' Mindestens die Hälfte von denen schauen sich mittlerweile die Radieschen von unten an. Allmächtiger! Wenn ich keine Lust hätte zu Leben, dann wäre ich schon lange nicht mehr hier!«
Und seine langjährigen Lebensgefährtin Victoria Clarke:
»Die Leute reden immer darüber, dass Shane sterben möchte, was definitiv nicht der Fall ist. Vielleicht entsteht der Anschein, weil ihm seine Ärzte einbläuen, dass er aufhören soll zu trinken, was bei ihm jedoch auf taube Ohren stößt.«
Der Einfluss von Shane MacGowan und The Pogues kann heute bei sehr vielen Bands erkannt werden. Als Beispiele seien hier nur mal The Dropkick Murphy's, The Tossers, Black 47 oder Flogging Molly genannt. Und The Pogues mit Shane MacGowan gibt es ja seit 2001 in (fast) Originalbesetzung auch wieder. Seitdem ziehen sie wieder sporadische Auftritte oder kurze Tourneen durch, die fast ausschließlich vor ausverkauften Häusern stattfinden. Ich habe den guten Shane dreimal persönlich getroffen und während er nie den nüchternsten Eindruck machte, war er aber auch nie so 'komplett abgeschossen', wie uns das bestimmte Teile der Medien immer weismachen wollen.
Shane MacGowan ist immer noch unter uns, hat 30 Jahre Musik-Business mit allem was dazu gehört überlebt und bereitet sich auf die nächsten 20 vor! Herzlichen Glückwunsch vom gesamten RockTimes-Team zum runden Geburtstag! Und, um mal einen alten Spruch von Pete Townshend auszuleihen: »Versuche bloß nicht, in Würde zu altern. Das würde dir nicht stehen«! Ich für meinen Teil trinke heute Abend jedenfalls einen auf dich!
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