Steve Mednick / Sunset At The North Pole
Sunset At The North Pole Spielzeit: 63:46
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 15.02.2009


Markus Kerren
Einmal mehr ein neues Pferd aus dem Stall Hemifrån und einmal mehr ein kleiner Schatz, den es zu entdecken gibt. Steve Mednick legte sein Debütalbum zwar erst Ende des Jahres 2006 vor, aber gute zwei Jahre später hat er nun mit "Sunset At The North Pole" bereits sein fünftes komplettes Langeisen am Start. Das alleine ist schon eine beeindruckende Statistik und lässt neben jeder Menge Arbeitswut auch ein gerüttelt Maß an Inspiration und Kreativität erkennen. Sämtliche Vorgänger-Werke sind mir bisher unbekannt, weshalb ich ganz 'frisch' an das neueste Werk des im Hauptberuf als Anwalt wirkenden Sängers, Gitarristen und Keyboarders herangehen konnte.
Zunächst fällt auf, dass sich Mednick in einer Nische zwischen Americana und Singer/Songwriter sehr wohl zu fühlen scheint. Dann, dass er sowohl modernere Einflüsse (Oasis anybody?) auf sich wirken ließ, als auch ein großer Bob Dylan-Fan zu sein scheint. Soundtechnisch kommt das alles sehr abgespeckt, organisch und warm aus den Boxen. Wobei sich 'abgespeckt' vor allem darauf bezieht, dass man bei der Instrumentierung offensichtlich darauf geachtet hat, die Songs nicht zu überladen.
So schmeicheln sich also neben den obligatorischen Drums und Bass, den akustischen und elektrischen Gitarren nur noch ein paar Keyboards, die Mundharmonika, das Akkordeon, die Mandoline und ein gewisser Bob Loveday an der Violine und Viola in die Tracks. Niemals überfrachtet, sondern gut und ausgefuchst eingesetzt sorgen sie somit für die jeweiligen Sahnestückchen, die die ohnehin schon guten Songs noch besser machen. Der gute Steve ist zwar kein außergewöhnlicher Sänger, hat aber keine Probleme die Stimmung des jeweils anliegenden Songs super rüberzubringen.
Zugegebenermaßen habe ich einige Durchläufe von "Sunset At The North Pole" durchziehen müssen, bis sich die volle Wirkung Steve Mednicks ausgebreitet hat. Wenn es einen dann schließlich erwischt hat, knallt's aber ganz gehörig zwischen den Ohren und der Silberling wird zu einer kleinen Perle. Es gibt zweifelsohne Referenzen, wie zu den bereits erwähnten Oasis (Gesangsmelodie) im Opener "Picking Up My Pipe Dreams" oder auch Bob Dylan wie bei u.a. "The Invisible Wall", inklusive der Harmonika. Aber Steve Mednick hat auch seine ganz eigene Art, einen gefangen zu nehmen.
"The Stones Of Venice" glänzt zum Beispiel mit warmem Piano und der verträumten Mandoline von Bob Loveday, während Mednick gesanglich eher melancholisch unterwegs ist. Eine Stimmung, der danach mit "The Road Home" weiterhin nachgegangen wird. Sehr nachdenklich ist Steve, wenn es um das Leben im Allgemeinen und Menschen im Besonderen geht. Wahrscheinlich ist er kein Grübler, aber es wird deutlich, dass sich der Mann intensiv mit Beziehungen und dem allgemeinen Sinn des Daseins auseinandersetzt.
Highlights stellen auch die beiden Tracks dar, bei denen sich Mednick für die Backing Vocals weibliche Unterstützung in der Person von Annie Bassett und SallyLu Sianni ins Studio geladen hat. Aber auch die stimmlichen Fähigkeiten von Schlagzeuger Eddie Seville kommen im Hintergrund super zur Geltung. Meine persönlichen Highlights scheinen hier ständig zu wechseln. Waren es am Anfang vor allem "A Thousand Thoughts" und "The Invisible Wall", so waren es danach "Shifting Sands" und "Picking Up My Pipe Dreams", um schließlich und ganz aktuell von "Vagabond On The Road" und "Fragments" abgelöst zu werden.
Es gibt jede Menge zu entdecken auf "Sunset At The North Pole", und ich bin dieser Expedition sehr gerne gefolgt. Man kann auf diesem Album keinen Überhammer an sich finden, dafür aber ganze 14 das Ohr umschmeichelnde Geschichten, die sich lohnen, entdeckt zu werden. Wenn sich Steve Mednick weiter so stark nach vorne entwickelt, wie er es laut anderen Stimmen in den letzten zwei Jahren bereits getan hat, dann dürfen wir in Zukunft sicher noch einiges erwarten.
Nur mit einem Punkt der Legende stimme ich nicht überein: Wie Warren Zevon hört er sich nun wirklich nicht an! Aber gut, das muss ja auch nicht sein…
Line-up:
Steve Mednick (vocals, guitars, keyboards, harmonica)
Karl Allweier (double & electric bass, acoustic guitar - #11)
Tony Casagrande (accordion)
Billy Kotsaftis (lead guitars)
Bob Loveday (violin, viola, mandolin)
Eddie Seville (drums & percussion, guitars - #2,5,7, keyboards - #5,10, vocals - #2,7,10,11)
Annie Bassett (vocals - #2,14)
SallyLu Sianni (vocals - #2,14)
Tracklist
01:Picking Up My Pipe Dreams
02:Stuck In The Middle
03:Fragments
04:The Invisible Wall
05:Freewheelin'
06:5761
07:A Thousand Thoughts
08:The Stones Of Venice
09:The Road Home
10:Vagabond On The Road
11:Let Me Tell You
12:Final Steps
13:Wings Of Faith
14:Shifting Sands
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