TE Morris / And You Were The Hunter
And You Were The Hunter Spielzeit: 46:42
Medium: CD
Label: Function Records (Cargo Records), 2013
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 06.09.2013


Markus Kerren
Mein lieber Schwan, das ist schon starker Tobak, was uns der Engländer TE Morris hier mit seinem ersten 'richtigen' Soloalbum präsentiert! Bisher in Erscheinung getreten war der Angelsachse als Frontmann der Band Her Name Is Calla, wobei er in Eigenregie während der letzten anderthalb Jahre wohl auch schon fünf EPs unter eigenem Namen unters Volk gebracht hat.
Tja, wo soll ich anfangen, wo aufhören?? In typischer Singer/Songwriter-Manier trägt der in Leicester ansässige Barde seine Tracks mit Akustikgitarre und teilweise sehr hohem sowie teilweise gedoppeltem Gesang vor. Und dabei taucht er offensichtlich ganz tief in seine Gefühlswelt ab, klagt uns sein Leid und kommt insgesamt ganz fürchterlich bedeutungsschwanger daher. Selbst wenn man die Texte mal außen vor lässt, kommt man kaum daran vorbei, während des Anhörens der hier versammelten zwölf Songs eine ganz dunkle Wolke um sich herum aufzubauen.
Zugegebenermaßen wird hier eine dichte Atmosphäre kreiert, aus der man kaum entrinnen kann und die sich gerade deshalb auch ganz sicher nicht für jeden Tag eignet. Denn ganz ehrlich: Sollte ein Unglücklicher bereits auf dem Balkon stehen und noch überlegen, ob er denn nun springen soll, dann wird er das beim Genuss dieser Scheibe sehr wahrscheinlich auch tun.
Man sollte das jetzt auch nicht unbedingt falsch verstehen, denn ich bin durchaus auch ein Freund melancholischer sowie trauriger Musik, aber diese dreiviertel Stunde an Welt- bzw. persönlichem Schmerz ohne Unterbrechung durchzustehen, erfordert schon Einiges (und ich habe es wahrlich mehrfach versucht). Bei einigen Nummern ist sogar eine komplette Band (wobei hinsichtlich der mitwirkenden Musiker allerdings keine Angaben zu finden sind) am Start, die aber ebenfalls nicht in der Lage ist, weder die Düsternis noch die Weltuntergangsstimmung hinweg zu rocken.
»Alles wird gut, Tom!« möchte man dem Protagonisten quasi unentwegt zurufen, »He, komm', trink' erst mal 'n Bier!« oder »Lass' uns mal ne Folge Seinfeld anschauen!«. Allein der Glaube fehlt, dass sich durch diese Vorschläge irgendetwas an der Gemütslage des Engländers zum Besseren ändern würde. Man darf dem Rezensenten auch durchaus vorwerfen, TE Morris und seine Musik nicht zu verstehen. Aber ehrlich gesagt ist mir mein Leben viel zu kurz, um mich mit diesem Album auch noch selbst in ein tiefes depressives Loch zu manövrieren.
Das mag künstlerisch durchaus ganz wertvoll sein und da auch die Geschmäcker der Musikfans völlig unterschiedlich sind, möge am besten jeder selbst mal ein Ohr riskieren und sich seine Meinung bilden. Einen Anspieltipp zu vergeben wäre sicherlich nicht angebracht, da sich die einzelnen Tracks nichts von ihrer Aura oder dem Qualitätslevel nehmen. So, und ich brauche jetzt erstmal eine gewaltige Dosis "Sunshine Reggae", um auch nur ansatzweise wieder zurück in der 'normalen' Welt zu landen.
Alles wird gut!
Tracklist
01:Bright Spark
02:The Long Distance Runner
03:Provenance
04:Cellar Door
05:Haven
06:And You Were The Hunter
07:Memorial Day
08:Aliana
09:Hopeless
10:I Was The Last One
11:After The War Ends
12:Love Can Do All But Raise The Dead
Externe Links: